Essen. Werden die verpönten Heizpilze in diesem Winter in Essen wegen Corona erlaubt? Der Gastroverband fordert dies. Nun ist die Politik am Zug.

Heizpilze sind als Klimasünder verpönt. In Essen sind sie deshalb seit 2012 im öffentlichen Raum verboten. Doch um der gebeutelten Gastronomie zu helfen, könnte es in diesem Winter eine Ausnahme geben. Essen würde damit Städten wie Lüdenscheid folgen, die das Verbot jetzt ausgesetzt haben. Auch Ministerpräsident Armin Laschet hatte sich dafür ausgesprochen.

Am Donnerstag wird der zuständige Bau- und Verwaltungsausschuss des Stadtrates darüber diskutieren. Das Thema bringt die Verwaltungsspitze auf die Tagesordnung. Sie hatte sich damit bereits am Dienstag beschäftigt. „Die Verwaltung erkennt durchaus an, dass die Gastronomie auch in den Wintermonaten Unterstützung benötigt“, teilte Stadtsprecherin Silke Lenz auf Nachfrage mit.

Hotel- und Gaststättenverband Essen für eine Erlaubnis von Heizpilzen

Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Essen würde es begrüßen, wenn Heizpilze in diesem Herbst und Winter erlaubt werden. „Die Außengastronomie sollte die Heizpilze, auch wenn sie ideologisch verpönt sind, einsetzen dürfen, um die Außensaison zu verlängern“, sagte der Essener Dehoga-Vorsitzende Reinhard Schriever und betonte: Umweltbewusstsein sei wichtig, „es darf aber auch nicht sein, dass die Wirtschaft den Bach runtergeht.“

Schriever, der das Hotel und Restaurant Sengelmannshof in Kettwig besitzt, appellierte dennoch an seine Kollegen. „Wer sich neue Heizgeräte anschafft, sollte elektrische wählen.“ Diese seien weniger umweltschädlich als die mit Gas betriebenen.

Die Essener Gastronomie leidet nach wie vor unter den Corona-Folgen. So dürfen die Gastronomen wegen der Abstandsregeln häufig weniger Tische im Innenraum aufstellen. Dadurch fehlen ihnen Umsätze. Außenplätze können das kompensieren. Außerdem würden Gäste aus Angst vor Ansteckung lieber an der frischen Luft sitzen, berichtet Schriever.

Interessengemeinschaft Rüttenscheid: Erlaubnis wäre nur konsequent

Unterstützung erhält der Dehoga von der Interessensgemeinschaft Rüttenscheid (IGR). „Eine Erlaubnis würde den Gastronomen gerade in der derzeitigen Lage helfen“, betonte der IGR-Vorsitzende Rolf Krane. Aus seiner Sicht wäre eine entsprechende politische Entscheidung außerdem konsequent. Denn indem Stadt und Politik bereits eine Ausweitung der Außengastronomie gestattet haben, sei das Problem für die Gastronomen überhaupt erst entstanden, sagte Krane. Gastronomen, die Tische auf angrenzenden Parkflächen aufstellen dürfen, bliebe nämlich nichts anderes übrig, als im Winter Heizgeräte dort einzusetzen.

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Unterstützung erhalten die Gastronomen auch aus ungewohnten Reihen. So spricht sich der Grünen-Bundestagsabgeordnete Kai Gehring für eine befristete Erlaubnis von Heizgeräten aus. „In dieser speziellen Ausnahmesituation und mit Blick auf den Gesundheitsschutz würde ich die grundsätzliche Ablehnung von Heizpilzen zurückstellen, um Orte der Geselligkeit und Begegnung zu erhalten“, erklärte er. Wichtig sei ihm, dass geprüft wird, welche Heiztechnik die geeignetste ist. Allerdings sollten Gastronomen zuallererst andere Optionen wie Überdachungen, Zelte und Decken erwägen.

Heizgeräte sind in Essen auf öffentlichen Flächen seit 2012 verboten

Derzeit ist die Regelung in Essen wie folgt: Auf öffentlichen Flächen sind Heizgeräte jedweder Art untersagt. Geregelt ist das in den Sondergenehmigungen der Stadt. Das betrifft nicht nur Heizpilze sondern auch Heizstrahler, egal ob sie mit Propangas- oder elektrobetrieben sind. Das Verbot greift jedoch nicht, wenn solche Heizgeräte auf privaten Flächen oder an Hauswänden angebracht sind.

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Die Stadt verweist dabei auf die Klimaschädlichkeit der Heizgeräte: So verbrauche ein mit Propangas betriebener Heizstrahler je nach Einstellung 0,4 bis 1 Kilogramm Gas pro Stunde und setze dabei 1,2 bis 3 Kilogramm Kohlendioxid frei.

Als Vergleich führt die Stadt einen mit Gas betriebenen Mittelklassewagen an. Dieser stößt demnach etwa 150 Gramm Kohlendioxid pro gefahrenem Kilometer aus. Bis er die gleiche Menge Kohlendioxid erzeugt hat wie ein Heizpilz in einer Saison, fahre das Auto etwa 4000 bis 10.000 Kilometer.

Die Stadt wirbt daher seit Jahren bei den Gastronomen dafür, im Sinne des Klimaschutzes auf Heizgeräte zu verzichten und auf Alternativen zurückzugreifen.

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