Essen. Hinter den Ambitionen von Vorstandschef Michael Feller bei der Rheinbahn steckt mehr als nur ein Karrierewunsch. Die Evag steht unter Druck. Eine Analyse.
Bei der Evag wächst die Unruhe - und das nicht nur weil Vorstandschef Michael Feller sich in Richtung Düsseldorfer Rheinbahn AG verabschieden könnte. Jüngste Andeutungen von Oberbürgermeister Reinhard Paß bei einem Wahlkampfauftritt, man solle sich beim öffentlichen Personennahverkehr „etwas mehr auf Private stützen“, haben die Debatte um die grundsätzliche Zukunft der Evag befeuert.
Gemeint hat der OB wohl nur, Evag-Linien stärker mit Hilfe privater Busunternehmen zu bedienen. Doch bei der Gewerkschaft Verdi gingen die Alarmglocken an: „Erforderlich wäre jetzt mal Wertschätzung gegenüber den Beschäftigten, statt das Damoklesschwert der Privatisierung kreisen zu lassen“, fordert Verdi-Sekretär Rainer Sauer. Genannt wird der OB nicht. Aber man ahnt, wer gemeint ist.
Michael Feller mag nicht zum Abwickler der Evag werden
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Tatsächlich hegt auch Reinhard Paß einige Zweifel, ob die Evag so effizient aufgestellt ist, wie es sein könnte. Regierungspräsidentin Anne Lütkes hatte als Überwacherin der Stadtfinanzen die Essener Stadtvertreter bereits vor Monaten ins Gebet genommen und neben der Bochumer „Bogestra“ auch die Rheinbahn als Unternehmen mit besseren Kennziffern genannt. Michael Feller und große Teile des ihn stützenden Evag-Aufsichtsrats sehen hingegen keinerlei Sparmöglichkeit mehr. Der Aufsichtsratsvorsitzende und SPD-Ratsherr Wolfgang Weber ließ sogar wissen, wenn die Frau Regierungspräsidentin so schlau sei, solle sie die Evag doch selbst führen.
Die an wechselseitigen Vorwürfen reiche Spardebatte führte jedenfalls zum Zerwürfnis zwischen Feller auf der einen Seite, dem OB und Stadtkämmerer Lars-Martin Klieve auf der anderen. Als Folge sieht der 40-Jährige – erst seit Juni 2013 Vorstandschef – offensichtlich für sich bei der Evag keine gute Zukunft mehr. Er brachte sich bei der Rheinbahn ins Gespräch – oder wurde ins Gespräch gebracht, wie er am Dienstag gegenüber der Evag-Belegschaft darzulegen bemüht war. Der WAZ hatte er allerdings zunächst erzählt, an der ganzen Sache sei rein gar nichts dran.
Die Evag könnte ihre Sonderstellung verlieren
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Nun, laut gestrigem Bericht der Düsseldorfer Zeitung „Rheinische Post“ ist Feller immerhin bis in die Runde der letzten zwei Kandidaten vorgedrungen, wobei zu hören ist, sein Verwirrspiel um die Bewerbung habe ihm geschadet. Das Blatt will sogar schon wissen, wer Nachfolger in Essen werden würde: Luiz Castrillo, Vorstand des Verkehrsververbundes Rhein-Ruhr, und wie Feller ein Eigengewächs der Evag. Diese Lösung indes scheint fraglich. Sollte Feller wirklich gehen, ist gut möglich, dass in Essen die Gelegenheit genutzt würde und seine Evag-Stelle ganz einfach entfällt – und zwar ersatzlos.
Denn die Evag könnte nach Plänen der Stadtspitze mit der Stadttöchter-Holding EVV verschmolzen werden, würde kaufmännisch dann von dort regiert und stünde fortan erheblich stärker unter Kontrolle des Kämmerers. Klieve ist seit langem der Meinung, dass die aus seiner Sicht vorhandenen Sparreserven bei der Evag einfach nicht gehoben werden. Gerade Feller zählt er zu den hartnäckigen Bremsern. Klieve zieht es derzeit zwar vor zu schweigen, man darf aber vermuten, dass er Feller keine Träne nachweinen würde.
Die Grünen sind alarmiert und bauen Widerstand auf
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Gegen den Idee, die Evag AG gesellschaftsrechtlich näher an die Stadt heranzuziehen und dabei zu einer GmbH zu degradieren, regt sich allerdings auch Widerstand. Rolf Fliß, Grünen-Ratsherr und Evag-Aufsichtsrat, hält nicht nur große Stücke auf Feller („exzellenter Fachmann“), er sieht auch die Evag wegen der EVV-Pläne „am Scheideweg“: „Wer jetzt weiter streicht, schadet Bus und Bahn in Essen nachhaltig.“
Zu Besuch in der Evag-Leitstelle
Die Grünen könnten gewisse Druckmittel nutzen. Wenn es nach der Wahl am Sonntag zur Stichwahl käme, wird wohl vor allem CDU-Kandidat Thomas Kufen genau befragt, wie er es denn als möglicher OB mit der Evag hält. Bei Antworten, die missfallen, dürfte es schwierig werden mit einer wie auch immer gearteten Schützenhilfe der Grünen, auf die Kufen bei der Stichwahl hofft.