Essen. . „Wenn du hast, dann teile“, zitiert Hanno die Bibel. Der 58-Jährige, sagt er, er habe alles, was er braucht: eine Isomatte, einen Schlafsack, ein Radio, ein Buch, einen Regenschirm und warme Kleidung. Drum spendete der Obdachlose dem Kinderhaus Budenzauber in Werden nun wie selbstverständlich sogar 149 Euro.

Wohl kein Romanschriftsteller hätte diese Geschichte besser schreiben können. Die Geschichte von Hanno – dem Obdachlosen, der 149,74 Euro an die Kinder des VKJ-Kinderhauses Budenzauber in Werden gespendet hat. Ja, Sie haben richtig gelesen.

Hanno hat alles was er braucht, sagt er. Eine Isomatte, einen Schlafsack, ein kleines Radio, ein Buch, täglich eine Zeitung, einen Regenschirm und warme Kleidung.

Nach einem beruflichen Misserfolg und der Scheidung wollte Hanno nur mal ein paar Monate raus. Aus den Monaten sind fast zwölf Jahre geworden. Zwölf Jahre, die er in vielen deutschen Städten verbrachte, lange Zeit in Hannover – daher auch der Name. Seit Oktober lebt Hanno in Werden, schläft bei Regen im Eingang der Buchhandlung Schmitz Junior, wenn’s trocken ist auf einer Bank

Hanno lebt seit Oktober in Essen-Werden. Für immer möchte er hier nicht bleiben. Sein nächstes Ziel ist der Norden. „Ich würde gerne an die See“, erzählt er. Schade, die Werdener Bürger werden ihn sicherlich sehr vermissen
Hanno lebt seit Oktober in Essen-Werden. Für immer möchte er hier nicht bleiben. Sein nächstes Ziel ist der Norden. „Ich würde gerne an die See“, erzählt er. Schade, die Werdener Bürger werden ihn sicherlich sehr vermissen © WAZ FotoPool

„Wenn du hast, dann teile“, zitiert der 58-Jährige mit dem Rauschebart einen Satz aus der Bibel, den er sich zum Lebensmotto gemacht hat. Bücher bekomme er ab und an von der Buchhandlung Schmitz, im Eiscafe spendiere man ihm hin und wieder einen Kakao, in der Metzgerei ein belegtes Brötchen. Und beim Bäcker gegenüber gibt’s oft ein Brötchen umsonst.

Obdachloser Hanno freundete sich mit Kindern an

Um all das betteln würde Hanno nie, und auch nach Kleingeld würde er niemals fragen. Hanno freut sich, wenn jemand ein paar Cent in die kleine Plastikschale wirft, viel mehr aber darüber, wenn sich jemand zu ihm setzt und mit ihm redet.

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So wie es die kleine Amina, die vis-à-vis zu seiner Schlafstätte wohnt, oft tat. Ihre Wege kreuzten sich täglich und: „Irgendwann ergab sich das erste Gespräch. Amina berichtete Hanno regelmäßig von der Kita und Hanno erzählte, wieso er kein Zuhause hat. So entstand ein lebendiger Austausch zwischen Hanno, Amina und den anderen Kindern“, beschreibt Kita-Leiterin Bärbel Jaudschus das freundschaftliche Verhältnis zwischen den Kindern und dem Obdachlosen.

„Überwältigend, dass ein Obdachloser sein letztes Hemd für Kinder gibt“

Nicht selten sei es vorgekommen, dass Hanno mit einer Tüte Plätzchen in die Kita kam, wenn er am Ende des Tages ein paar Cent übrig hatte. Zur Weihnachtszeit meinten es die Werdener Bürger besonders gut mit ihm und spendeten so viel, dass Hanno mit all dem Geld nichts anzufangen wusste und es stattdessen Amina in die Hand drückte, mit der Bitte, dass alle Kita-Kinder sich etwas davon kaufen sollen. „Überwältigend, dass ein Obdachloser sein letztes Hemd für die Kinder gibt“, zeigt sich Oliver Kern vom Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten (VKJ), zu dem auch die Kita Budenzauber angehört, sichtlich gerührt. Ausgegeben wurden die 149,73 Euro bislang noch nicht. Die Mitarbeiter der Kita wollen bald in einer Konferenz überlegen, was damit geschehen soll. „Sicher kaufen wir davon etwas, das symbolisch für Hanno steht“, verrät Bärbel Jaudschus.

Zum Dank sangen die Kinder für den Obdachlosen, schenkten ihm ein selbstgebasteltes Buch – und bekamen weitere 20 Euro von Hanno: „Ich möchte, dass sich jeder ein Pixie-Buch kauft!“