Duisburg. Auf dem Areal der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) läuft in dieser Woche ein wichtiges Großprojekt. Das geschieht derzeit im Werk.

Für die Erneuerung der Krane im Stahlwerk steht in dieser Woche die Produktion der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) still. Insgesamt 50 Krane, darunter ein 126 Meter hoher Raupen-Gittermastkran, sind auf dem Werksareal im Einsatz, um die Hütte im Duisburger Süden mit weitere Großreparaturen fit für die Zukunft zu machen.

„Insgesamt investieren wir einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ berichtet Geschäftsführer Dr. Gerhard Erdmann.

Tempo entscheidet: HKM-Hochöfen können nur wenige Tage auf Sparflamme laufen

Die beiden Stahlwerk-Krane sind zwei zentrale Anlagen des Werks: Der Roheisenkran transportiert die 350 Tonnen schweren Pfannen, die mit Roheisen aus den Hochöfen kommen, zu den Konvertern, wo der Stahl „gekocht“ wird.

Der Schrottkran schüttet weitere Metalle hinein, für jede Stahlsorte gibt es eine individuelle Mischung. „Die ständige dynamische Belastung durch die großen Gewichte begrenzt die Lebensdauer der Krane“, erklärt HKM-Sprecher Gunther Schmucker.

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Weil jeder Tag Produktionsausfall Millionen kostet und die beiden Hochöfen nur eine begrenzte Zeit auf „Sparflamme“ gefahren werden können, muss es schnell gehen. Zunächst die alten Krane ab- und dann die neuen aufzubauen – das würde viel zu lange dauern.

Deshalb wurde vor dem Stahlwerk eine riesige stählerne Hilfskonstruktion errichtet. Der längste Träger der Traverse misst 42 Meter. Darauf werden die Baugruppen der neuen Anlagen, geliefert vom Kranbauer Köthen in Sachsen-Anhalt, bereits montiert, während die alten Krane demontiert werden.

Rund um die Uhr wird im dieser Woche im Stahlwerk der HKM gearbeitet. Das Bild zeigt den Wechsel der Bahnen für die beiden neuen Krane, die in der Nacht zum Sonntag in die Halle geschoben werden. Danach kann das Werk wieder Stahl produzieren.
Rund um die Uhr wird im dieser Woche im Stahlwerk der HKM gearbeitet. Das Bild zeigt den Wechsel der Bahnen für die beiden neuen Krane, die in der Nacht zum Sonntag in die Halle geschoben werden. Danach kann das Werk wieder Stahl produzieren. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Arbeiten an verschiedenen Aggregaten der Hütte müssen gleichzeitig beendet sein

190 Tonnen wiegt die Katze des alten Krans, die hier am Haken hängt. Nebenan werden auf der Traverse bereits die Bauteile des neuen Krans montiert.
190 Tonnen wiegt die Katze des alten Krans, die hier am Haken hängt. Nebenan werden auf der Traverse bereits die Bauteile des neuen Krans montiert. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Arbeiten sind minuziös geplant. „In der Nacht zum Sonntag um 1.30 Uhr schieben wir den neuen Kran rein“, erklärt Projektleiter Dr. Frank Matta. Dann ist auch der Winderhitzer am Hochofen A ausgetauscht und die Reparaturen an der Gasreinigung ebenso erledigt wie die Instandhaltungsarbeiten an weiteren Aggregaten. „Wir nutzen den Stillstand für Arbeiten an vielen Anlagen“, erläutert Schmucker. Sobald der neue Kran läuft, werden am Sonntag auch die Hochöfen wieder hochgefahren.

Michael Klatzek ist eigentlich seit zwei Jahren im Ruhestand. Sein ganzes Arbeitsleben hat der „Mr. Kran“ auf der Hütte verbracht, kennt als langjähriger Leiter der Kraninstandhaltung jedes Bauteil. „Der Schrottkran ist 1962 gebaut worden, der Rohreisenkran 1996“, sagt er. In in dieser Woche überwacht er den Umbau mit Frank Matta, Leiter Stahl- und Kranbau der HKM.

Alternatives Transportkonzept als Vorsorge für zu starken Wind

Auf die Expertise von Klatzek, der jede Schraube im Stahlwerk kennt, konnte sich Matta bereits verlassen, als 2020 die Planung der Großaktion begann. „Ohne 3D-Modellierung geht nichts“, erklärt der Projektleiter. In einem virtuellen Stahlwerk haben sie alle Abläufe simuliert, dem Zufall bleibt nichts überlassen. Für den Fall, dass zu starker Wind die Arbeit mit dem Raupenkran verhindert hätte, gibt es ein alternatives Konzept, um die Lasten mit einem hydraulischen Hebesystem an ihr Ziel zu befördern. Womöglich Tage auf Flaute zu warten – keine Option. Das hätte die Hochöfen gefährdet.

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Dennoch sind alle gespannt, als am Mittwochmittag die „Katze“ am Haken hängt. Rund 190 Tonnen wiegt das Gerät, das auf den Kranbrücken fährt und über Getriebe und Seilrollen die Stahlpfannen und Schrottmulden bewegt. Knapp unter der Maximallast für den Großkran der DFA aus Leipzig, auf dessen drei Meter hohem Kettenfahrwerk bei 600 Tonnen Ballast und 63 Meter Ausladung bis zu 200 Tonnen bewegt werden können. Glücklicher Zufall: Das Gerät war zuvor bei Thyssenkrupp im Stadtnorden im Einsatz.

>>HKM in Duisburg NACH DEM UMBAU KOMMT DER ABBAU

  • Rund 900 Tonnen Stahl wurden in der Hilfskonstruktion für den Einbau der neuen Krane im Stahlwerk verbaut. Stehenbleiben kann sie nicht, weil Platz ein knappes Gut ist angesichts der kompakten Konfiguration der Anlagen bei HKM.
  • „Zum Verschrotten ist sie zu schade, wir werden sie einlagern“, sagt Dr. Frank Matta auch mit Blick auf die Bau- und Materialkosten von rund vier Millionen Euro. Also beginnt nach dem Umbau im Stahlwerk der Abbau der Konstruktion. „Bis Weihnachten ist alles weg“, so der Projektleiter.