Duisburg. Auch die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann sind auf dem Weg zur klimafreundlichen Stahlproduktion. So geht es weiter im Duisburger Süden.

Die Bemühungen um eine Reduzierung der CO2-Emissionen in der konventionellen Stahlerzeugung sind weit fortgeschritten, für die Umbauplanung der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) zur Produktion von „grünem“ Stahl gibt es den Segen der Gesellschafter. „Ende dieses Jahrzehnts soll die erste Direktreduktionsanlage (DRI) und ein Einschmelz-Aggregat gebaut werden“, kündigt Dennis Grimm, technischer Geschäftsführer der Hütte im Duisburger Süden, an.

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CO2-Emissionen der Hütte im Duisburger Süden sollen bis 2025 um 30 Prozent sinken

Während die Dekarbonisierung bereits geplant wird, ist die Umsetzung eines weiteren Ziels noch in vollem Gange: die Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen um ein knappes Drittel bis 2025. Dazu ging ein neuer Pfannenofen bereits vor einem Jahr in Betrieb, der Einsatz von Metallschrott ist erheblich gestiegen. Im Bau ist eine Verdichteranlage, mit der ab Ende des Jahres Koksgas in einen der beiden Hochöfen eingeblasen wird.

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„Koksgas hat einen hohen Wasserstoff-Gehalt“, erläutert Dennis Grimm. Das in der HKM-Kokerei anfallende Gas könne deshalb auch in einer DRI-Anlage eingesetzt werden. Um „grünen“ Stahl zu produzieren, müsste dort regenerativ erzeugter Wasserstoff eingesetzt werden. Weil aber dessen ausreichende Verfügbarkeit bis Ende des Jahrzehnts zumindest fraglich ist und auch die Versorgung mit Erdgas infrage steht, könnte Koksgas ein Brennstoff der Wahl bleiben, solange die Koksproduktion für die Restlaufzeit der Hochöfen noch erforderlich ist.

Dennis Grimm ist der technische Geschäftsführer der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann.
Dennis Grimm ist der technische Geschäftsführer der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Bau eines Elektro-Ofens keine Option für die HKM

Die Option, einen Elektro-Ofen statt einer DRI-Anlage zu bauen, sei bald verworfen worden, berichtet Grimm: „Die Integration einer solchen Anlage wäre aus Platzmangel schwierig, die Kosten für Bau und Logistik höher. Es ist keine Frage von richtig oder falsch, sondern des optimalen Konzepts für einen Standort.“ Geplant wird nun eine DRI-Anlage, die mit rund 130 Metern rund ein Drittel höher ist als die beiden Hochöfen der Hütte. Für den Bau müssen die Gesellschafter rund zwei Milliarden Euro investieren.

Klar ist damit der Weg, Fragezeichen stehen noch hinter den zeitlichen Abläufen. Der Beginn des Neubaus richtet sich nach der Restlaufzeit der beiden Hochöfen – voraussichtlich bis in die zweite Hälfe des Jahrzehnts. Die für eine Neuzustellung erforderlichen Millionen sollen bereits in die Nachfolge-Technologie fließen.

Politische Entscheidungen fehlen für verbindliche Zusagen der Gesellschafter

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Koordiniert werden muss die Investition bei HKM mit denen bei den Gesellschaftern Thyssenkrupp Steel (TKS) und Salzgitter. Beide wollen 2025/26 erste DRI-Anlagen in Betrieb nehmen (wir berichteten). Verlässliche Rahmenbedingungen für den Bau gibt es noch nicht: Für die Zukunft des Emissionshandels und EU-Förderungen stehen noch wichtige Entscheidungen in Brüssel aus, zuvor wird es auch mit Bundes- und Landesregierung wohl keine Verständigung über die Unterstützung von Bau und Produktion geben.

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„Für verbindliche Zusagen ist es noch zu früh“, sagt deshalb Dennis Grimm mit Blick auf den HKM-Aufsichtsrat. Auch dort steht nach dem Ausstieg von Gesellschafter Vallourec Bewegung an. Zwar beträgt die Kündigungsfrist sieben Jahre, an der DRI-Investition ist der Röhren-Hersteller aber nicht mehr beteiligt.

Nach TKS Hüttenheim droht auch der Verlust des Großabnehmers Vallourec

Doch zur Abnahme der vereinbarten Stahlmengen bleibt Vallourec trotz der angekündigten Schließung der Werke in Mülheim und Düsseldorf weiter verpflichtet. Nach der Schließung des TKS-Grobblechwerks droht der der HKM dennoch der Verlust des zweiten Großkunden mit einer Bestellmenge von rund einer halben Million Tonnen pro Jahr.

Spürbare Auswirkungen wird der Verlust des Hüttenheimer Grobblech-Werks in einer schwächeren Stahlkonjunktur haben. Weil aktuell die Nachfrage hoch ist, liefert die HKM nach Kräften für Thyssenkrupp Steel und Salzgitter. „Wir sind gut ausgelastet“, sagt Dennis Grimm, mit Blick auf die geänderte Kundenstruktur sei die Hütte aber dabei, „unser Produktportfolio zu bewerten“.

Gaskrise: HKM reduziert den Erdgasverbrauch der Hütte um über 50 Prozent

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Wegen der steigenden Erdgas-Preise und der drohenden Versorgungskrise haben die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann ihren Verbrauch bereits seit 2020 „deutlichst reduziert“, berichtet Geschäftsführer Dennis Grimm. Die Bedarf sei seither von rund 200 Megawatt (MW) auf eine Jahresmenge von rund 90 MW gesunken.

Erreicht wurde das durch den Verzicht auf Erdgas als Reduktionsmittel in den Hochöfen, dort wird statt dessen wieder Einblaskohle eingesetzt. Deren Verwendung hatte die Hütte zuvor reduziert, um die CO2-Emissionen der Anlagen zu mindern. Notwendig sei Erdgas aber weiterhin für den Betrieb der Winderhitzer an den Hochöfen, erklärt Grimm. Man nähere sich beim Erdgas-Bedarf allerdings einer Untergrenze für den Zwei-Ofen-Betrieb auf der Hütte. „Wir brauchen mindestens 70 MW pro Jahr für den Weiterbetrieb. Ansonsten sind Abschaltungen unvermeidlich, damit es nicht zu Schäden an den Aggregaten kommt.“

KEIN ELEKTROLYSEUR FÜR DAS WASSERSTOFF-FORSCHUNGSZENTRUM

  • Ein Elektrolyseur für das Wasserstoff-Innovationszentrum TrHy, das sich auf dem Gelände der HKM im Aufbau befindet, wird vorerst nicht gebaut. „Wir haben davon Abstand genommen“, erklärt Geschäftsführer Dennis Grimm, „uns fehlen dafür derzeit der Platz und auch die Arbeitskapazitäten.“
  • Den Start und die Arbeit des TrHy unter Regie des Zentrums für Brennstoffzellen-Technik (ZBT) der Universität Duisburg-Essen (UDE) werde das aber nicht beeinträchtigen. Für dessen Betrieb werden keine großen Mengen an Wasserstoff benötigt, statt des Elektrolyseurs soll eine Versorgung mit Tanks aufgebaut werden.