Duisburg. Verfahren, Kriterien, Anforderungsprofile: Welche Vorgaben die Gebag Investoren macht, die auf 6-Seen-Wedau Häuser und Wohnungen bauen wollen.

3000 neue Häuser und Wohnungen auf einem 60 Hektar großen Areal und einer Nettobaufläche von 282.000 Quadratmetern: Die Dimensionen von 6-Seen-Wedau sind einzigartig, das Neubauprojekt wird Duisburg auf viele Jahre prägen. Aufgeteilt ist es in 22 Lose, für die sich Investoren bewerben können. Dafür macht die Gebag ihnen einige Vorgaben.

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6-Seen-Wedau: Fünfstufiges Bieter- und Wettbewerbsverfahren für Investoren

Das ist auch nötig, denn im Bebauungsplan für 6-Seen-Wedau finden sich kaum gestalterische Festsetzungen; die Stadt hatte bewusst darauf verzichtet. Darum werden die Baufelder über ein sogenanntes kombiniertes Bieter- und Wettbewerbsverfahren an die Investoren vergeben. Dieses Verfahren läuft in fünf Stufen ab:

- In der Interessensbekundung muss der Investor nachweisen, dass er über geeignete Referenzen ähnlicher Projekte verfügt. Die Bewerbung muss zusammen mit einem Architekturbüro erfolgen, das ebenfalls entsprechende Referenzen vorweisen kann.

- Pro Vermarktungslos werden fünf Teilnehmer und Teilnehmerinnen ausgewählt.

- Diese Teilnehmer reichen ihre Konzepte zu einem festgelegten Abgabetermin ein. Zur Bewerbung gehört neben dem Konzept auch ein verbindliches Kaufpreisangebot. In die spätere Entscheidung über den Sieger des Wettbewerbs fließen die inhaltliche Qualität zu 60 Prozent ein, das Kaufpreisangebot zu 40 Prozent.

- Es folgt die Vorprüfung und Auswahl der Beiträge. Die Entscheidung über ihre Rangfolge trifft ein Gremium bestehend aus Fachpreisrichtern und -richterinnen aus Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung, Vertretern von Stadt Duisburg und Gebag sowie des Beirats für Stadtgestaltung.

- Die Gebag FE verhandelt die Kaufverträge mit zwei bis drei Bewerbern pro Vermarktungslos.

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Diese Kriterien zählen beim Konzept der Investoren für 6-Seen-Wedau

Die Traverse zwischen Neuer Gartenstadt und Seequartier in Duisburgs Neubaugebiet 6-Seen-Wedau soll innovative bis experimentelle Architektur bieten.
Die Traverse zwischen Neuer Gartenstadt und Seequartier in Duisburgs Neubaugebiet 6-Seen-Wedau soll innovative bis experimentelle Architektur bieten. © Gebag

Bei der Bewertung des Konzepts gelten unter anderem folgende inhaltliche Kriterien:

- Mit 30 Prozent fließt die Architektur in die Bewertung ein, darunter Aspekte wie Wohnqualität und Wohnungsmix oder ein Material- und Fassadenkonzept.

- Zehn Prozent macht die Freiraumgestaltung aus: Wie sind Vorzonen gestaltet, wie Innenbereiche, wie werden Stellplätze integriert?

- Weitere zehn Prozent entfallen auf den Städtebau. Hierbei geht es zum Beispiel um die Übertragung des Themas Gartenstadt oder die Wirkung der Straßen.

- Ebenfalls mit zehn Prozent werden unter dem Schlagwort Innovation Themen gewertet wie Nachhaltigkeit, preisgünstiges Wohnen, innovative und flexible Grundrisslösungen.

Architektenwettbewerbe für Sozialwohnungen in Duisburgs 6-Seen-Wedau

Über dieses Verfahren hinaus geht die Gebag für fünf Vermarktungslose – all jene, wo auch oder zum Teil Sozialwohnungen entstehen sollen. Für Baugebiete, in denen mehr als 100 Mietwohnungen neu entstehen, davon mindestens 50 gefördert, sind Architektenwettbewerbe vorgeschrieben. Ein weiteres Los könnte ebenfalls für einen Architektenwettbewerb infrage kommen: Denkbar ist dieses Verfahren laut Gebag auch für die neue Grundschule mit Sporthalle.

Mit den Vermarktungslosen erwerben die Investoren Kaufgrundstücke mit einer Größe zwischen 6000 und 20.000 Quadratmetern. Pro Los gibt es ein Mindestgebot, das laut Gebag die Wirtschaftlichkeit sichern soll. Zahlen nennt das städtische Wohnungsbauunternehmen nicht.

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Drei Lose hat die Gebag bereits selber gekauft: die Lose 1, 2 und 5. 1 und 2 sind zusammen mehr als 15.000 Quadratmeter groß. Hier plant die Gebag rund 150 Wohnungen, davon bis zu 60 Prozent Sozialwohnungen. Ergänzt werden sollen sie durch Angebote wie Co-Working-Spaces, Mehrgenerationenwohnen und smarte Gebäudetechnologien. Auch auf Los 5 soll sozialer, aber auch frei finanzierter Wohnungsbau entstehen. Außerdem plant die Gebag hier eine Kita. Zwei weitere Baufelder will die Gebag 2022 erwerben, ebenfalls überwiegend für Sozialwohnungen.

>> 6-SEEN-WEDAU: ANFORDERUNGSPROFILE FÜR JEDES QUARTIER

  • Ein städtebaulicher Handlungsleitfaden der Stadt definiert Anforderungsprofile für jedes der vier Quartiere Am Wasserturm, Neue Gartenstadt, Seequartier und Am Uferpark. „Beim Quartier am Wasserturm geht es beispielsweise um eine Kombination von Wohnen und Arbeiten“, erläutert Gebag-Sprecherin Lisa Melchior. Diese Ausrichtung ergebe sich durch die Nähe zum Nahversorgungszentrum und „gemischte Nutzungen in den Erdgeschossen“ – hier sind also auch Ladenlokale denkbar.
  • Die Neue Gartenstadt soll sich „an der historischen Gartenstadtidee orientieren“, zum Beispiel durch nutzbare Freiräume. Die Traverse zwischen diesem Viertel und dem Seequartier „soll mit innovativen, gern auch experimentellen Architekturen“ aufwarten.
  • Im Seequartier geht es neben dem Thema Wohnen um einen „hohen Freizeitwert, der auch von externen Besuchern genutzt werden soll“ – hier befindet sich die Promenade, die am Ufer des Masurensees entlangführt. Das Quartier „Am Uferpark“ soll Freizeit, Sport und Grün kombinieren, das Ganze mit einer lockeren Bebauung von individuellem Geschosswohnungsbau und Einfamilienhäusern.