Essen. . Die krebserregenden Feinstaub-Konzentrationen gehen zurück – Auch die verschärfte Umweltzone wird für Entlastung sorgen – Stadt hat schon 3.147 Plaketten-Verstöße bei Autofahrern festgestellt
Seit über vier Monaten sehen die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung bei der Farbe gelb gleich rot. Seit dem 11. Juli kennen sie kein Pardon mehr. Wenn sie im öffentlichen Straßenraum ein Auto mit einer gelben Feinstaub-Plakette entdecken, werden die Halter mit 80 Euro zur Kasse gebeten. Das Bußgeld wurde verdoppelt, um die Auto-Stinker wirkungsvoll aus der im Sommer verschärften Umweltzone zu verbannen, in der grundsätzlich nur noch Pkw mit grüner Vignette erlaubt sind. Viele Autofahrer halten sich aber immer noch nicht an die neue Regelung. Allein von Juli bis zum 15. November wurden 3147 Bußgeldverfahren gegen Kfz-Halter eingeleitet, die ohne grüne Vignette erwischt wurden.
Die Zahlen werden wieder zurückgehen. Schon deshalb, weil sich Besitzer älterer Dieselfahrzeuge kurz- oder mittelfristig ein neues, weniger umweltbelastendes Auto kaufen werden oder sich für die Nachrüstung eines Rußpartikelfilters entscheiden, den die Bundesregierung jetzt erneut finanziell fördern will. Rund 18.000 in Essen zugelassene Autos haben keine gültige Plakette. Das klingt erstmal zwar nach einer hohen Zahl. Aber wenn man den gesamten Essener Pkw-Bestand betrachtet, liegt der Anteil der Autos mit grüner Plakette schon bei weit über 90 Prozent.
Stadt scheint Feinstaub-Problem bereits im Griff zu haben
Sollten die Erwartungen der Umweltexperten zutreffen, dann muss keiner mehr in Essen gleich husten, wenn er an die frische Luft geht. Die Stadt scheint das Feinstaub-Problem bereits jetzt im Griff zu haben. Die durchschnittliche Jahreskonzentration (2013: 27 Mikrogramm) liegt deutlich unter dem Grenzwert von 40 Mikrogramm. Ebenso wurden in den vergangenen zwei Jahren an den besonders belasteten Essener Verkehrsadern die Vorgaben für „Überschreitungstage“ durchgehend eingehalten. Die EU erlaubt nur 35 Tage im Jahr, an denen die Feinstaub-Konzentrationen mehr als 50 Mikrogramm betragen dürfen.
Und dieses Jahr? An der Gladbecker Straße wurde dieser Wert bisher (Stand 17.11.) „lediglich“ an 21 Tagen überschritten, in Vogelheim an 17 Tagen, an der Steeler Straße an 10 Tagen. Da kommen bis Jahresende (auch wegen der Heizperiode) vermutlich noch einige Tage mit schlechter Luft hinzu. Aber am Ende könnte alles noch im „grünen Bereich“ bleiben. Allein an der stark befahrenen Gladbecker Straße wurden die Überschreitungstage von 77 im Jahre 2004 auf 27 im Vorjahr gesenkt, betont Rathaus-Sprecherin Renate Kusch.
Es werden immer noch sechs von elf Messstellen überschritten
Für einen zusätzlichen Puffer wird in Zukunft die verschärfte Umweltzone sorgen. Bis Ende 2015 könnte sie, so die Prognose des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv), für einen weiteren Rückgang der Feinstäube (PM10) in der Ruhr-Metropole um 1,3 Mikrogramm sorgen. „Das sind bis zu vier Überschreitungstage im Jahr weniger“, so Lanuv-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia.
Auch wird die grüne Vignette bis dahin die atemwegbelastende Stickoxid-Konzentration reduzieren. Das wird aber nicht ausreichen, um die Grenzwerte einzuhalten, die in Essen immer noch an sechs von elf Messstellen überschritten werden. „Hier setzen wir langfristig auf die neue Euronorm 6 und die Modernisierung der Fahrzeugflotte“, sagt die Lanuv-Sprecherin.