Essen-Rüttenscheid. Eine Petition fordert, die erweiterte Außengastronomie in Essen-Rüttenscheid zu erhalten. Der Wegfall von Parkraum ruft Händler auf den Plan.

Ob die Zahl der Parkplätze in Rüttenscheid ausreicht, diese Frage führt immer wieder zu äußerst kontroversen Diskussionen. Die Debatte gewinnt nun erneut an Fahrt durch eine Forderung, die der Rüttenscheider Daniel Senzek mit einer Petition erhebt. Er möchte erreichen, dass die erweiterte Außengastronomie in Rüttenscheid zu einer Dauerlösung wird. Für diese Flächen erlaubt die Stadt den Wirten – unter bestimmten Voraussetzungen – auch Parkplätze zu benutzen.

Wirte sehen erfreulichen Effekt für die Kneipenszene

Bei vielen Gastronomen ruft der Vorstoß – naturgemäß – ein äußerst positives Echo hervor. Gabriel Gedenk, Betreiber der Kneipe „Banditen wie wir“, ist beispielsweise der Auffassung, dass die Stadt Essen dem guten Beispiel gefolgt sei, das andere Kommunen wie Wuppertal schon längst praktizieren würden. Vor allem kleinere Gaststätten seien auf solche Möglichkeiten angewiesen. Von einer guten Lösung spricht auch Patrick Ampütte und sieht erfreuliche Effekt für die Gastroszene. Er gibt aber auch zu bedenken, ob die Handhabe in den Wintermonaten gebraucht werde. Da wäre es doch überlegenswert, die Flächen wieder als Parkplätze zu verwenden. Mit großem Aufwand sei der Wechsel auch kaum verbunden, denn man müsste nur ein paar Europaletten entfernen.

Zusätzliches Parkhaus errichten

Schmuckhändlerin Judith Martini hält es für angebracht, über den Bau eines Parkhausesnachzudenken. Wenn an anderen Stellen Parkplätze wegfallen, dann müsse doch ausreichend Ersatz geschaffen werden. Rüttenscheid brauche nun mal den Parkraum.

Die Kritik an der Parkplatz-Regelung entzündet sich auch daran, dass eine Reihe von Gastrobetrieben erst in den Nachmittags- und Abendstunden öffnen. In den Zeiten bis dahin stünden die Parkbuchten aber nicht zur Verfügung.

Unter den Händlern entlang der Rü gibt es indes eine Reihe sehr kritischer Stimmen, die den Verzicht auf die Parkplätze als Gefahr für den Standort ansehen. Durch den aktuellen Umbau der Rü würde schon Parkraum wegfallen, da könne man es nicht akzeptieren, wenn noch weitere Plätze verschwinden, meint Rosa Crespo Martínez, Geschäftsführerin des Schuhgeschäfts Salve!. Schon jetzt habe man mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Die Kaufleute in Rüttenscheid seien maßgeblich auf auswärtige Kunden angewiesen, die nun mal mit dem Auto anreisen würden.

Händler hält die Sonderregelung für ungerecht

Goldschmiedemeister Carsten Fischer, zugleich Geschäftsführer von „Fischermen Shoes“, findet es vollkommen ungerecht, dass den Wirten eine solche Sondererlaubnis erteilt werde. Dann müsste man konsequenterweise doch auch Händlern, die ebenfalls unter den Corona-Folgen leiden, zusätzliche Parkplätze zur Verfügung stellen. Auf diese Weise lasse sich zumindest die Erreichbarkeit verbessern. Fischer sieht aber nicht nur Gefahren für seine eigenen Geschäfte, sondern auch für den gesamten Handel. Ob sich die Gastronomie am Ende wirklich einen Gefallen tue, diese Frage könne man durchaus stellen. Die Rüttenscheider Szene lebe doch auch von Gästen aus dem Umland. Zugleich sieht Fischer die Notwendigkeit, dass alle Beteiligten in Rüttenscheid, von den Kaufleuten bis hin zu den Wirten, zusammenhalten, um den Stadtteil weiter nach vorne zu bringen.

Initiator will am Wochenende Unterschriften sammeln

https://www.waz.de/staedte/essen/ruettenscheid-suedviertel-holsterhausen/essen-ruettenscheid-gaeste-freuen-sich-ueber-kneipenoeffnung-id229113359.htmlEin Lebensmittelhändler, der nicht genannt werden möchte, schlägt indes noch andere Töne an. Die Gastronomie trage doch ganz erheblich zur Atmosphäre bei und ohne sie hätte Rüttenscheid nun mal nicht den Ruf, den der Stadtteil in Essen und darüber hinaus genieße. Die Sorge, dass der „Charakter und der Charme“ von Rüttenscheid verloren gehen könne, hat schließlich auch Daniel Senzek keine Ruhe gelassen. Als seine Idee bei einigen Wirten und im Freundeskreis Gefallen fand, „habe ich mich dann zu dem Schritt entschlossen“. Der 35-Jährige möchte nicht nur über das Internetportal change.org Unterstützer finden, sondern möchte auch am Wochenende in den Kneipen Unterschriften sammeln. Rund vier Wochen lang soll die Aktion dauern, dann sollen die Listen der Stadtverwaltung übergeben werden.

Zu Kompromissen zeigt sich Senzek durchaus bereit. Wie Patrick Ampütte sieht er auch er, dass im Winter die Außengastronomie nicht in dem Maße gefragt sei wie zu den anderen Jahreszeiten. Doch eine geeignete Lösung, lasse sich doch gewiss finden, sagt Senzek.

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