Essen-Rüttenscheid. Um mehr Gäste bewirten zu können, nutzen zahlreiche Gastronomen in Essen-Rüttenscheid Parkplätze vor ihrer Kneipentür. Das führt zu Kritik.

Viele Wirte kämpfen um ihre Existenz und ziehen dafür alle Register. Eine Reihe von Gastronomen sind dazu übergegangen, auf den Parkplätzen vor ihrem Lokal Tische und Stühle aufzustellen. Seit der Rat der Stadt im Juni dazu den Weg geebnet hat, machen allein entlang der Rüttenscheider Straße über ein halbes Dutzend Betriebe von dem Angebot Gebrauch.

Betreiber in Essen-Rüttenscheid bezahlt für Genehmigung insgesamt 220 Euro

Gebühr richtet sich nach Ortslage der Gaststätte

Nach Angaben der Stadt entfallen durch den Umbau der Rüttenscheider Straße in eine Radtrasse 13 der 377 Parkplätze.

Die Höhe der Gebühr für Außengastronomie ist abhängig von der jeweiligen Lage der Gaststätten. In Citylage ist die Abgabe teurer als am Stadtrand und liegt zwischen 0,80 und 2,50 Euro pro Quadratmeter und Monat.

Der Dehoga-Kreisverband Essen (Deutsches Hotel- und Gaststättengewerbe) hatte zur Einführung die Außengastronomie als Trumpfkarte für Gastwirte bezeichnet.

Fred Krause, Inhaber des italienischen Restaurants „Il Pomodoro“, ist froh, dass er auf diese Weise den Platz ausweiten kann. Aufgrund der Abstandsregelungen könnte er eigentlich nur noch die Hälfte an Gästen unterbringen. Indem er aber alle Möglichkeiten der Außenbereiche ausschöpfe, und dazu würden nun mal auch die beiden Parkplätze zählen, könne er den Platzverlust wieder ausgleichen. Für sein zweites Lokal, die Tapasbar Palayo, habe er einen Antrag gestellt, warte aber noch auf eine Genehmigung. Dass er für das Pomodoro 220 Euro zahlen müsse, mit denen er eine Erlaubnis für drei Monate erhalten habe, sei aus städtischer Sicht durchaus nachvollziehbar. Es gebe aber auch Kommunen, die würden den Gastronomen für solche Lösungen kein Geld abverlangen.

Brauereichef begrüßt das Angebot der Stadt

Brauereichef Thomas Stauder spricht indes von einer „tollen Hilfe“, mit der die Stadt nach vorne gegangen sei. Denn man solle sich nichts vormachen, aber Biergärten oder generell alle Plätze von Kneipen unter freiem Himmel würden doch einen großen Zuspruch finden. Daher könne er das Angebot der Stadt nur begrüßen. Zudem dürfe man auch nicht vergessen, dass die Gaststätten nicht nur durch die Abstandsregeln in Bedrängnis geraten würden, sondern auch deshalb mit Umsatzverlusten zu kämpfen hätten, weil eine Vielzahl von öffentlichen Veranstaltungen wie auch privaten Feiern ausfallen würde.

https://www.waz.de/staedte/essen/ruettenscheid-suedviertel-holsterhausen/gaeste-aktion-zur-rettung-der-kneipen-in-essen-ruettenscheid-id229186098.htmlAls Dzenan Karalic, Geschäftsführer des Miamamia am Stern, von der Entscheidung der Stadt gehört hatte, wandte er sich ebenfalls sofort an die Verwaltung. Auch wenn er nun eine Gebühr zahlen müsse, möchte er die Möglichkeit nicht missen. Bis Oktober habe er die Genehmigung und habe vom ersten Tag an festgestellt, dass sich die Ausweitung lohne. „Wie alle anderen Gastronomiebetriebe müssen auch wir nun mal mit den Einschränkungen leben.“ Wenn man die Außenfläche vergrößern könne, gehe damit doch eine gewisse Entlastung einher.

Kaufleute bemängeln die Regeln für die Parkplatznutzung

Trotz des großen Zuspruchs aus dem Gastgewerbe gilt die Parkplatzumwandlung aber durchaus als ein „heißes Eisen“, wie es ein Kaufmann formuliert. Denn sosehr es Wirte freuen mag, beschweren sich doch manche Händler über die Umnutzung. In Rüttenscheid mangele es ohnehin schon an Parkplätzen, so der Vorwurf. Durch das Entgegenkommen der Stadt müsse man auf weitere Plätze verzichten. Zudem würden gerade jetzt, in Zeiten des Umbaus, auch manche Parkflächen gar nicht erreichbar sein oder wie im Bereich Martinstraße/Wehmenkamp von den Baufirmen als Lagerstätte genutzt. Auf die Kaufleute werde folglich zu wenig Rücksicht genommen, obwohl doch auch sie maßgeblich zur Anziehungskraft von Rüttenscheid beitragen würden. Bedenklich finden sie, wie aus Händlerkreisen zu hören war, dass die Parkplätze auch zu den Zeiten an eine Kneipe vergeben seien, wenn man dort überhaupt kein Publikum antreffe. Denn in einigen Lokalen würde doch tagsüber kein Betrieb herrschen, sondern erst in den Abendstunden.

Für das Miamamia treffe eine solche Kritik allerdings nicht zu, sagt Karalic. Der Außenbereich ziehe den ganzen Tag über viele Leute an.

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