Duisburg-Homberg. Kirsten Schlosser ist Schwimmmeisterin in Duisburg. Lange hat die 55-Jährige im Freibad Homberg gearbeitet – und berichtet Kurioses.
Gärtnerin, Hausmeisterin, Krisenmanagerin und Lebensretterin: All das vereint Kirsten Schlosser in ihrem Beruf. Die 55-Jährige ist Fachangestellte für Bäderbetriebe in Duisburg, im Volksmund bekannt als Bademeisterin. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen war sie lange für die Sicherheit der Gäste im Freibad Homberg zuständig, ehe sie vor einigen Jahren zum Rhein-Ruhr-Bad wechselte.
„Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen“, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion – vor allem, weil ihr Alltag mehr sei, „als nur aufs Wasser zu schauen“. Ein Rückblick.
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Neben der Aufsicht und dem Abnehmen von Schwimmabzeichen ist das Team des Freibades auch für die Instandhaltung des gesamten Geländes zuständig. „Manchmal sind wir nach Schichtende anderthalb Stunden nur damit beschäftigt, den Müll einzusammeln, den die Menschen liegen lassen“, berichtet sie. Zum Arbeitsalltag gehört auch das Schneiden von Hecken, die Kontrolle der Wasserqualität in dem Schwimmbecken – dreimal täglich – und die Prüfung der Geländesicherheit: „Wir schauen nach dem Rechten und reparieren kleine Schäden im Gelände, damit Kunden nicht umknicken, wenn zum Beispiel Hasen Löcher in den Rasen gebuddelt haben.“
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Bevor das Bad öffnet, inspiziert die Fachangestellte für Bäderbetriebe auch die Becken auf Haarreste und -klammern, Kaugummis oder Pflaster – „alles, was Menschen so verlieren können“, sagt sie. Das werde dann mit einer Art Sauger für das Schwimmbecken sauber gemacht.
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Sind die Vorarbeiten erledigt, können die Gäste in ihr Badevergnügen starten. „Wenn man acht bis neun Stunden voll konzentriert in der Sonne steht, weiß man, was man gemacht hat. Das ist nicht unanstrengend“, gibt sie zu. Doch der Kontakt mit den Badegästen mache ihr Spaß, sei einer der Gründe dafür gewesen, dass sie im Jahr 1984 in die Ausbildung zur Schwimmmeistergehilfin (heute: Fachangestellten für Bäderbetriebe) gestartet ist. Seit dem hat sie einiges mit ihren Kunden erlebt.
Im Gespräch erinnert sie sich an einen verzweifelten Badegast, der sie dringend um Hilfe gebeten habe: „Er sagte, dass er sein Glasauge beim Schwimmen verloren hat. Ich bin dann mit der Chlorbrille untergetaucht und habe es tatsächlich gefunden.“ Ein anderes Mal habe ein Herr sie freundlich gegrüßt, als er von der Dusche ins Schwimmbad trat. „Da habe ich ihn nur angesehen und gefragt, ob er nicht etwas vergessen habe. Er stand splitternackt vor mir. Es stellte sich heraus, dass er seine Badehose vergessen hatte anzuziehen. Die hing noch an der Duscharmatur.“ Sie schätze zudem die Gespräche mit Stammkunden, mit denen sie und das gesamte Freibadteam über die Jahre zu einer „großen Familie“ gewachsen sei.
Schreckmomente im Freibad Homberg: „Er ist nicht wieder aufgetaucht“
Natürlich erlebe sie als Schwimmmeisterin auch Schreckmomente im Freibad Homberg. „Ich habe Jugendliche am Beckenrand beobachtet. Einer von ihnen wurde von seinem Freund ins Wasser geschubst und ist nicht wieder aufgetaucht“, berichtet Schlosser. Sie habe gesehen, wie er am Beckengrund gelaufen ist. „In solchen Momenten muss man einschätzen können, ob das Spaß ist oder ernst“, erklärt die 55-Jährige weiter. Sie habe nicht lange nachgedacht und den Jugendliche mit der Rettungsstange aus dem Wasser gezogen. „Er hatte die Orientierung verloren. Sowas passiert zum Beispiel, wenn man ein Loch im Trommelfell hat. Es ist zum Glück alles gut gegangen“, betont Schlosser.
Solche Situationen kämen immer mal wieder vor und forderten von den Schwimmmeistern und Rettungsschwimmern ein gutes Einschätzungsvermögen ab. Im Laufe der Jahre habe Schlosser ein Gefühl dafür entwickelt, welche Situationen wirklich Spaß und welche ernsthafte Gefahr bedeuten. „Merkt man das, kann man auch frühzeitig schon eingreifen und so einiges verhindern“, erklärt sie.
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Wichtig sei dabei eine gute Portion Selbstbewusstsein und ein hohes Maß an Durchsetzungsfähigkeit. „Es gibt wunderbare Tage, da haben wir 3.000 Gäste am Tag, die alle nett und freundlich sind. Aber es gibt auch andere Tage, an denen man gefrustet ist, weil das Publikum schwierig ist.“ Je heißer es ist, umso voller wird es im Freibad und umso mehr Konfliktpotenzial sei vorhanden, berichtet Schlosser aus ihren Erfahrungen. Sätze wie „Halt die Fresse, Alte“ – und das sei „noch nett gesagt“ – würden häufiger fallen, wenn sie wiederholt Gäste ermahnen muss, nicht vom Beckenrand zu springen.
Zwar habe sie bereits zahlreiche Deeskalations-Fortbildungen absolviert, jedoch seien hier Erfahrung im Umgang mit Konfliktsituationen hilfreicher, um die Lage wieder zu entspannen. Trotzdem sagt die 55-Jährige über ihren Beruf: „Es ist eine wunderbare Arbeit. Gerade die Freibadsaison liebe ich. Da geht es schon in der Vorbereitungszeit los, wenn die Becken nach der Winterpause wieder blitzblank strahlen.“
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