Essen. . Die Europabeauftragte der Stadt Essen, Petra Thetard, hat die britische Partnerstadt Sunderland besucht, um Essens ältester Städte-Ehe neues Leben einzuhauchen. Ziel: weniger repräsentative Termine und mehr Projekte.

In Städtepartnerschaften passiert mitunter dasselbe wie in richtigen Ehen: Vor lauter Routine droht die Zuneigung mit den Jahren verloren zu gehen. Um der zuletzt ziemlich lustlosen Städte-Ehe zwischen Essen und Sunderland wieder neues Leben einzuhauchen, ist Petra Thetard, die städtische Europabeauftragte, jetzt in die Hafenstadt am Fluss Wear gefahren. Ihre Mission: die Türen öffnen für eine stärkere projektbezogene Zusammenarbeit.

„Ich will Menschen aus Essen und Sunderland wieder häufiger zusammenbringen“, sagt Essens inoffizielle Außenministerin. Die Zeiten, als repräsentative und wenig nachhaltige Termine wie Jubiläen und Ausstellungen den Besuchskalender beherrschten, sollen der Vergangenheit angehören. Nicht die jeweiligen Bürgermeister mit ihren schweren Amtsketten sollen bei künftigen Treffen im Vordergrund stehen, sondern Schüler und Studenten, Wissenschaftler und Künstler, Unternehmer und Stadtentwickler.

Petra Thetards erste Dienstreise nach Sunderland war vollgepackt mit Terminen. Binnen sieben Tagen hat sie nicht weniger als 30 Gesprächspartner getroffen - vom Universitätsprofessor über den Unternehmer bis zum Dezernenten. Erfreulich: Auf der anderen Seite des Ärmelkanals verspürte sie großes Interesse am zweiten Frühling in der Städte-Ehe mit Essen. „Sunderland, die ehemalige Kohlestadt, will das Underdog-Image loswerden und setzt dabei stark auf die internationale Karte.“

Bilder zeigen Wandel von der Kohle- zur Kulturmetropole

Zwanzig Essener Schüler könnten demnächst als Stipendiaten der Krupp-Stiftung in einem Sunderlander Unternehmen ihr Praktikum absolvieren. Der Chef der Wirtschaftsförderung sagte zu, die dafür erforderlichen Plätze akquirieren zu wollen. Auch in der „University of Sunderland“ hat sie Türen weit aufgestoßen – etwa um einen gegenseitigen Austausch zwischen den Hochschulen zu organisieren, damit Studenten ihr freiwilliges akademisches Jahr in der jeweiligen Partnerstadt absolvieren können.

Als Petra Thetard ihren Gesprächspartnern das moderne, strukturell gewandelte und durch die Kulturhauptstadt 2010 geadelte Essen präsentierte, habe sie großes Staunen ausgelöst. Besonders faszinierten jene Bilder, die den Wandel von der Kohle- zur Kulturmetropole eindrucksvoll symbolisieren – wie etwa das pfiffige Werksschwimmbad und die trendige Schlittschuhbahn vor imponierender Kokereikulisse. Was Essens „Außenministerin“ nach sieben Tagen Sunderland so optimistisch stimmt: „Die Menschen sind Deutschland gegenüber sehr aufgeschlossen und viele wissen sehr wohl, dass Essen ihre Partnerstadt ist.“