Die Wetteraussichten? Bescheiden. Die Klimaprognose? Besorgniserregend. Sturmtief „Ela“ hat es den Essener mit Wucht vor Augen geführt: Der Klimawandel macht an den Stadtgrenzen nicht halt. Experten sind sich sicher: Extreme Wetterereignisse wie Stürme, Starkregen oder lange Hitzeperioden werden sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten wiederholen. Denn der Klimawandel ist längst im Gange. Was tun? „Klimapolitik wird in den Städten entschieden“, ist Umweltdezernentin Simone Raskob überzeugt und wähnt Essen angesichts der jüngsten CO2-Bilanz auf einem guten Weg.
Der Ausstoß an Kohlendioxid, das die führende Meinung in der Wissenschaft für den Klimawandel verantwortlich macht, ist weiter rückläufig. Im Vergleich zu 1990 wurde 2011 - aktuellere Daten liegen nicht vor - in Essen 29,5 Prozent weniger CO2 in die Atmosphäre geblasen nämlich 4,5 Millionen Tonnen; pro Kopf sank der Ausstoß von zehn Tonnen auf 7,8 Tonnen. Zurückzuführen sei dies auf den gesunkenen Energieverbrauch (- 19,8 Prozent). Und: Statt mit Kohle (- 82,6 Prozent) oder Erdöl (- 59,2 Prozent) wird mit Fernwärme (+ 29 Prozent) oder Erdgas (+ 1,9 Prozent) geheizt.
Vergleichsweise hoch ist nach wie vor der Stromverbrauch mit 3085 Gigawattstunden im Jahr 2011. Das liegt an den 50 000 Nachtspeicherheizungen, aber auch an der energieintensiven Industrie. Letztere ist zu 40 Prozent für den CO2-Ausstoß verantwortlich, private Haushalte zu 28 Prozent, 31 Prozent dicke Luft produziert der Verkehr, „unser Sorgenkind“, formuliert Simone Raskob.
Denn zur CO2-Einsparung der vergangenen Jahre hat der Verkehr nur in sehr geringem Maße beigetragen, mit - 3,2 Prozent liest sich die Bilanz im Vergleich zu 1990 geradezu bescheiden. Zum Vergleich: Die Wirtschaft reduzierte den Ausstoß um 37,1 Prozent, obwohl die Zahl der Arbeitsplätze gegenüber 1990 um 32 800 gestiegen ist.
Auch deshalb wird es für die Stadt Essen zunehmend schwierig, das von der Europäischen Union vorgegebene Klimaziel zu erreichen, so Raskob, die es gleichwohl für möglich hält. 40 Prozent weniger CO2 als 1990 soll die Stadt produzieren. Dafür gelte es, den Öffentlichen Nahverkehr zu fördern wie auch die energetische Modernisierung von Häusern und Wohnungen.