Duisburg. Anja Weber und Hans-Peter Lauer predigten bei der Barbarafeier der HKM. Deshalb schließen sich Industrie und Klimaschutz für sie nicht aus.

Bei der Bewältigung des Klimawandels will die Stahlindustrie von Problem zu einem Teil der Lösung werden. Die Gewerkschaften stehen in der Transformation zu klimaneutralen Produktion an der Seite der Unternehmen, betont Anja Weber. „Umwelt und Industrie sind keine Gegensätze. Der Standort NRW hat nur eine Zukunft, wenn das Herz aus Stahl in Duisburg weiter schlagen kann“, sagte die DGB-Landesvorsitzende in ihrer Predigt bei der Barbarafeier der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) am Sonntagabend.

Die Predigt im Dialogformat hielten bei der Barbarafeier die DGB-Vorsitzende in NRW, Anja Weber (Bild), und Pfarrer Hans-Peter Lauer vom kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt.
Die Predigt im Dialogformat hielten bei der Barbarafeier die DGB-Vorsitzende in NRW, Anja Weber (Bild), und Pfarrer Hans-Peter Lauer vom kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Industrielle Produktion zur Dienstleistung für die Erde machen

„Der arbeitende Mensch als Teil der Schöpfung“ lautete das Thema für die Dialogpredigt in der festliche geschmückten Kranhalle des Werks, bei der Industriepfarrer Hans-Peter Lauer der Partner der Gewerkschafterin war. „Produktion und Konsum, die sich vom Bewahren abkoppeln, haben zu einer globalen Großschadenslage geführt“, konstatierte Lauer. Es gelte deshalb, „die Produktion zu einer Dienstleistung für die Erde zu machen“. Leitbild für das Ruhrgebiet könnte dabei der unlängst vollendete Umbau der Emscher sein.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Auch interessant

Dabei müsse es „Lösungen geben, die für die Schöpfung und die Menschen gut sind“, betonte Anja Weber: „Unsere Industrie entwickelt die Klimaneutralität.“ Bei der Bewältigung der Transformation habe die Stahlproduktion als Basis der Wertschöpfung auch mit Blick auf tausende Beschäftigte besondere Bedeutung. Weber: „Stahl ist Zukunft, weil er Menschen gute Arbeit bietet. Auch durch ihre Steuern finanziert sich unser Gemeinwesen.“ Der DGB werde für eine gerechte Verteilung von Arbeit und Einkommen kämpfen, so die NRW-Vorsitzende: „Wir machen uns stark für eine solidarische Gesellschaft, in der die Stärkeren den Schwächeren helfen.“

Der Ruhrkohle-Chor beim Einzug in die festliche geschmückte Kranhalle der Hütte, wo die ökumenische Barbarafeier nach zwei digitalen Ausgaben erstmals wieder vor Publikum stattfinden konnte.
Der Ruhrkohle-Chor beim Einzug in die festliche geschmückte Kranhalle der Hütte, wo die ökumenische Barbarafeier nach zwei digitalen Ausgaben erstmals wieder vor Publikum stattfinden konnte. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Transformation: Hochöfen, Kokerei und Sinteranlage entfallen

Die Stahlindustrie als Teil der Lösung: HKM-Geschäftsführer Dr. Gerhard Erdmann begrüßte die Gäste in der Kranhalle der Hütte.
Die Stahlindustrie als Teil der Lösung: HKM-Geschäftsführer Dr. Gerhard Erdmann begrüßte die Gäste in der Kranhalle der Hütte. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Dem Umbau der Produktion werden „wesentliche Anlagenteile und Arbeitsplätze zum Opfer fallen“, hatte Dr. Gerhard Erdmann bei seiner Begrüßung erinnert. Die Bewahrung der Schöpfung sei „die theologische Begründung für Umwelt- und Klimaschutz“, so der HKM-Geschäftsführer: „Müssen wir aber nicht auch die Menschen schützen, die hier arbeiten?“

Erstmals nach zwei digitalen Versionen der Barbarafeier konnte die HKM ihre Gäste wieder im Werk begrüßen. In der festlich geschmückten Kranhalle, in der nur wenige Plätze frei blieben, ist der Posaunenchor Großenbaum/Rahm (Leitung: Wolfgang Beckmann) fester Bestandteil im musikalischen Programm des stadtweit größten ökumenischen Gottesdienstes, den die Pfarrer Rainer Kaspers, Volker Lehmann und Jürgen Widera mit Diakon Thomas Löv hielten.

Stehender Applaus für den Auftritt des Ruhrkohle-Chors

Auch interessant

Von „Zuversicht, die bleiben muss“, sang Anke Johannsen. Die Duisburger Sängerin und Songschreiberin erwies sich als treffliche Wahl des Organisationsteams um Jürgen Widera und HKM-Sprecher Gunther Schmucker. Das galt auch für den Ruhrkohle-Chor. Das Barbaralied, vorgetragen zu Ehren der Schutzheiligen der Berg- und Hüttenleute, war einer der besonderen Momente der Feier, die zum 18. Mal am zweiten Adventssonntag stattfand.

Kein Auftritt des Knappenchors ohne das traditionelle Steigerlied: Das erklang aber erst, nachdem die 32 Sänger unter stehendem Beifall die Halle verlassen hatten. Bei Glühwein und Christstollen, zu dem die HKM nach dem Gottesdienst einladen, erwiesen sich die meisten der Gäste auch bald 15 Jahre nach Schließung der letzten Duisburger Schachtanlage als textsicher.

AUFZEICHNUNG BIS ENDE DEZEMBER VERFÜGBAR

  • Wegen der Pandemie hatte es 2020 und 2021 nur eine digitale Version der Barbarafeier gegeben. Auch am Sonntag gab es eine Übertragung des Fernsehsenders Studio 47, auf Youtube bot die HKM einen Livestream an.
  • DieAufzeichnung der ökumenischen Barbarafeier in der Kranhalle der Hütte im Duisburger Süden ist dort noch bis zum 31. Dezember verfügbar und kann jederzeit kostenlos abgerufen werden.