Evag-Chef kündigt harten Sparkurs und Lohneinbußen an
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Essen. . Evag-Vorstandschef Feller kündigt drastische Sparmaßnahmen an, auch Lohneinbußen für alle Mitarbeiter. Befristete Verträge werden nicht mehr verlängert.
Dicke Luft bei der Evag: Vorstandsvorsitzender Michael Feller hat die 1809 Beschäftigten am Mittwoch auf drastische Sparmaßnahmen eingeschworen. Davon betroffen seien ausnahmslos alle Mitarbeiter, angefangen beim Vorstand. „Wir werden zuerst bei uns selbst anfangen zu sparen und erst danach der Stadt Essen Kürzungen im Nahverkehr vorschlagen, denn diese betreffen ganz unmittelbar unsere Fahrgäste und werden die Mobilität in unserer Stadt einschränken“, sagte Feller auf einer kurzfristig einberufenen Belegschaftsversammlung in der Messe Essen.
Ist die Evag zu teuer? SPD will Eindruck korrigieren
Die SPD will das Gespräch mit Regierungspräsidentin Anne Lütkes suchen. Dabei soll es auch darum gehen, den Eindruck zu korrigieren, die Evag sei zu teuer. Der von Lütkes angeführte Vergleich mit der Bogestra, dem Verkehrsunternehmen von Bochum und Gelsenkirchen, hinke.
Dieser lasse außer Acht, dass die Evag Schienen und U-Bahntunnel anders als andere Städte selbst erhalten muss. Angebracht wäre aus Sicht der SPD ein Leistungsvergleich der verschiedenen Unternehmen. Die Evag ist laut Vorstand Michael Feller dazu bereit, ein unabhängiger Gutachter könne den Betrieb unter die Lupe nehmen.
Das kommunale Nahverkehrsunternehmen reagiert damit auf die wirtschaftliche Schieflage bei der städtischen EVV. Über den Umweg der städtischen Holding gleicht die Stadt Essen die jährlichen Verluste der Evag aus. Für 2015 sind dies voraussichtlich 65 Millionen Euro. Die Zahlungsfähigkeit der EVV ist bis zum Jahres ende allein durch Darlehen gesichert. Die städtischen Tochtergesellschaften unter dem Dach der EVV sind deshalb gehalten, ihre Kosten zu senken.
Evag will sämtliche Betriebsvereinbarungen kündigen
Für die Mitarbeiter der Evag heißt das: Sie werden Lohneinbußen hinnehmen müssen. Feller kündigte an, das sämtliche Betriebsvereinbarungen gekündigt werden. Das heißt: Die Zahl der Überstunden soll sinken, das Mitarbeiter-Ticket wird einkassiert. Die Evag rechnet mit Einsparungen in sechsstelliger Höhe. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Vorstand einen Ausgabenstopp verhängt. Neueinstellungen wird es bis auf weiteres keine geben, befristete Verträge werden nicht mehr verlängert. Den rund 60 Auszubildenden könne er keine Zukunftsperspektive zusichern, sagte Feller im Gespräch mit der Redaktion.
Essens neue Straßenbahn NF 2
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Was der Sparkurs für die Fahrgäste der Evag bedeutet, bleibt vorerst offen. Der Entwurf des neuen Nahverkehrsplanes soll der Politik Mitte des Jahres zur Beratung vorliegen. Nach WAZ-Informationen wird das Papier diverse Szenarien enthalten, darunter massive Kürzungen im Liniennetz und bei den Taktzeiten. Jede vierte Busverbindung könnte wegfallen, Straßenbahnen würden im Tagesverkehr nur noch alle 15 statt alle zehn Minuten fahren. Auch bei Sicherheit, Reinigung und Service würden die Standards gesenkt.
Nach eigener Rechnung könnte die Evag ihre Kosten so um bis zu 18 Millionen Euro pro Jahr senken. Dem gegenüber stünden geringere Einnahmen und höhere Abgaben an den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, für jene Fahrgäste die auf S-Bahnen umsteigen werden. Unterm Stich bliebe eine Einsparung von knapp fünf Millionen Euro pro Jahr.
Evag-Betriebsratsvorsitzender: 500 Stellen seit 1996 abgebaut
Der Vorsitzende des Betriebsrates, Detlef Barz, verglich die Evag am Mittwoch mit einer ausgepressten Zitrone: „Nun wird der allerletzte Tropfen rausgeholt.“ Barz kritisiert nicht nur, dass bei der Spardebatte unter den Tisch falle, welche Beiträge die Evag zur Konsolidierung des städtischen Haushaltes bereits geleistet habe – allein durch den Abbau von 500 Stellen seit 1996.
Verdienste der Stadttöchter-Vorstände
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In die aktuelle Situation sei die Evag ohne eigenes Verschulden geraten, so Barz. Ursächlich dafür sei der Wertverlust der RWE-Aktien, mit deren Dividende die Verluste der Evag nicht mehr ausgeglichen werden können, aber auch der von der Stadt eingerichtete „Schattenhaushalt“ bei der EVV.
Barz sieht hier Stadtkämmerer Lars-Martin Klieve in der Verantwortung. Der mache es sich zu einfach, in dem er mit dem Finger auf die Evag zeige.
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