Duisburg. St. Stephanus schließt als nächste Kirche im Duisburger Süden. Wie in Wedau sollen Häuser und Wohnungen entstehen – mit einem großen Unterschied.

Kirche zu, neue Häuser und Wohnungen her: Die katholische Gemeinde St. Stephanus könnte die nächste im Duisburger Süden sein, der es so ergeht. Die Kirche steht auf der Schließungsliste des Bistums Essen. Entstehen sollen auf dem Gelände nach aktuellem Stand Häuser und Wohnungen. Dieses Vorhaben allerdings könnte erschwert werden: Die Kirche soll unter Denkmalschutz gestellt werden.

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Mit ihrem Baujahr 1958 ist St. Stephanus zwar nicht besonders alt, aber repräsentativ, befinden die Duisburger Denkmalschützer: Die Kirche sei „ein aussagekräftiges Zeugnis der religiösen und sozialen Verhältnisse in Deutschland in der Nachkriegszeit“, heißt es in ihrem Bericht, mit der sie der Bezirksvertretung Süd die Unterschutzstellung als Denkmal vorschlagen.

Kirche St. Stephanus in Ungelsheim: Ohne HKM hätte es sie nicht gegeben

St. Stephanus ist sozusagen ein Stahlkind: Ab 1953 errichteten die heutigen Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) die Arbeitersiedlung Mannesmannstadt, die später als eigener Stadtteil auf den Namen Ungelsheim getauft wurde. Der Stahlproduzent stellte auch das Grundstück für die Kirche zur Verfügung.

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Bis heute ragt der 28 Meter hohe Turm der Kirche in den Himmel über Ungelsheim, die Kirche ist noch so gut wie im Original erhalten: Altar, Tabernakel und Hängekreuz entstammen ebenso der Ersteinrichtung wie Eingangstüren, Kreuzweg oder Taufstein. Nur die auffälligen Fensterwände wurden erst 1972 nachgerüstet: Buntglas war 1958 zu teuer.

Das Buntglas in der Fensterfront in St. Stephanus war zwar von Anfang an eingeplant, wurde aber erst 1972 nachgerüstet: Beim Bau der Ungelsheimer Kirche war es zu teuer.
Das Buntglas in der Fensterfront in St. Stephanus war zwar von Anfang an eingeplant, wurde aber erst 1972 nachgerüstet: Beim Bau der Ungelsheimer Kirche war es zu teuer. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Dabei hatte Architekt Wilhelm Seidensticker es von Anfang an eingeplant. Für ihn, der eigentlich Stadtplaner war, wurde St. Stephanus zur dritten von fünf Kirchen, die er entwarf. Einen modernen, parabelförmigen Grundriss kombinierte er mit der Tradition einer dreischiffigen Kirche mit einem „basilikalen Querschnitt“ – für die Denkmalschützer ein weiteres Argument für die Unterschutzstellung.

Bis 2025 soll die Kirche St. Stephanus in Duisburg schließen – spätestens

Die Sitzung, in der darüber hätte entschieden werden sollen, ist zwar wegen Corona abgesagt worden, allgemein aber gilt bei Denkmalangelegenheiten eine Zustimmung als Formsache. Für die Gläubigen würde Denkmalschutz für St. Stephanus bedeuten, dass ihre Kirche erhalten bleibt. Allerdings nur als Gebäude: Spätestens bis zum Jahr 2025 sollen in St. Stephanus keine Gottesdienste mehr stattfinden, die Kirche wird geschlossen, so sieht es der sogenannte Pfarreientwicklungsprozess vor.

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Wie auch bei der Kirche St. Joseph könnte eine mögliche Nachnutzung neue Häuser und Wohnungen bedeuten, heißt es aus der Pfarrei St. Judas Thaddäus. Allerdings würde in Ungelsheim anders als in Wedau ohne Abriss der Kirche gebaut. St. Stephanus soll demnach zu einem Versammlungsraum umgebaut werden.

Denkmalschutz bedeutet zwar Erhalt für die Kirche. Er erschwert allerdings auch einen Umbau. Mit möglichen Investoren, so die Pfarrei, sei man im Gespräch.

>> ST. JOSEPH IN WEDAU WIRD FÜR NEUE HÄUSER ABGERISSEN

  • Auch auf dem Gelände der ehemaligen Kirche St. Joseph in Duisburg-Wedau ist ein kleines Neubaugebiet geplant.
  • Dort wird die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft neun Reihenhäuser und sechs Doppelhaushälften bauen.
  • Im Gegensatz zu St. Stephanus wird St. Joseph dafür allerdings abgerissen.
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