Duisburg-Ungelsheim.. St. Stephanus hat Umbrüche und Umbauten erlebt. Heute ist das Gotteshaus voller Ruhe und Licht. In unserem Text finden Sie eine 360°-Ansicht.


Sie war die erste Kirche, die der Bischof und spätere Kardinal Franz Hengsbach weihte: die katholische Kirche St. Stephanus in Ungelsheim. Außerdem wechselte sie das Bistum, zu dem sie gehörte, in Rekordzeit. Aber der Reihe nach.

1957, als die Siedlung Ungelsheim als Stadtteil Duisburgs offiziell noch gar nicht existierte, wurde der Grundstein zur Kirche gelegt. Damals gehörte sie noch zum Bistum Köln. Nach der für Kirchenhistorie kurzen Zeit, die bis zur Einweihung verging, hatte sich das geändert: Fortan gehörte die Kirche St. Stephanus zum Bistum Essen.

Früher gab es Notverglasung, heute ein riesiges Fenster

Das Buntglasfenster nimmt die gesamte Südseite der Kirche ein.
Das Buntglasfenster nimmt die gesamte Südseite der Kirche ein. © Jörg Schimmel | Funke Foto Services






Solche Umbrüche finden sich auch im Inneren der Kirche, auch wenn sie ihr heute nicht mehr anzusehen sind. Das den ganzen Raum dominierende Südfenster, in das sich bunt ein großes Kreuz prägt, gab es nicht von Anfang an; statt seiner gab es nur eine Notverglasung. „Die hatten das Geld nicht, um so ein Riesenfenster zu gestalten“; blickt Gemeindemitglied Klaus Schertes auf die Anfänge der Kirche zurück. Erst später wurde es von jenem niederrheinischen Künstler neu gestaltet, der auch für einige andere Werke in der Kirche verantwortlich zeichnet: unter anderem für Altar und Kreuz sowie für die Figuren der Muttergottes und des Heiligen St. Stephanus. Aber: „Dann musste das alles noch mal ausgebaut werden“, sagt Schertes. Denn die Betonstützen bröckelten. Also noch mal von vorne.

Die Nordfront wurde in den 1980er Jahren gestaltet

Das Kreuz zeigt vier Szenen aus dem Neuen Testament.
Das Kreuz zeigt vier Szenen aus dem Neuen Testament. © Jörg Schimmel | Funke Foto Services






Heute strahlen Licht und Ruhe durch das Fenster, das die gesamte Südfront der Kirche einnimmt. Von hier aus spannt sich der parabelförmige Grundriss der Kirche bis zur Nordseite, der Altarseite. Die vielen quadratischen Buntglasfenster in der hohen, blau getünchten Wand wurden in den 1980er Jahren gestaltet. Schertes vermutet, dass ihre gelben Tropfenformen die Gnade symbolisieren sollen, die von oben auf die Gläubigen herniedergeht.

Nach oben richtet sich der Blick der Kirchgänger zum Kreuz über dem Altar. Vier Szenen aus dem Neuen Testament zeigt es: das Abendmahl, Pfingsten, den barmherzigen Samariter und die Fußwaschung. Der Tabernakel – gestaltet von einem anderen Künstler – prangt vor der dunkelblauen Wand in einem ähnlichen Blau, vor allem aber mit Rot, das an den brennenden Dornbusch erinnert.

St. Stephanus wurde zur Stadt rausgejagt und gesteinigt

Und der Namenspatron der Kirche selbst? Er ist zu finden in Form einer Holzfigur an der Seite: Unten hebt ein Mann einen Stein auf, um ihn auf ihn zu werfen; oben ist Gott dargestellt, der den Heiligen in den Himmel aufnimmt. „Stephanus,“ erklärt das langjährige Gemeindemitglied Rudolf Simonis, „war der erste Märtyrer überhaupt; er wurde zur Stadt rausgejagt und gesteinigt.“

Ein Relief aus Granit illustriert den Kreuzweg.
Ein Relief aus Granit illustriert den Kreuzweg. © Jörg Schimmel | Funke Foto Services






Stein findet sich heute in der Kirche nur im sakralen Sinne: Unter der Chorempore an der Südseite illustriert ein aus Granit gemeißeltes Relief den Kreuzweg. Vielleicht leuchtet ja bei Ihrem nächsten Besuch in der Kirche das Licht auf diese Arbeit – ohne die Spots ist sie gut versteckt.