Duisburg. . 6,2 Millionen Euro hat das neue Hallenbad in Duisburg gekostet, das für jeden aus der Familie etwas im Angebot haben sollte. Doch ein halbes Jahr später wird klar: Für die Meisten ist in dem Bad eben nichts dabei.

Badegäste haben es in Duisburg nicht leicht, vor allem nicht im Stadtteil Rheinhausen. Die knapp 80.000 Einwohner trauern nicht nur ih­rem einst schmucken Wellenfreibad nach, sondern auch den beiden anderen Hallenbädern, die im vergangenen Jahr ge­schlossen wurden. Als Er­satz für die drei Bäder hat die klamme Stadt den Rheinhausern ein neues Hallenbad ge­baut. 6,2 Millionen Euro hat es gekostet. „Da ist für jeden aus der Familie etwas dabei“, verkündete Oberbürgermeister Adolf Sauerland bei der Er­öffnung. Rund ein halbes Jahr später zeigt sich: Für die Meisten ist in dem Bad eben nichts dabei.

Lieber in die Nachbarstadt

Die Besucherzahlen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück, selbst eines der beiden uralten Vorgängermodelle lockte noch mehr Badegäste in seine marode Halle. Die Kabinen sind zumindest theoretisch für 550 Badegäste gleichzeitig ausgelegt, so viele kommen aber höchstens innerhalb einer ganzen Woche. Wer in Rheinhausen schwimmen gehen will, der setzt sich inzwischen lieber ins Auto und fährt in die Nachbarstädte.

„Wenn drei Bäder zugemacht und durch ein neues ersetzt werden“, sagt Bärbel Hildebrand vom Bund der Steuerzahler in NRW, „dann ist es doch sehr verwunderlich, wenn das nicht gut besucht wird.“ Dafür könne es nur zwei Gründe geben: „Entweder, das Schwimmbad wird nicht gebraucht. Dann ist der Neubau rausgeschmissenes Geld.“ Oder aber es sei am Bedarf vorbeigeplant worden. „Dann ist er auch rausgeschmissenes Geld!“

Tatsächlich ist das neue Bad so unbeliebt, weil es schlicht zu viele Planungsfehler gibt. Öffnungszeiten ab 10 Uhr verprellen die Frühschwimmer, das große Sportbecken samt Sprungtürmen ist den Schulen und Vereinen vorbehalten, das halb so lange Bürgerbecken vielen zu klein. Bis heute ist das Bad nicht einmal ausgeschildert, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es erst gar nicht zu er­reichen. Die Gastronomie beschränkt sich auf einen Kaffeeautomaten.

Pannen nach der Eröffnung

Zudem haben sich die Pannen nach der Eröffnung geradezu aneinander gereiht. Terrasse und Liegewiese blieben auch im Spätsommer eine Baustelle, im Bad gab es anfangs nicht einen einzigen Plastikstuhl, auf den man sich hätte setzen können. „Solche Planungs- und Baufehler sind besonders ärgerlich“, sagt Bärbel Hildebrand vom Steuerzahlerbund.

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Aus Geldnot hat die Stadt dann auch noch in allen Bä­dern die Temperatur ge­senkt, Kinder standen bibbernd am Beckenrand. Für Anfängerkurse gab es einst Wartelisten, einem sechs Jahre alten Nichtschwimmer seien 45 Minuten im kalten Wasser aber nicht zuzumuten, klagen Vereine.

Mit der Geld- kam die Personalnot hinzu. Neueinstellungen sind in Duisburg tabu, die Bademeister wurden knapp. Sobald sich einer krankmeldete, blieb das Bad komplett ge­schlossen.

Wassertemperatur soll wieder steigen

Inzwischen gibt es zumindest wieder mehr Bademeister, sogar die Temperatur soll ab Mai wieder auf 28 Grad klettern. Das Problem: Im Ge­genzug will die Stadt die Eintrittspreise erhöhen, um 50 Cent auf vier Euro. Für diesen Betrag, so fürchtete jüngst die Bezirkspolitik, werde künftig wohl gar keiner mehr ins Hallenbad kommen.

„Ich glaube nicht“, sagt Bärbel Hildebrand, „dass es jetzt noch allein an den Eintrittspreisen scheitert.“ Vielmehr werfe die gesamte Konzeption Fragen auf. Fragen, die der Steuerzahlerbund nun auch der Stadtverwaltung stellen will. Der Fall wäre nicht das erste Schwimmbadprojekt, mit dem eine Stadt baden geht: Noch im jüngsten Schwarzbuch der schlimmsten Verschwendungsfälle kam die Stadt Schwerte zu zweifelhaftem Ruhm: Sie musste vor zwei Jahren ihr Allwetterbad schließen – 16 Jahre nach dem Bau und mit 25 Millionen Euro Verlust. Auch dort fehlten die Besucher.