Essen-Südviertel. Der Verein Kaufhaus Süd in Essen hatte zur Putzaktion im Südviertel aufgerufen. Helfer sammelten Müll und staunten, was Leute alles wegwerfen.

Es war die erste Aktion des neu gegründeten Händlervereins Kaufhaus Süd und der Vorstand freute sich über das große Engagement aller Beteiligten. 25 freiwillige Helfer waren am Wochenende unterwegs, um im Südviertel herumliegenden Müll einzusammeln. 13 Säcke Unrat kamen zusammen, zudem gehörten eine Campingtoilette und ein ausrangiertes Sofa zu den Funden.

Coronaregeln hatten einige Einschränkungen zur Folge

Auch interessant

Als die erste Einsatzgruppe mit Rollkarren und Greifzangen vom Hof des Küchenstudios Menger an der Witteringstraße losgezogen war, bot auch schon ein vorbeikommender Passant seine Hilfe an und wollte sich dem Team anschließen. Doch in Corona-Zeiten gelten andere Vorzeichen. Oliver Deutloff, zweiter Vorsitzender, musste dem Interessent eine Absage erteilen und warb um Verständnis. „Fünf Gruppen à fünf Personen laufen je anderthalb Stunden“, so Deutloff. „Mehr ist wegen Corona nicht erlaubt.“ Die Runden dürfen wegen der Hygieneauflagen nicht gleichzeitig stattfinden. „Wir starten mit 30 Minuten Abstand.“

Sternförmig brachen die Gruppen von der Witteringstraße auf und durchquerten das Quartier. Schon nach wenigen Metern stieß die erste Gruppe auf reichlich Abfall: eine Bananenschale, drei leere Schnapsflaschen, eine Brötchentüte und ein Wust an Luftschlangen steckten zwischen Bodendeckern an einer Litfaßsäule.

Helfer schreiben Meldung an die Essener Entsorgungsbetriebe

Helferin Barbara Rörig staunte noch über die Mengen, die schon nach kurzer Zeit zusammengekommen waren, als schon der nächste Fund wartete. Da hatte irgendwer an einer Hausecke eine beige-braune Campingtoilette abgestellt. Rörig konnte da nur den Kopf schütteln über die Unbekannten, die das Chemieklo hier deponiert hatten. Obgleich tragbar und kompakt – in die runde Tonne passte das eckige Porta Potti jedenfalls nicht. Deutloff hat mit dem Smartphone ein Foto aufgenommen. „Das schicken wir an die Essener Mängelmelder-App“, erklärt der 52-Jährige. Das Team hofft, dass die Entsorgungsbetriebe die Abfuhr in den nächsten Tagen erledigt.

Zwei weitere Vereinstreffen sind in Planung

Kaufhaus Süd war lange Zeit ein loser Verbund von Kaufleuten aus dem Südviertel. Inzwischen ist der Zusammenschluss ein Verein, dem inhabergeführten Geschäfte und Anwohnern aus dem Essener Südviertel angehören.

Wer sich dem Verein anschließen möchte, kann sich an den Vorsitzenden Paul Walther wenden. Kontakt: info@kaufhaussued.com. Der Mitgliedsbeitrag kostet für Privatleute 60 €, für Unternehmer 120 € pro Jahr.

Die nächsten Vereinstreffen sind am 2. November und am 1. Dezember, jeweils um 19 Uhr im Unternehmen Menger, Witteringstraße 92. Um Anmeldung wird gebeten: info@kaufhaussued.com

Student Assel Hamada (24), der zwar nicht mehr im Südviertel wohnt, aber unbedingt in seiner früheren Heimat mit reine machen wollte, zeigt ein Knäuel schmutziger Handtücher. Das hat er aus einem Laubhaufen gezogen. Zudem stießen die Müllsammler auf einige Hundekotbeutel. Warum, so fragen sich die Helfer, werfen die Besitzer der Vierbeiner solche Beutel, wenn sie sie schon kaufen, nicht in einen Abfalleimer?

Verein plant bereits eine Neuauflage der Aktion im nächsten Jahr

Eine der Helferinnen holte Müll aus der Hecke am Spielplatz Ernastraße.
Eine der Helferinnen holte Müll aus der Hecke am Spielplatz Ernastraße. © Kerstin Kokoska | Foto:

Auch Corona-Einwegmasken standen auf der Fundliste ganz oben, neben Trinkpäckchen, Zigarettenschachteln, Kippen und Pappe. Am Isenbergplatz entdeckte ein anderes Fünfer-Team ein Ledersofa, an der Moltkestraße einen Karton mit gemischtem Inhalt. Zu erwähnen sind noch zwei Grills im Stadtgarten sowie ein Computergehäuse. Schließlich habe man auch ein komplettes Damenoutfit inklusive Stöckelschuhe gefunden, berichtete der Vereinsvorsitzende Paul Walther.

Als Dank an die Helfer gab es am Ende kalte Getränke und Grillwurst im Hof des Küchenstudios – wegen Corona mit Abstand und wiederum in Gruppen nacheinander. Im nächsten Jahr soll wieder Müll gesammelt werden.

Abgesagt hat der Verein aufgrund von Corona den beliebten Wintermarkt. Doch einen Lichtblick soll es zum Ausklang des Jahres 2020 noch geben: Das Kaufhaus Süd beteiligt sich mit einer Bude am lebendigen Adventskalender. Der ist seit 2010 Tradition im Quartier.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Essen. Den Essen-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]