Duisburg-Homberg. Bürgerservice? Termine sind in Duisburg aktuell ein Hauptgewinn. Warum eine Hombergerin bis Mitternacht wach blieb, um den Pass zu verlängern.

Der Personalausweis läuft ab und muss verlängert werden – das passiert jedem mal. Monika Felber hatte schon Anfang des Jahres gesehen, dass es im Mai bei ihr so weit sein würde. „Ich habe mich dann informiert und gelesen, dass man sechs Wochen vorher online einen Termin buchen soll“, sagt die Hombergerin. Wie schwierig das werden würde, das war ihr damals allerdings nicht klar. Es gab nämlich überhaupt keine freien Termine.

Zumindest nicht dann, wenn Monika Felber Zeit hatte, ins Internet zu schauen – was sie in regelmäßigen Abständen tat. Ohne Erfolg. „Da waren jedes Mal alle Termine durchgestrichen.“ Da sie als Krankenschwester zeitlich nicht so flexibel ist, holte sie sich für das Abenteuer Online-Terminbuchung Verstärkung. Ihr Lebensgefährte Uwe Gärtner probierte es zusätzlich zu anderen Zeiten. Auch er scheiterte.

Die beiden rüsteten auf und versuchten es über die Telefon-Hotline der Stadt. „Auch da kommen Sie nicht durch. Ich habe mittags anderthalb Stunden in der Leitung gehangen und bin dann rausgeflogen.“ Als sie dort endlich erfolgreich waren, bekamen sie den Rat, es mit der Buchung doch mal um Mitternacht zu probieren, wo mit dem Wechsel zum neuen Tag die Chance größer sei.

Um Mitternacht im Buchungsportal

Was tut man nicht alles für einen Termin beim Bürgeramt. Zur Geisterstunde machten sich beide ans Werk und ergatterten tatsächlich einen Termin. Als Monika Felber dann allerdings zur verabredeten Zeit in Homberg erschien, wurde sie vom Sicherheitspersonal ausgebremst, weil sie nicht auf der Liste stand. „Ohne den bestätigten Online-Termin haben die mich nicht reingelassen.“ Später stellte sich heraus, dass ein verdrehter Buchstabe in der eigenen E-Mail-Adresse die Terminbuchung ungültig gemacht hatte. „Da war ich wohl nachts einfach zu müde gewesen.“

Das Spektakel ging von vorne los. Täglich aufs Neue versuchten die Homberger ihre Glück. Vorgestern dann hat Uwe Gärtner überraschend einen freien Termin gesehen und auch buchen können – nachdem er zwei Stunden ununterbrochen die Internetseite aktualisiert hatte. Es ist zwar kein Termin in Homberg, aber immerhin in Rheinhausen. Am 9. August wird dort der im Mai abgelaufene Ausweis endlich verlängert.

„Wenn wir bei der Polizei so gearbeitet hätten, dann hätten wir einpacken können.“

Sauer sind die beiden trotzdem. „Es kann doch nicht sein, dass man mitten in der Nacht einen Termin buchen muss“, sagt Monika Felber. Ihr Lebensgefährte meint: „Ich habe 44 Jahre in Duisburg bei der Polizei gearbeitet. Wenn wir da so gearbeitet hätten wie die Stadt, dann hätten wir einpacken können. Da muss man doch Kräfte bündeln, wenn es personell so eng ist.“

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Genau das soll jetzt wohl passieren. „Das Problem ist der Stadt bekannt. Es wird daran gearbeitet“, sagt Hombergs Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann. Und es betrifft nicht nur den Bürgerservice in seinem Rathaus. In ganz Duisburg, das bestätigt Stadtsprecher Malte Werning, gibt es vor allem jetzt, so kurz vor den Sommerferien, eine höhere Nachfrage. Werning betont aber, dass alle Bürgerservicestationen seit dem Lockdown in vollem Umfang arbeiten. Täglich würden 900 Zeitfenster im Online-Portal angeboten. Im Mai seien an 18 Werktagen insgesamt 20.896 Termine vergeben worden.

Der Bezirksbürgermeister hat noch einen Tipp für Frühaufsteher

Das klingt zwar viel – reicht aber ganz offensichtlich nicht. Deshalb soll jetzt nachgebessert werden. Einerseits wird Personal umgeschichtet, andererseits neues eingestellt. Aktuell würden acht Stellen extern ausgeschrieben, die den Bürgerservice stadtweit verstärken sollen. Außerdem seien kurzfristig auch Auszubildende, die im Sommer fertig werden, für den Bürgerservice im Einsatz. Werning: „In den letzten Tagen haben wir schon mehr Termine anbieten können.“

Wer über den Tellerrand von Homberg hinaus schaut, kann jetzt doch wieder fündig werden. Bei unserem Test am gestrigen Mittwoch wurden vier freie Termine für den 11. August in Hamborn angezeigt. Für alle, die trotzdem kein Glück haben, hat Bezirksbürgermeister Paschmann noch einen Tipp. „Morgens zwischen fünf und sieben Uhr ist eine gute Zeit.“