Duisburg. Zünden Duisburger zum neuen Jahr wieder Raketen und Böller? Beim Silvester-Feuerwerk gehen die Meinungen auseinander. Diese Argumente gibt es.
Stille Nacht, heilige Nacht. Ja, das ist vorbei. Es geht mit Riesenschritten auf Silvester zu. Von Seiten der Stadt gibt’s keine Böllerverbotszonen mehr. Es gilt: Man darf es wieder krachen lassen. Die Freigabe wird von Duisburgern sehr unterschiedlich empfunden. Auf der einen Seite gibt es viel Unverständnis, dass „so ein Schwachsinn wieder freigegeben wird“, auf der anderen Seite große Freude, dass es „endlich wieder rumst“.
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Weit auseinander gehen die Ansichten über das Silvesterfeuerwerk. Viele geben zu, dass sie in jungen Jahren gerne geknallt haben. Früher mit den Kinder hätte man geböllert, aber die Zeiten seien schon längst vorbei, sagen Arne und Kerstin Rosemann. Auch aus Umweltschutzgründen hält das Ehepaar die Knallerei überhaupt nicht mehr für angemessen. Manche schwärmen für die sicheren Batterien – so Klötze – die man nur einmal anzünden muss und dann kommen da um die hundert Schuss heraus.
„Die Kinder finden das schön, darum knallen wir“, sagen zwei Schwestern, die mit ihren insgesamt drei Kindern unterwegs sind. 50 Euro geben sie für die Knallerei aus. Der Nachwuchs freut sich schon drauf, die Knallerbsen wieder auf den Boden zu feuern und es – zugegeben gemäßigt – krachen zu lassen.
Silvester-Feuerwerk in Duisburg: „Sowas muss doch nicht sein“
Ursula hat in der Silvesternacht mit dem ADFC häufig eine Radtour zu bestimmten Punkten in der Stadt gemacht und dann Raketen gezündet. Aber auch für sie gehören diese Zeiten längst der Vergangenheit an. Für Janine Adler (38) und Ehemann Thomas Wrobel (37), die mit Töchterchen Valentina (2) und dem 14-Jährigen vierbeinigen Snowy unterwegs in Homberg sind, ist Raketen zu zünden kein Thema. „Im vergangenen Jahr hat irgendjemand einen Böller in einen Zigarettenautomaten gesteckt und gezündet. Der ganze Automat war beschädigt, alles lag auf der Straße. Sowas muss doch nicht sein. Ich bin kein Fan vom Silvesterfeuerwerk. Und vor allem ist es für die Tiere einfach schrecklich“, sagt die junge Mutter.
Michael Cassani, der mit Hund Max und dem dreijährigen Töchterchen durch die Fußgängerzone von Homberg schlendert, findet „die Böllerei total doof. „Da geh ich doch lieber mit den Kindern lecker essen. Außerdem klagen so viele, dass sie kein Geld zum Leben haben. Aber für diese blödsinnige Knallerei werden Millionen ausgegeben. Ich bin absolut für ein Verbot. Es gibt zum Beispiel ein Meter hohe Wunderkerzen, die sind nicht gefährlich und knallen nicht. Sie sind wunderschön, das ist doch eine echte Alternative.“ Julia und René Schneider freuen sich mit ihren Söhnen Elias (8) und Darian (10) schon auf Silvester. So ein Lichtfeuerwerk finden alle klasse, ansonsten gehen die Meinungen noch auseinander.
Tiergnadenhof in Rheinhausen: Besitzer müssen Tiere beruhigen
Hans Zolopa, Eigentümer der beiden Tiergnadenhöfe in Rheinhausen, braucht man nach seiner Einstellung zur Silvesterknallerei gar nicht zu fragen. „Es ist grausam, eine echte Quälerei für die Tiere“, sagt er. „Unsere kranken Tiere päppeln wir wieder auf, viele kommen aus schlechter Haltung und haben hier ein neues Zuhause gefunden.“ 70 Tiere - Pferde, Katzen, Esel, Hühner, Gänse und Enten – finden hier ein Zuhause. Für sie ist so eine Knallerei in der Silvesternacht einfach schlimm. „Alle streiten angeblich für die Umwelt, viele jammern, dass sie zu wenig Geld haben und dann werden Millionen für Böllerei ausgegeben. Warum?“ In der Silvesternacht, in der es zum Teil taghell und wahnsinnig laut wird, lassen die Eigentümer die Tiere nicht alleine. „Wir sind bei ihnen und beruhigen sie“, sagt Zolopa.
Sandra Kalkmann, Pressesprecherin des Johanniter-Krankenhauses, kennt die Schichten, die Ärzte, Schwestern und Pfleger in einer Silvesternacht machen. „Außer den normalen Notfällen, den akuten Erkrankungen, kommen noch die Personen, die zu viel Alkohol getrunken haben und oft in Schlägereien verwickelt worden sind. Die pöbeln dann auch noch das Personal an. Je nach Witterung passieren auch Stürze, es gibt neben den Prügeleien Drogenprobleme und Messerstechereien. Ganz abgesehen davon, dass es in einer Silvesternacht immer Verletzungen gibt, weil die Menschen zu viel Alkohol getrunken haben und dann nicht mehr auf ihre Sicherheit beim Zünden von Raketen achten.“
Krankenhaus in Duisburg: „Alle Krankenhäuser arbeiten am Limit“
Man könne nur den Hut vor dem Personal ziehen und ihnen größten Respekt entgegenbringen. Es sei mittlerweile in den Krankenhäusern das Problem, dass nicht einfach mehr Personal an solchen Tagen zur Verfügung steht. „Alle Krankenhäuser arbeiten am Limit“, sagt Sandra Kalkmann. Da müsse man auch in Kauf nehmen, dass es mit weniger schwerwiegenden Verletzungen auch nachts zu Wartezeiten kommt. „Die Situation in den Krankenhäusern ist überall angespannt.“