Essen. . Nach der Schließung der von Yi-Ko betriebenen Burger-King-Filialen herrscht bei den Mitarbeitern in Essen Unsicherheit, Sorge und Angst. Keiner weiß, wie es weiter geht. Von der Geschäftsführung gebe es keine Informationen. Die Gewerkschaft hält eine Insolvenz für die beste Lösung.
Dienstagnachmittag an der Gladbecker Straße 421 in Essen. Seit drei Tagen hat die Burger-King-Filiale in Altenessen geschlossen. Trotzdem kommen auch an diesem Tag immer wieder Kunden vorbei, die auf ein schnelles Essen aus sind und mit einem ungläubigen Blick vor der geschlossenen Tür mit dem Zettel „Wir haben geschlossen“ stranden.
Es ist 16 Uhr. So langsam bricht die Dämmerung herein. Im Innern des Glasbaus leuchten die roten Deckenlampen und auf den Monitoren läuft das Musikprogramm. Etwa zwei Dutzend überwiegend junge Leute, viele mit Migrationshintergrund, stehen im Innern der Filiale in Grüppchen zusammen. Für Außenstehende mag es deshalb auf den ersten Blick so aussehen, als ob der Betrieb wieder normal läuft. Doch dieser Nachmittag ist ein besonderer: Die Mitarbeiter haben sich zu einer Versammlung zusammengefunden – auf Einladung der Gewerkschaft NGG.
Unsicherheit, Sorge und Angst bei den Burger-King-Mitarbeitern
Mit den Journalisten sprechen möchte jedoch niemand. Ein junger Mann, der aus dem Fenster schaut, fährt sich mit dem Finger quer über die Kehle. Was wohl soviel heißen mag, „Ich darf nicht reden“. Vor allem aber spricht daraus die Unsicherheit, die Sorge und die Angst, die ihn seit der Schließung des Fast-Food-Ladens umtreibt.
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Wie der junge Mann bangen derzeit rund 120 Burger-King-Mitarbeiter in den insgesamt vier Filialen in Essen um ihre Arbeitsplätze. Die auf der Gladbecker Straße ist derweil die einzige, die einen Betriebsrat besitzt. Doch selbst der ist am Dienstag anfangs nicht zu Auskünften bereit: „Wir geben keinen Kommentar ab.“
Informationen von der Geschäftsführung - Fehlanzeige
Erst als Gewerkschaftssekretär Torsten Gebehart mit seinem Wagen auf den Parkplatz rollt, traut sich auch der Betriebsratsvorsitzende Yones Azzaoui vor die Tür. „Wir wissen überhaupt nichts. Können überhaupt nichts sagen“, meint er ein bisschen entschuldigend.
Yones Azzaoui erzählt von der schlechten Stimmung seit der Schließung. Keiner weiß, wie es weiter geht. Informationen von der Geschäftsführung - Fehlanzeige. Die Mitarbeiter, die ihre Stunden für diesen Monat noch nicht geleistet haben, putzen seither die Räume oder sie „trainieren“.
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Ob sie ihren November-Lohn erhalten, wissen sie alle nicht. Gebehart, der gerade von einer Mitarbeiterversammlung aus Bochum kommt, will ihnen vor allem die Angst vor der drohenden Insolvenz ihres Arbeitgebers Yi-Ko nehmen. Burger King hatte dem Franchisenehmer wegen mangelhafter Hygiene- und Arbeitsbedingungen gekündigt. Spätestens seit Montag sind alle 89 Läden von Yi-Ko geschlossen.
Eine Insolvenz sei für die Mitarbeiter das Beste
Yones Azzaoui arbeitet seit acht Jahren für den Burgerbrater. Er ist 35, verheiratet, hat zwei Kinder und ein Häuschen in Gelsenkirchen abzubezahlen. „An meinem Job hängt viel“, meint er. „Jeder da drinnen hat so eine Geschichte.“
Gebehart ist überzeugt, dass eine Insolvenz das Beste wäre. Dann bekämen die Beschäftigten drei Monate Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur, „und müssen ihrem Lohn nicht hinterherlaufen, wie in der Vergangenheit“. Außerdem ist er überzeugt, dass mit einem unabhängigen Insolvenzverwalter ein Neuanfang möglich wäre und Burger King die Filialen sofort wieder mit Waren beliefern würde. „Die haben doch kein Interesse, dass im Weihnachtsgeschäft die Läden zu sind.“
Haben die TV-Berichte, die die Missstände aufgedeckt haben, genützt oder geschadet? Yones Azzaoui muss kurz überlegen und lächelt dann: „Gut ist, dass Yi-Ko raus ist, dass die Wahrheit ans Licht gekommen ist. Schlecht ist, dass nun unsere Arbeitsplätze in Gefahr sind.“