Duisburg. Sören Link, Oberbürgermeister von Duisburg, wohnt mit seiner Familie seit 2021 in Bergheim. Ein persönliches Gespräch über sein neues Wohnumfeld.
Corona-Pandemie, Krieg in Europa und zahlreiche Geflüchtete, die nach Duisburg strömen, Energiekrise: Das Jahr 2022 war für die meisten kein leichtes. Wer bei der Stadtverwaltung in so einer Phase und kurz vor Jahresende anfragt, ob der erste Bürger der Stadt Zeit für einen Spaziergang durch seine Heimat inklusive Plausch hat, der malt sich nicht die größten Chancen auf eine Zusage aus. Sören Link, Oberbürgermeister von Duisburg, hat sich trotz vollem Terminkalender die Zeit genommen. Seit April 2021 wohnt der OB mit seiner Familie, Ehefrau Stefanie,Töchterchen Mathilda und Familienhund Wilma, linksrheinisch im Duisburger Westen. Wie gefällt es Ihnen hier, Herr Link?
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Der Nieselregen, der den ganzen Vormittag schon über Duisburg rieselte, setzt an diesem Nachmittag aus. Er hat seine Spuren hinterlassen. Auf dem Schotterparkplatz an der Deichstraße in Hochemmerich haben sich tiefe Schlammpfützen gebildet. „Herrlich“, sagt Sören Link mit Blick auf die Rheingasse, die an Bäumen vorbei zu den Rheinwiesen führt. Routiniert packt der OB den Kinderwagen aus dem Auto, Ehefrau Stefanie hebt Mathilda in das Gefährt.
Sören Link wohnt mit seiner Familie seit 2021 in Bergheim
Den Ort für diesen Termin hat sich der OB ausgesucht. „Wir treffen uns an Ihrem Lieblingsort im Westen“, war die Abmachung. Warum ausgerechnet hier? „Es ist wunderbar hier, besonders im Frühling und Sommer“, sagt Link mit einem Lächeln. „Hier kann man herrlich spazieren gehen, das entschleunigt richtig.“ Und: Hier kann Wilma sich richtig austoben.
Seit mehr als anderthalb Jahren nun wohnt Familie Link im Duisburger Westen. Er kommt aus Walsum, sie aus Meiderich. Als für die junge Familie die Entscheidung stand, ein Haus zu erwerben, da schaute sie sich zunächst im Norden Duisburgs um. „Dort sind wir aber nicht fündig geworden“, sagt Link, der bis heute tief mit Walsum verbunden ist. Schließlich fanden sie es: ein Haus in Bergheim. „Wir haben uns in dieses Haus verliebt“, sagen beide heute. Natürlich hatte Link einen Bezug zum Westen der Stadt, als Oberbürgermeister gehört das zum Beruf. Und dennoch: Den Westen besuchen und dort leben – es ist ein Unterschied. „Wir kannten uns hier nicht aus, fühlen uns mittlerweile aber pudelwohl.“ Den Wegzug aus Walsum bereut er nicht.
Dauerproblem Lkw-Verkehr in Rheinhausen: Ihre Meinung, Herr Link?
Mittlerweile sind wir auf den Rheinwiesen angekommen. „Es war damals ein großes Glück, dass es fast schon Sommer war, als wir hierhergezogen sind“, sagt Link. Unzählige Male führten ihn und seine Familie Spaziergänge hier schon hin. „Den ersten Vatertag habe ich hier verbracht“, berichtet er stolz. Allerdings: Wirklich privat sein kann ein Oberbürgermeister bei seinen Spaziergängen nicht immer. Für viele ist das eine gerne genutzte Gelegenheit, mit dem OB ins Gespräch zu kommen. Von freundlichen Unterhaltungen bis zu Bürgerinnen und Bürgern, die ihn mit Problemen konfrontieren, ist alles dabei. „Das kann auch jemand sein, der keinen Termin für einen neuen Personalausweis kriegt“, sagt Link. Gestört fühlt er sich dadurch nicht, sagt er. „Ich finde es gut, dass die Duisburger das Herz auf der Zunge tragen.“ Die Leute sprechen Probleme an, die sie im Alltag beschäftigen.
Der Blick schweift über den Rhein auf der einen und auf die Rockelsberghalde auf der anderen Seite. Wer hier entlangläuft, der kommt an diesem Thema nicht vorbei: Die Osttangente. Jene Verbindungsstraße, die den Lkw-Verkehr aus dem Logport an den Rheinwiesen vorbei zur A 40 leiten könnte. Wohl kaum ein Thema wird linksrheinisch kontroverser diskutiert. Verfechter und Befürworter führen seit langer Zeit einen Glaubenskrieg, ob die Straße „die Lösung“ oder „den Untergang“ bedeutet. „Wir sind aktuell ja erstmal im Bereich der Untersuchungen“, sagt Link. Studien sollen zeigen, ob die Tangente die Lösung bringt – oder nicht. Für den OB steht unabhängig vom Lösungsansatz fest: „Der Lkw-Verkehr muss aus den Wohngebieten raus.“
Duisburgs OB Sören Link schätzt das Eiscafé in Rheinhausen und den Italiener in Homberg
Er sehe die Lkw-Problematik im Stadtwesten, nehme die Sorgen und Probleme der Anwohner ernst. Auch, wenn er es sich vor seinem Umzug schlimmer vorgestellt hat. „Nimmt man die gefühlte Wahrnehmung, dann hat Rheinhausen das größte Lkw-Problem. Zahlen belegen jedoch, dass Hochfeld und die Stadtmitte noch härter betroffen sind“, sagt er. So oder so: Ein Problem bleibe es. „Und das gilt es zu lösen.“
Mittlerweile ist Familie Link ein gutes Stück am Rhein entlang spaziert. Orte, die Link und seine Ehefrau im Westen besonders schätzen, gibt es zahlreiche. Die Kaffeerösterei in Bergheim etwa, oder das beliebte „Lilly’s Eiscafé“ in Rheinhausen. „Und ein kleines italienisches Restaurant in Homberg, das ist wirklich spitze“, sagt Link. Nicht zuletzt wegen „sehr netter Nachbarn“ fühlt sich die Familie längst hier zuhause. Mittlerweile habe Link auch seine Affinität für das Radfahren wiederentdeckt. „Das ist zwischenzeitlich etwas eingeschlafen, aber es ist schon toll“, sagt er, nicht ohne Duisburg in höchsten Tönen zu loben.
„Weißer Riese“ in Hochheide: Vorfreude auf den Stadtpark
„Der Kontrast macht diese Stadt einfach aus. Viel Natur auf der einen, Industrie auf der anderen Seite. Das finde ich stark.“ Und auch die Nähe zu anderen Städten, Krefeld und Moers etwa sind nur einen Katzensprung entfernt, genießt der Oberbürgermeister. „Wir Duisburger reden oft einige Stadtteile schlecht“, sagt er. Das müsse nicht sein. Hochheide sei etwa ein gerne zitiertes Beispiel, wenn es um Stadtteile geht, die es schwerer haben. „Da tut sich aber was“, sagt er mit Blick auf die nächstanstehende Hochhaus-Sprengung. Gerne hätte er auch den vierten „Weißen Riesen“ fallen sehen. „Ich hoffe, dass der dort entstehende Park auch von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen wird.“
Die Stadt an Rhein und Ruhr hätte viel zu bieten, kulturell, sportlich, freizeittechnisch. „Da müssen wir uns echt nicht verstecken“, sagt Link, während er auf sein Auto zusteuert und den Kinderwagen einklappt. „Man muss uns als Teil dieser großartigen Region wahrnehmen.“
>>> DAS IST DUISBURGS OBERBÜRGERMEISTER SÖREN LINK
- Sören Link ist am 28. Juni 1976 in Hamborn geboren und hat 1995 Abitur am Kopernikus-Gymnasium in Walsum gemacht, anschließend folgte der Grundwehrdienst. Er studierte danach Politikwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen.
- Von 1998 bis 2001 absolvierte er eine Ausbildung bei der Bezirksregierung Düsseldorf, die er als Diplom-Verwaltungsfachwirt abschloss. Anschließend arbeitete er bis 2005 in der Schulabteilung der Bezirksregierung.
- Link, der seit 1993 Mitglied der SPD ist, war von Mai 2005 bis 2012 Abgeordneter im NRW-Landtag, ehe er am 4. Juli 2012 das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Duisburg antrat. Sein Amt konnte er bei der Wahl im September 2017 im ersten Wahlgang verteidigen.