Duisburg. Die Salzgitter Mannesmann Forschung investiert in Duisburg in den Bau eines H2SteelLab. Das hat das neue Prüflabor mit grünem Stahl zu tun.
Der Aufbau eines Netzwerks für den Transport von grünem Wasserstoff erfordert Pipelines, Röhren, Speicher. Das Metall muss dafür geeignet sein. Deshalb erweitert die Salzgitter Mannesmann Forschung (SZMF) ihren Standort auf dem Gelände der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) um ein neues Prüflabor. Der niedersächsische Stahlkonzern, einer der drei Gesellschafter der Hütte im Duisburger Süden, investiert 2,33 Millionen Euro in den Neubau des „H2SteelLab“, der im Sommer 2023 in Betrieb gehen soll. Das berichtete SZMF-Geschäftsführer Dr. Benedikt Ritterbach am Mittwoch bei der Vorstellung des Projekts.
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Auch Salzgitter setzt bei der Umstellung auf eine klimafreundliche Stahlproduktion voll auf Wasserstoff. Wie bei Thyssenkrupp Steel (TKS) im Duisburger Norden soll in Niedersachsen in vier Jahren die erste Direktreduktionsanlage (DRI) in Betrieb gehen, eine deutlich kleinere Demonstrationsanlage noch in diesem Sommer. „Mit dem Transformationsprogramm Salcos sind wir die Speerspitze bei der Herstellung besonders nachhaltiger Stähle“, so Ritterbach.
Hoffnung auf steigende Nachfrage nach grünem Stahl in den nächsten Jahren
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Der Bedarf an grünem Stahl werde „enorm steigen“, hofft der SZMF-Geschäftsführer. Für das in Wilhelmshaven geplante LNG-Terminal liefert Salzgitter die Leitungen, die Nachfrage könnte, so die Hoffnung, mit dem Aufbau der Wasserstoff-Wirtschaft rasant wachsen. „Benötigt werden auch stationäre Behälter und Röhren-Speicher, auch Tanks für Wasserstoff können aus Stahl sein“, erläutert Dr. Juliane Mentz, die Verantwortliche für die Werkstoff-Technik. Zum nahen Ende des Carbon-Zeitalters muss auch die SZMF nach neuen Betätigungsfeldern suchen. „Die Nachfrage aus der Öl- und Erdgas-Industrie sinkt“, sagt Dr. Matthias Frommert, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats.
Eine Herausforderung: Speicherung von Wasserstoff unter Hochdruck
Die sichere Speicherung der extrem kleinen Wasserstoff-Moleküle – sie können selbst aus einem Stahlbehälter entweichen, ist nicht ohne. Deshalb investiert die SZMF in die Suche nach Werkstoffen, die einen sicheren Transport und Speicherung auch unter enorm hohem Druck gewährleisten können. Das neue Laborgebäude soll deshalb zahlreiche Prüfanlagen zur Untersuchung von Stahlproben in Wasserstoff und Wasserstoff-Erdgas-Gemischen bis zu einem Druck von 400 bar aufnehmen. „Prüfungen unter Druckwasserstoff stellen technisch eine besonders hohe Herausforderung dar“, erklärt Juliane Mentz. „Das gilt für die Prüfanlagen und für das explosionsgeschützte Labor als Ganzes. Solche Untersuchungen bieten weltweit bisher nur eine Handvoll Labore an.“
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Duisburger Wasserstoff-Zentrum startet mit neuem NamenKooperation statt Konkurrenz lautet die Ansage für die Zusammenarbeit mit dem TrHy – dem Technologie- und Wasserstoff-Zentrum, das unter Regie des Zentrums für Brennstoffzellen-Technik (ZBT) der Uni in unmittelbarer Nachbarschaft aufgebaut wird. Dort wird ein Schwerpunkt auf der Normung und Zertifizierung von Komponenten für Wasserstoff-Fahrzeuge liegen. Nach Gesprächen mit ZBT-Geschäftsführer Joachim Jungsbluth sei er sicher, dass sich die Kompetenz beider Einrichtungen gut ergänze, heißt es der SZMF.
Stichwort: Salzgitter Mannesmann Forschung
- Die Konzernforschung der Salzgitter AG ist auf den Stammsitz (130 Mitarbeitende) und Duisburg (140 Mitarbeitende) verteilt. Die Mannesmann-Forschung gibt es bei HKM seit 1934, der Standort wurde vor 22 Jahren im Zuge des Verkaufs des Mannesmann-Röhrengeschäfts auch von Salzgitter übernommen.
- Die SZMF prüft in ihren Laboren und Werkstätten Stahl und hochlegierte Werkstoffe, vereinzelt auch Kunststoffe, vornehmlich aus der Rohrproduktion, aber auch in anderen Erzeugnissen des Konzerns. Gefragt ist die Kompetenz auch bei Unternehmenskunden. „Wir arbeiten als Profitcenter für externe Kunden in einem Umkreis von 200 Kilometern“, berichtet Geschäftsführer Ritterbach.