Essen. . Die Evag-Fahrer Musa Isleyen und Cengiz Koca reanimierten an einer Bushaltestelle einen leblosen Mann. Später loben die Profi-Retter: Die beiden haben sich vorbildlich verhalten.

Musa Isleyen (39) und Cengiz Koca (38) haben großen Mut bewiesen. Die beiden Evag-Busfahrer leisteten vergangene Woche beherzt Erste Hilfe und reanimierten einen leblosen Mann. Sie sind zu stillen Helden des Alltags geworden. Doch beide winken bescheiden ab: „Wir haben nur unsere Pflicht getan“. Aber Profis im Rettungsdienst wissen: So etwas ist leider in der Öffentlichkeit selten.

Es ist Freitagabend kurz vor acht Uhr. Musa Isleyen und Cengiz Koca haben Pause und stehen zusammen am Kiosk am Verkehrsplatz Steele S-Bahnhof. Plötzlich läuft eine junge Frau hastig auf die beiden Männer in Evag-Uniform zu. Ein Mann sitze zusammengesunken an der Haltestelle und habe keinen Puls mehr, sagt sie.

Den Ekel überwinden

Musa Isleyen und Cengiz Koca eilen ihr hinterher. „Der Mann hatte tatsächlich keinen Puls. Ich hab ihn sofort auf den Boden gezerrt“, erzählt Musa Isleyen. Er setzt um 19.51 Uhr einen Notruf ab. Sein Kollege Cengiz Koca übernimmt die Herz-Druckmassage, er die Mund-zu-Mund-Beatmung. Musa Isleyen lässt sich zwar ein Taschentuch reichen, doch er gibt zu, dass er kurz zögerte. Ekel verspürte. Der leblose Mann, zwischen 60 und 65 Jahre alt, hatte Alkohol getrunken. „Das machte es sicher nicht einfacher. Aber lang denkt man in diesem Moment nicht darüber nach.“

Erste-Hilfe-Wissen regelmäßig auffrischen

Die Evag lässt seit längerer Zeit die Erste-Hilfe-Kenntnisse ihrer Fahrer auffrischen. 200 von 850 Mitarbeitern hätten bereits einen solchen Kurs absolviert.

Der Rettungsdienst von der Feuerwehr rät auch Privatpersonen, etwa alle fünf bis sieben Jahre das Erste-Hilfe-Wissen zu erneuern. Vor allem die Reanimationstechnik sei wichtig. Wenigstens die Herz-Druck-Massage sollte man in einem Notfall anwenden, heißt es.

Erste-Hilfe-Kurse bieten viele Einrichtungen im Stadtgebiet an, etwa das DRK, die Malteser, Johanniter oder ASB.

Musa Isleyen muss sich – wohl auch wegen der ganzen Aufregung – anschließend übergeben. Sein Dienst ist nach dem Erste-Hilfe-Einsatz an diesem Abend vorbei. Die Evag lässt ihn auch aus Sicherheitsgründen nicht mehr ans Steuer. Musa Isleyen und Cengiz Koca sind während der Wiederbelebung ein Team. Die Formel „30 mal 2“ - 30 Mal drücken, zwei Mal Beatmen - sitzt. Beide haben erst vor wenigen Monaten von den Verkehrsbetrieben einen Ersten-Hilfe-Auffrischungskurs erhalten, „daher wussten wir auch, was wir tun mussten“. Schätzungsweise fünf bis sieben Minuten reanimieren sie. Zwischendurch verlassen Cengiz Koca die Kräfte. Ein junger Mann, der die Szene mit 30 bis 40 weiteren Passanten beobachtet, löst ihn zwischenzeitlich ab.

Als die Retter der Feuerwehr eintreffen, schließen sie den Patienten an den Defibrillator an. Nach zwei Elektroschocks beginnt sein Herz wieder zu schlagen. „Mit der Reanimation durch die beiden Busfahrer sind die Überlebenschancen des Mannes wesentlich gestiegen“, sagt später Frank Heisterkamp vom Rettungsdienst der Feuerwehr.

Belobigung vom Chef

Cengiz Koca steigt nach dem Einsatz wieder in seinen Bus. In der nächsten Pause ruft er im Krupp-Krankenhaus an, wohin der Mann gebracht wurde. „Ich wollte wissen, ob er durchgekommen ist.“ Dort erfährt er zumindest, dass der Patient auf der Intensivstation liegt. „Da war ich erleichtert, weil ich wusste, dass er noch lebt“.

Für ihren Einsatz haben die beiden von der Evag eine Belobigung erhalten und einen Tag zusätzlich frei. Ob der Gerettete je von seinen mutigen Helfern erfährt? Am Dienstag war nicht bekannt, ob der Mann überlebt hat.