Essen.. Nach der Messerattacke am 9. April übten zwei Brüder und der Sohn des Niedergestochenen Rache, so die Staatsanwaltschaft. Oberbürgermeister Thomas Kufen und Ordnungsdezernent Christian Kromberg besuchen trauernde Familie.

Nach den letztlich tödlichen Schüssen auf den Deutsch-Libanesen Moe K. auf offener Straße in der Nordcity hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die drei inhaftierten mutmaßlichen Täter erhoben. Der 46-jährige Mahmoud K., der mit einer großkalibrigen Waffe auf den 21-Jährigen geschossen haben soll, und dessen Bruder (35) werden sich wegen gemeinschaftlichen Mordes vor Gericht verantworten müssen. Ein 20-jähriger Neffe der beiden soll bald wegen Beihilfe zum Mord auf der Anklagebank sitzen.

Dies berichtete am Montag Staatsanwältin Elke Hinterberg, die damit gleichzeitig offiziell bestätigte, dass Moe K. am Samstag im Krankenhaus gestorben ist, nachdem er zwei Monate vergeblich mit dem Tod rang. Zu schwer waren die Verletzungen, die der 21-Jährige „durch mindestens sechs Kugeln“, so Hinterberg, am 9. April erlitten hatte. Noch am vergangenen Freitag hatte die Staatsanwältin Anklage wegen versuchten Mordes gegen das Trio erhoben. Wenige Stunden später aber starb das Opfer. Nun steht ein vollendeter Mord im Raum. Um die Anklage zu ändern, „werde ich einen entsprechenden Antrag bei Gericht stellen“, kündigt Hinterberg an.

Jahrelange Familienfehde verschärfte sich seit April

Eine weitere Anklage richtet sich gegen den 29-Jährigen, der am Morgen des Tages der eskalierenden Gewaltexzesse unter libanesischen Familien in der Fußgängerzone der Innenstadt einen 44-jährigen durch Messerstiche in den Hals schwer verletzte. Der Angreifer soll sich nach dem Willen der Staatsanwaltschaft wegen versuchten Totschlags vor dem Schwurgericht des Amtsgerichts verantworten. Die drei Männer, die Stunden später Moe K. vor dem Grill-Lokal „Arabesk“ auflauerten, wollten gegen 23 Uhr offenbar Rache für die blutige Messerattacke direkt vor dem Schuhgeschäft „Görtz“ nehmen. Bei den Beschuldigten handelt es sich um zwei Brüder und den Sohn des niedergestochenen Opfers, sagt Hinterberg.

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Nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler schwelt seit Jahren ein Streit zwischen den Mitgliedern der beiden beteiligten Familien. Seit April des vergangenen Jahres habe sich der Zwist allerdings merklich verschärft – vermutlich durch die Trennung eines verheirateten Paares. Bei dem Ehemann handele es sich um das Opfer des Messerangriffs. Mehrere weitere Verfahren, die aus der familiären Auseinandersetzung resultieren, seien mittlerweile vor dem Amtsgericht anhängig, so Elke Hinterberg.

Um weiteren möglichen Racheakten vorzubeugen, hat die Polizei direkt nach dem Tod des 21-Jährigen Gespräche mit den engsten Angehörigen geführt, sagt Behördensprecher Ulrich Faßbender. Man wolle sich ruhig verhalten, hieß das Versprechen.

OB Thomas Kufen warnt trauernde Familie vor Selbstjustiz

Wie brisant dieser Mordfall ist, lässt sich auch an der Tatsache ablesen, dass Oberbürgermeister Thomas Kufen und Ordnungsdezernent Christian Kromberg sich am Sonntag in ungewöhnlicher Form einschalteten. Sie sind zu der Moschee an der Haus-Berge-Straße gefahren, in der Moes Familie trauert. Kufen und Kromberg, so heißt es, hätten nicht nur ihr Beileid ausgedrückt. Mit sehr mahnenden Worten habe der OB vor Selbstjustiz gewarnt und bekräftigt, dass der deutsche Rechtsstaat und seine unabhängige Justiz die passende Antwort auf dieses schwere Verbrechen geben würden.

Dem Vernehmen nach soll die Beisetzung des 21-Jährigen an diesem Dienstag erfolgen.