Duisburg-Rheinhausen. Unzählige Lkw parken den Zugang zum beliebten Toeppersee in Rheinhausen zu, Anwohner haben das Nachsehen. Die Politik sucht kommunale Lösungen.

Der Fahrer macht Pause, vielleicht schläft er auch. Harald Stamm vermutet das. Bei seinem Hundespaziergang ist er neben dem dicken Brummi stehengeblieben. „Die Schotten sind dicht, da rührt sich nichts.“ Es ist später Vormittag an der Neuen Krefelder Straße am Toeppersee – der Lkw mit dem rumänischen Kennzeichen wirkt nicht so, als würde er gleich wieder losfahren. Dahinter parken Privatautos, ebenfalls rumänische Kennzeichen, gegenüber wurde ein Container abgeladen. „Es hat sich wohl herumgesprochen, dass das hier ein guter Parkplatz ist“, vermutet Katharina Grade. Sie und ihr Mann, Anwohner wie Harald Stamm, sind vor zwei Jahren nach Duisburg gezogen.

Auch Grade zählt inzwischen bei Sonntagsspaziergängen Lkw und kann sich nur noch wundern. Kürzlich habe OB Sören Link in einem Interview berichtet, junge, finanzkräftige Neubürger für Duisburg gewinnen zu wollen. „Und jetzt kommen die Leute – und überall sind Lkw. Die Stadt muss doch auch Voraussetzungen schaffen, damit man sich hier wohl fühlt.“

Angespannte Parksituation auch werktags

Harald Stamm ist genervt. Mittlerweile trifft man sie auf der Neuen Krefelder Straße auch werktags an: Transitfahrzeuge, meterlange Maschinen, viele aus Osteuropa. Was unter der Woche schon lästig ist, wird an den Sonntagen zur Behinderung. Dann parkten derart viele Brummis am Zugang zum beliebten Toeppersee, dass Spaziergänger keinen Platz mehr fänden. Ein Problem für alle, die nicht gut zu Fuß sind oder mit Kinderwagen unterwegs.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisiert die für die Fahrer entwürdigende Situation und klärt sie über ihre Rechte auf.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisiert die für die Fahrer entwürdigende Situation und klärt sie über ihre Rechte auf. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„Eine unerträgliche Situation“, sagt Stamm. „Seit zwei, drei Monaten ist es richtig schlimm.“ Zwischen Weihnachten und Neujahr war die Straße völlig zugeparkt, schildert er. Am 2. Januar hat er sie fotografiert. Für ihn ist die Sache klar. „Wenn die Fahrer wegen des Fahrverbotes an Feier- und Sonntagen nicht wissen wohin, stellen sie ihre Lkw hier ab. Das ist nachvollziehbar, aber das kann doch kein Dauerzustand sein! Menschen kommen her, um den Erholungswert des Sees zu nutzen und finden keinen Platz.“ Viele Lkw blieben über Tage, Fahrer schliefen, kochten und wuschen sich vor Ort, erleichterten sich mangels Sanitäranlagen im Wald- und Ufergebiet. Andere erzählen von Fernfahrern, die sich am Toeppersee regelrecht einrichten, um hier vom Pkw auf den Lkw umzusteigen und umgekehrt.

Die örtliche Politik auf der Suche nach Lösungen

SPD-Ratsherr Reiner Friedrich kennt das Problem. Bisweilen, gibt er zu, sei er es leid, sich mit Lkw in Wohngebieten zu befassen. „Wir bemühen uns seit Jahren, das zu ändern. Das betrifft auch andere Stadtteile wie Friemersheim.“ Die örtliche Politik regele, was regelbar sei, in dieser Woche wird die Bezirksvertretung die Sperrung von Jägerstraße und Flutweg für Lkw diskutieren. Auch auf Beschwerden über die Neue Krefelder Straße reagierte die SPD bereits mit einem Antrag. Vor drei Monaten forderte sie, die Parkplätze am Straßenrand und am Wassersportverein für Lkw zu sperren.

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Noch wird die Angelegenheit geprüft. Aber Friedrich gibt zu Bedenken: Am Ende führe das zu einer Verdrängung. „Überall, wo eine Lücke ist, versuchen Lkw, sich hinzustellen. Alles, was wir tun können, ist Zug um Zug Verbote schaffen.“ Dabei bräuchte der Duisburger Westen eigentlich Autohöfe.

Nur ein Lkw-Halteverbot in Richtung Lindenallee

Harald Stamm weiß, dass die örtliche Politik Lösungen sucht. Auch CDU-Ratsherr Klaus Mönnicks unterstütze sein Anliegen. Aktuell existiere auf der Neuen Krefelder Straße nur ein Lkw-Halteverbot in Richtung Lindenallee, „das muss auch zum See hin gelten.“ Stamm wünscht sich mehr Tempo, mehr Engagement, mehr Nachdruck: „Kommunal-Verantwortliche sollten die Speditionsbetriebe, in deren Auftrag und für deren wirtschaftliche Ertragsoptimierung die Fahrer rund um die Uhr arbeiten, stärker in die Pflicht nehmen, damit sie Parkplätze und sanitäre Einrichtungen zur Verfügung stellen.“

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Katharina Grade schlägt vor, zumindest im Winter den neuen Wohnmobil-Stellplatz am Toeppersee als Lkw-Stellfläche zu nutzen. „Die Fahrer können ja gar nichts dafür“, sagt sie. „Wenn es andere Möglichkeiten gebe, würden sie sich anders verhalten.“

Logport Hohenbudberg als Vorbild

Logport sehe sich nicht in der Verantwortung. Die Versorgung der Fahrer sei Sache der Unternehmen, fasst Ratsherr Friedrich zusammen. Diese jedoch würden ihre Gelände abends und am Wochenende abschließen, so dass die Fahrer buchstäblich auf der Straße stünden. Friedrich berichtet von einer guten Lösung am Logport Hohenbudberg. Dort habe eine Firma eine Parkfläche für 50 Lkw geschaffen, die auch von anderen genutzt werden könne. Allerdings koste dies etwas, was viele abschrecke. Auch am Borgschenweg arbeiten Transitunternehmen, auf deren Gelände sich Parkplätze befinden, führt Anwohner Harald Stamm an. Dort stünden nur firmeneigene Lkw – der Rest bliebe frei, obwohl man sie doch nutzen könne.

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Stamm selbst ist nicht betroffen, die Siedlung, in der er wohnt, ist unbehelligt. Trotzdem überlegt er, wo all das hinführen soll. Zusehends vollere Straßen, immer mehr Transitverkehr, sei es durch private oder gewerbliche Lieferungen. Und kein Ende in Sicht. „Als es um die Öffnung Europas ging, hat an diese Dinge niemand gedacht.“

>>> Verkehrssituation in Homberg

  • Auch in Homberg gibt es Klagen im Bereich des Logistikzentrums an der Rheindeichstraße. „Anrainer haben das auszubaden“, sagt Jürgen Hagenguth von der Bürgerinitiative Hornitexter. „Da wird nicht nur die Nacht verbracht, sondern auch Mahlzeiten am Rand der Fahrbahn zubereitet, Wäsche getrocknet oder der Rinnstein als Toilette benutzt.“ Diese Aspekte seien bei der Gesamtplanung vernachlässigt worden. „Es fehlen Truck-Stopps an allen Ecken und Enden!“
  • 2019 stimmte das EU-Parlament für ein Maßnahmenpaket, das die Situation der Fernfahrer verbessern soll und Speditionen stärker in die Pflicht nimmt. Bevor die Vorgaben jedoch in Kraft treten, muss ein Kompromiss mit den Mitgliedstaaten gefunden werden. Und das kann Experten zufolge dauern.