Duisburg-Rheinhausen. Elisabeth Liß (SPD), Ferdi Seidelt (CDU) und Thomas Perkowski (Grüne) berichten, welche Themen für sie in ihrem Bezirk Rheinhausen wichtig sind.
Kontaktbeschränkungen, geschlossene Geschäfte, strenge Hygieneregeln: Seit rund einem Jahr bestimmen die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen unseren Alltag. Das betrifft auch die Arbeit der Lokalpolitik. Versammlungen können zum Teil nicht stattfinden, wichtige Entscheidungen müssen vertagt werden.
In diesen turbulenten Zeiten ein politisches Amt zu übernehmen, ist eine Herausforderung. Elisabeth Liß (SPD) hat es gewagt: Seit November 2020 ist sie amtierende Bürgermeisterin im Bezirk Rheinhausen. Ihre Stellvertreter: Ferdi Seidelt (CDU) und Thomas Perkowski (Grüne). Im Gespräch mit dieser Redaktion blicken sie auf die dominanten politischen Themen zurück, die Rheinhausen im vergangenen Jahr geprägt haben.
Elisabeth Liß (SPD): „Wir wollen alles daran setzen, dass die Behelfsbrücke kommt“
Ein Dauerthema für Elisabeth Liß: Die Cölve-Brücke. Ende 2020 war klar, dass es keine von vielen erhoffte Behelfsbrücke geben wird. „Die Politik und die Interessensgemeinschaft haben sich stark für eine Brücke eingesetzt“, sagt Liß. Sie betont, dass sie hinter den Interessen der IG steht. „Die Einschränkungen durch den Verkehr sind enorm. Wir wollen alles daran setzen, dass die Behelfsbrücke oder eine neue Brücke kommt“, verspricht die Bezirksbürgermeisterin.
Probleme mit dem Verkehr gab es auch am Toeppersee. Zu viele Lkw parkten dort an der Straße - „Besucher, die ihre Freizeit dort genießen wollten, haben oft keinen Parkplatz gefunden“, sagt Liß. Zusätzlich habe das hohe Aufkommen der Lkw zu einer großen Verunreinigung des Gebiets geführt. Ein Thekengespräch mit Bürgern und Oberbürgermeister Sören Link brachte Lösungsansätze: Parkverbotsschilder wurden aufgestellt, Kontrollen verschärft. „Erst als die ersten Lkw abgeschleppt wurden, hat es auch gefruchtet“, erinnert sich Liß. Aber: „Das Problem hat sich nur verlagert.“
Statt direkt am Toeppersee, hielten die Lkw-Fahrer an anderen Stellen wie dem Zubringer. „Es ist ein Thema, dass uns weiter beschäftigen wird. Schön wäre ein Verkehrsleitsystem, damit sie gar nicht erst in kleine Straßen fahren.“ Mit Blick auf die Lkw-Problematik denkt sie auch an die von vielen geforderte Verlängerung der Osttangente. „Man muss Umwelt und das reale Leben in Verbindung bringen. Die Frage ist: Wie können wir beides kombinieren?“
Sanierung am Toeppersee: Neue Wege und Mehrgenerationsfläche
Mit großer Freude blickt Liß auf die Sanierung der Grünanlage am Toeppersee, die auch aktuell noch umgesetzt wird. „Weit mehr als 300.000 Euro stehen dafür zur Verfügung“, sagt Liß. Geplant waren unter anderem eine Mehrgenerationsfläche für sportliche Aktivitäten sowie die Erneuerung vieler Wege. „Die Umgebung ist dann sehr barrierearm“, freut sich Liß. Rollstuhlfahrer und Co. sollen es zukünftig leichter haben.
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Dass die Corona-Pandemie vieles gar nicht erst ermöglichte, zeigte sich im vergangenen Jahr bei den Mitteln zur Pflege des Ortsbildes, mit denen das Stadtbild verschönert werden kann. Mehr als 20.000 Euro standen 2020 zur Verfügung – „einiges war geplant, was gar nicht erst umgesetzt werden konnte“, sagt Liß. So sollte der 250. Geburtstag von Ludwig von Beethoven mit einem großen Beethovenfest gefeiert werden, der Lockdown ließ so eine Festlichkeit nicht zu. „Dafür hat der Graffiti-Künstler Marten Dalimot ein Bild an der Beethovenstraße gemalt“, erklärt Liß. Auch Rumeln-Kaldenhausen hat mit den Mitteln ein Beethovenbild bekommen, das Eingangsschild am Diergardt-Park in Rheinhausen konnte mit dem Geld erneuert werden.
Bezirksbürgermeisterin Rheinhausen: „Die Folgen der Krise sind belastbar“
Es sind Themen, die auch in diesem Jahr weiter vorangetrieben werden sollen. Inwieweit die Corona-Pandemie auch weiterhin in das politische Wirken spielt, kann die Bezirksbürgermeisterin nicht sagen. „Ich hoffe, dass die Impfung die Lage entspannt“, sagt sie. Die Maßnahmen waren auch für ihr neues Amt eine Herausforderung. „Die Folgen der Krise sind schon belastbar“, verrät sie.
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„Mir fehlt der Kontakt zu den Bürgern und den Vereinen.“ Konzerte, Feste, Messen, Tage der offenen Türe – „das allgemeine Leben, das einen Ortsteil so lebendig macht, hat nicht stattgefunden.“ Die Bezirksbürgermeisterin blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. „Ich bin trotzdem jederzeit erreichbar“, verspricht sie und lobt die gute Zusammenarbeit mit der Bezirksverwaltung. Mit einer Bitte wendet sie sich an die Rheinhausener: „Bitte alle durchhalten!“
Ferdi Seidelt (CDU): „Das hat die Leute genervt“
Der Verkehr ist und bleibt das dominante Thema in Rheinhausen, ist Ferdi Seidelt (CDU), 1. stellvertretender Bezirksbürgermeister, überzeugt. Beispielhaft sei die Verkehrsproblematik durch die vielen Lkw. Rheinhausen sei ein „blühender Logistikstandort. Da, wo eine Fliege ist, ist bald ein ganzer Fliegenschwarm“, sagt Seidelt im Gespräch mit dieser Redaktion.
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Die Anziehungskraft, die so ein Standort auslöst, beeinträchtige unter anderem die nahe liegenden Standstreifen. „Das hat die Leute genervt.“ Nach wie vor gebe es in Rheinhausen einen nicht zu bändigenden „Schleichverkehr“: „Gerade Friemersheim hat an der Schleusenstraße viel zu viele Lkw. Die Entwicklung der Logistik in Rheinhausen geht in einem atemberaubenden Tempo vonstatten. Da kam der Straßenbau nicht hinterher.“
Osttangente in Rheinhausen: „Ein Glaubenskrieg“
Mit Blick auf die Verkehrsproblematik spricht auch Seidelt vom Dauerthema Osttangente. „Der einzige Glaubenskrieg, den die Rheinhauser Kommunalpolitik aktuell führt.“ Während Christ- und Sozialdemokraten sich für ein Abfließen des Verkehrs über eine Hauptschlagader direkt über die Autobahn aussprechen, sehen die Grünen in dem Vorhaben den „Untergang des Abendlandes“, erklärt Seidelt. „Diese Unterschiedlichkeit in den Denkansätzen war der Anlass, warum ausschließlich in Rheinhausen es zu einer anderen politischen Zusammenarbeit kam.“
SPD und CDU seien überzeugt: „Die Osttangente ist machbar. Wir nehmen ein ganz dünnes Band, eine Spur hin, eine Spur zurück und sorgen dafür, dass mit intelligenten baulichen Maßnahmen auch die Wanderung von Flora und Fauna nach wie vor möglich ist.“ Für Tier- und Pflanzenschutz gebe es „sehr intelligente Lösungen“, sagt Seidelt. Untertunnelungen, Halbschalen, die wie in den Niederlanden über die Bahn rüber gebaut werden – Ansätze für einen reibungslosen Schutz der Natur gebe es in Massen.
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Mit Blick auf das Stück Tangente, das bereits jetzt bis zur Brücke der Solidarität führt – auch damals hätte es bereits Bedenken bezüglich des Naturschutzes gegeben – stellt Seidelt fest: „Es ist doch nichts passiert. Außer, dass jetzt eine Entlastung von Verkehr stattgefunden hat. Wenn wir diesen ersten Abschnitt der Osttangente nicht hätten, hätten wir heute eine größere Problematik auf Rheinhausens Straßen.“ Diese Entlastung sei mittlerweile so alltäglich, dass viele Bürger den Unterschied gar nicht wahrnehmen würden.
Thomas Perkowski (Grüne): Naturschutz als Antrieb
Was mich antreibt ist nach wie vor der Umwelt- und Naturschutz“, sagt Thomas Perkowski (Grüne), 2. stellvertretender Bürgermeister für Rheinhausen. „Ich komme ehrenamtlich aus dem Naturschutz, bin beim Nabu tätig. Da habe ich natürlich immer einen Blick auf die ganzen Baumfällungen und die momentan fehlende Baumschutzsatzung.“ Auch die Rheinhauser Innenstadt sieht der Lokalpolitiker als Kernaufgabe. „Ich bin hier groß geworden. Wir hatten früher eine richtig schöne Kneipenszene, in der man sich getroffen hat“, sagt er. „Da ist heute gar nichts mehr. Das finde ich persönlich schon sehr schade.“
Seit November ist Perkowski im Amt. In einer Zeit, die durch Absagen und Kontaktbeschränkungen bis heute bestimmt ist. In so einer Phase den Anschluss zu finden, „gestaltet sich bis heute immer noch schwierig“, sagt er. „Ich bin viel in Online-Meetings. Aber der Kontakt untereinander fehlt.“ Wie läuft das jetzt tatsächlich ab? Wie funktionieren die Beschlüsse? Was sind Anfragen? „Da prasselt erstmal viel auf einen ein. Da geht man schon mit Respekt an die Sache ran. Da muss man als Neuling erstmal eine Richtung finden und sich durchhangeln.“ Eine Aufgabe, auf die Perkowski sich freut. „Trotz der parteilichen Differenzen, fühlte ich mich gut aufgenommen.“