Duisburg. Die Schrottinsel im Duisburger Hafen wird zum Circular Island: In bester Kreislaufwirtschaft wird aus Schrott Recycling-Stahl in höchster Güte.

Auf der Schrottinsel im Duisburger Hafen entsteht eine Stahlschrott-Aufbereitungsanlage, die eine europaweit einzigartige Güte beim Recycling-Stahl erreichen soll. Gleichzeitig soll dadurch der CO2-Ausstoß und der Energieverbrauch gesenkt werden.

„TSR40“ heißt dieser Schatz aus Stahl, der ein bisschen aussieht wie ein verunglücktes Manöver beim Bleigießen an Silvester. Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart ist vom Projekt so begeistert, dass er die Schrottinsel gleich umbenennen möchte in „Circular Island“. Denn der neue Recycling-Stahl sei bester Rohstoff für den Hochofeneinsatz bei Thyssenkrupp Steel und als Baustein der Kreislaufwirtschaft ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum klimaneutralen Stahl. „Der Umbau zur zukunftsfesten und klimafreundlichen Industrie von morgen ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, erklärte Pinkwart beim Spatenstich.

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Duisburger Stahlschrott-Aufbereitungsanlage soll im Herbst in Betrieb gehen

Die Aufbereitungsanlage soll schon im Herbst in Betrieb gehen. 40 Millionen Euro werden auf 30.000 Quadratmeter Fläche verbaut, erklären die Niederlassungsleiter Michael aus dem Spring und Aron Brümmer von der TSR Recycling GmbH, die Anlage selbst soll etwa 250 Meter lang und 70 Meter breit werden.

Spatenstich mit u.a. NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (4. von links): Auf der Schrottinsel im Duisburger Hafen entsteht eine TSR-Aufbereitungsanlage.
Spatenstich mit u.a. NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (4. von links): Auf der Schrottinsel im Duisburger Hafen entsteht eine TSR-Aufbereitungsanlage. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der übliche Recyclingprozess wird im ersten Schritt zunächst intensiviert: Alte Fahrräder und sonstige stahlhaltige Schrotte werden deutlich stärker zerkleinert und in die einzelnen Bestandteile sortiert. Das geschieht überwiegend mechanisch und magnetisch, so Brümmer. Diese Schritte seien nicht neu, sehr wohl aber deren Güte und Effizienz. „Wir haben früher nicht so viel Aufwand für die Trennung betrieben.“

Schrott wird von möglichst allen Begleitelementen befreit

Der letzte – und neueste Schritt gewährt dann die hohe Reinheit des Endprodukts. Brümmer und aus dem Spring sprechen dabei von Veredelung, einer „sensitiven Nachsortierung“, einer Reduzierung letzter Begleitelemente, um den Grundwerkstoff wieder herzustellen, detaillierter möchten sie sich nicht in die Karten gucken lassen.

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Das Verfahren ist jedenfalls Ergebnis des Forschungsprojektes Reders (Reduzierte CO2-Emissionen durch Erhöhung der Recyclingquote bei der Stahlerzeugung), bei dem die TSR mit den Projektpartnern Thyssenkrupp Steel und den Hüttenwerken Krupp Mannesmann kooperierte. Dafür hatte das Land NRW 6,4 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung gestellt.

Rohstoffbedarf der Industrie mit Recyclingmaterial decken

Künftig soll auf der Schrottinsel im Drei-Schicht-Betrieb Recycling-Stahl mit einer Reinheit von 98 Prozent hergestellt werden. Damit will Thyssenkrupp jährlich bis zu 260.000 Tonnen „bluemint-recycled - Stahl“ herstellen.

Bernd Fleschenberg, Geschäftsführer TSR, betonte am Donnerstag mit Blick auf den Krieg gegen die Ukraine: „Mit TSR40 können wir einen erheblichen Anteil des zukünftigen Rohstoffbedarfs der Industrie decken. Gerade in Zeiten unterbrochener Lieferketten ist unsere Anlage am Standort Duisburg damit ein Leuchtturmprojekt mit Modellcharakter für weitere Stoffströme.“

Wichtiges Projekt auf dem Weg zur Klimaneutralität

Pinkwart betonte, dass das Projekt wichtig für den Klimawandel sei, dem man „viel energischer entgegentreten muss“. Das Ziel, binnen 23 Jahren klimaneutral zu werden, sei ambitioniert, „so lange braucht es schon, um eine Umgehungsstraße zu bauen“.

Oberbürgermeister Sören Link betonte, dass es ihn als Kind eines Stahlarbeiters freue, dass in Duisburg „die modernste Anlage Europas“ entstehe. Ob es gelingt, die Schrottinsel in Circular Island umzutaufen, will er als Chef der Straßenbehörde gern prüfen.

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>>WENIGER CO²-AUSSTOSS

  • Ein erhöhter Einsatz von metallischem Eisen in Form von Recyclingrohstoffen führt zu einem verminderten Bedarf an Eisenerz und Kohlenstoffträgern (Koks, Kohle) für die Herstellung der gleichen Menge Stahl.
  • Durch den Einsatz eines Recyclingprodukts im Hochofen wird eine Absenkung der CO2-Intensität von 2,1 Tonnen auf 0,75 Tonnen bilanziell erzielt und ausgewiesen, sagt Dr. Arnd Köfler von Thyssenkrupp. Der TÜV habe das zertifiziert.