Duisburg-Homberg. Der Fußgängertunnel an der Augustastraße in Homberg verkommt seit Jahren. Jörg Löhning kämpft unermüdlich für eine Lösung. Aussichtslos?

Jörg Löhning kann nicht anders. Auf die Frage, ob er sich von der Stadt Duisburg im Stich gelassen fühlt, bricht er in schallendes Gelächter aus. „Natürlich lässt die Stadt uns im Stich“, sagt er und schüttelt den Kopf. Grund zum Lachen hat er eigentlich nicht. Er steht vor dem Hauseingang an der Augustastraße 11 in Homberg – mitten im Fußgängertunnel, welcher die Straße mit der Parallelstraße verbindet. Und genau diese Passage beschäftig Löhning nun schon seit Jahren.

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An diesem Morgen ist es eisig. Der rund 25 Meter lange Tunnel ist menschenleer. An den Wänden beschmutzen überall Graffitos die vor langer Zeit aufgemalten Bilder, die zwei Lampen an den Decken brennen nicht. Seit „einer Ewigkeit“, so sagt er, ist Löhning der Zustand der Passage ein Dorn im Auge. Schmutz, Urin, Fäkalien und Vandalismus gehörten hier zur Tagesordnung. Er selbst, der in Homberg aufgewachsen ist, wohnt hier nicht mehr, die Hausnummer 11 ist die Adresse seines Elternhauses. Löhnings Mutter ist offiziell Eigentümerin – die Passage selbst liegt jedoch im Eigentum der Stadt. Und genau das ist der Knackpunkt.

Fußgängertunnel in Duisburg verkommt: Fotos dokumentieren den Verfall

Löhning deutet auf den dicken Aktenordner in seinen Händen. Nur einer von vielen, berichtet er und schlägt ihn auf. Darin: Zahlreiche ausgedruckte E-Mails, Schriftstücke, die er unter anderem an die Stadt geschickt hat, um den nicht aufhörenden Zerfall des Tunnels zu schildern. Und: Viele Fotos, die das Elend dokumentieren, hat der gebürtige Duisburger feinsäuberlich abgeheftet. Es sind erschreckende Bilder. Erst vor einiger Zeit haben Unbekannte die komplette Briefkastenfront neben der Eingangstüre brutal herausgerissen. Durch die so entstandenen Löcher konnte jeder ungehemmt ins Treppenhaus greifen.

Jörg Löhnung steht in dem Fußgängertunnel in der Augustastraße in Homberg. Genau hier befindet sich der Eingang zum Haus seiner Mutter. Die Passage verkommt seit Jahren immer mehr. Was hat die Stadt Duisburg bisher unternommen?
Jörg Löhnung steht in dem Fußgängertunnel in der Augustastraße in Homberg. Genau hier befindet sich der Eingang zum Haus seiner Mutter. Die Passage verkommt seit Jahren immer mehr. Was hat die Stadt Duisburg bisher unternommen? © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Vor einigen Wochen brannten drei Mülltonnen, die an der Hauswand an der Parallelstraße standen. Noch heute ist dem dort stehenden Baum der Schaden durch die Flammen anzusehen. Löhning kann mittlerweile nur noch wenig überraschen. Seit mehr als fünf Jahren führt er einen unerbittlichen Kampf mit der Stadtverwaltung. Er möchte, dass die Eigentümerin am Zustand des Tunnels etwas ändert. Eine bessere, durchgängige Beleuchtung der Passage („Auch im Sommer, wenn es richtig hell ist, ist es hier dunkel“) gehört zu seiner Forderungen. Ebenso die Installation einer Kamera und der Anstrich der Schmuddelwände.

Fußgängertunnel in Homberg: Stadt Duisburg bot den Verkauf an

Ein scheinbar aussichtsloser Kampf. Nach einer Anfrage an die Stadt Duisburg antwortet die Pressestelle mit Verweis auf zwei städtische Stellungnahmen, die 2020 und 2022 den Lokalpolitikern der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl präsentiert wurde. Dort heißt es unter anderem, dass die Stadt die vielen Hinweise zum Zustand der Passage zum Anlass genommen hat, das Anliegen „umfassend durch das Fachdezernat prüfen zu lassen.“ Mit keinem guten Ergebnis: Die Verwaltung hätte bereits „ihr Mögliches“ unternommen, um der Situation im Fußgängertunnel entgegenzuwirken.

Vor einiger Zeit haben Unbekannte die Briefkästen an der Augustastraße 11 in Homberg gewaltsam herausgerissen. Der Eingang zum Haus befindet sich in der Passage, die die Augustastraße mit der Parallelstraße verbindet. Vandalismus kommt hier regelmäßig vor.
Vor einiger Zeit haben Unbekannte die Briefkästen an der Augustastraße 11 in Homberg gewaltsam herausgerissen. Der Eingang zum Haus befindet sich in der Passage, die die Augustastraße mit der Parallelstraße verbindet. Vandalismus kommt hier regelmäßig vor. © Löhning

Zu den städtischen Maßnahmen gehören die Reinigungen des Tunnels von Montag bis Samstag in den Morgenstunden – „zusätzlich wird freitags eine wöchentliche Nassreinigung durchgeführt“, heißt es in der Stellungnahme. „Leider haben die ergriffenen Maßnahmen nicht zu einer dauerhaften Verbesserung der Situation geführt.“ Weitere Möglichkeiten für Maßnahmen sieht die Stadt nicht, eine vollständige Schließung des Tunnels sei aus Sicht der Stadt nicht möglich. „Alle Stellungnahmen, die der Petent erhalten hat“, konkretisiert Stadtsprecher Maximilian Böttner, „sind zudem mit dem Dezernat des Oberbürgermeisters abgestimmt gewesen.“

Schmuddel-Passage in Homberg: Jede Hilfe ist willkommen

In 2020 hat die Stadt Duisburg ein Verkaufsangebot gemacht. Die Bezirksvertreter hatten damals den Wunsch geäußert, dass Löhning die Passage für einen „symbolischen Preis“ überlassen wird. Doch schon vor über zwei Jahren dämpfte Bezirksmanager Markus Dorok den Optimismus: Ein symbolischer Betrag sei wohl kaum möglich. Und so war es auch: In einem entsprechenden Schreiben der Stadt, das dieser Redaktion vorliegt, ist von einem Kaufpreis von 11.880 Euro die Rede. „Unfassbar“, kommentiert Löhning, der die Passage ja überhaupt nicht haben will. Für ihn drückt die Stadt sich vor ihrer Verantwortung.

Ein Angstraum? Der Fußgängertunnel in Homberg, der die Augustastraße mit der Parallelstraße verbindet, sieht alles andere als einladend aus. Jörg Löhning kämpft seit Jahren für eine Lösung mit der Stadt Duisburg, der die Passage gehört.
Ein Angstraum? Der Fußgängertunnel in Homberg, der die Augustastraße mit der Parallelstraße verbindet, sieht alles andere als einladend aus. Jörg Löhning kämpft seit Jahren für eine Lösung mit der Stadt Duisburg, der die Passage gehört. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Löhning klammert sich an jeden Strohhalm. Er hofft, durch sein Wirken auch eine Reduzierung der Grundsteuer zu erreichen. Die rund 8000 Euro, die zu zahlen sind, könnten aufgrund der katastrophalen Zustände in der Passage nicht aufgebracht werden. Er betont: „Ich bin für jede Hilfe, egal von wem und in welcher Form, dankbar!“

>>> PASSAGE IN HOMBERG: DAS SAGT DIE POLIZEI DUISBURG

  • Die Polizei Duisburg hat sich auf Anfrage beim zuständigen Bezirkspolizisten erkundigt. „Er ist regelmäßig auf der Augustastraße unterwegs und spricht mit den Leuten“, sagt Polizeisprecher Jonas Tepe. „Er versteht, dass der Tunnel ein ungutes Gefühl auslöst.“
  • Härtere Straftaten, wie etwa Drogengeschäfte, konnte er jedoch nicht feststellen. „Er wird aber nun ein Auge auf die Stelle werfen“, kündigt Tepe an.
  • Die Polizei Duisburg nehme solche Anliegen „sehr ernst“ und möchte mit Präsenz dagegenhalten. Im vergangenen halben Jahr hat die Polizei 40 Einsätze auf der gesamten Augustastraße protokolliert. „Das ist keine exorbitant hohe Zahl“, erklärt Tepe. Auch Hilfeleistungen durch die Polizei, Ruhestörungen, Kontrollen und kleinere Sachbeschädigungen vermerkt die Börde als Einsatz.