Duisburg. Schon seit dem Sommer haben die Mieter eines Hauses mit 32 Wohnungen Probleme mit Schimmel. Auslöser ist ausgerechnet eine Sanierung der Gebag.
Zwei Wochen vor Weihnachten ärgern sich die Mieter und Mieterinnen in einem Hochhaus in Großenbaum über Schimmel, hinzu kam ein Heizungsausfall. Der Grund: Die Duisburger Wohnungsgesellschaft Gebag modernisiert derzeit das Gebäude. Die Fassade liegt blank. Das Unternehmen verspricht ein baldiges Ende der Bauarbeiten.
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Seit April baut die Gebag an dem Gebäude an der Salzachstraße, einem Hochhaus mit acht Etagen und 32 Wohneinheiten. Arbeiter sind an der Fassade, den Fenstern und auf dem Dach zugange. Das 1977 errichtete Gebäude wird mit einem Darlehen des Landes NRW energetisch saniert, wobei auch Heizungsanlage und Fahrstuhl generalüberholt werden.
Starker Schimmelbefall in vielen Wohnungen in Großenbaumer Hochhaus
Doch schon seit dem Sommer bemerken die Mieter Schimmel in ihren Wohnungen. „Die Flecken sind mittlerweile in jedem Zimmer an den Außenwänden. Meine Tochter hat eine Sitztruhe, die nicht direkt an der Wand stand. Selbst die ist betroffen“, berichtet etwa Nadine Fox, die den Schimmelbefall erstmals Mitte November wahrgenommen hat.
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Zudem sei die Heizung vorvergangene Woche für zwei bis drei Tage ausgefallen. „Seitdem haben wir die Heizung auf Stufe drei, trotzdem liegt die Raumtemperatur bei 16 Grad. In der Nähe der Wände bemerkt man die Kälte deutlich.“ Höher wolle sie die Heizung nicht drehen, weil sie befürchte, dass die Luftfeuchtigkeit weiter steigen könnte – und sich der Schimmel ausbreitet.
Dunkle Flecken zeichnen sich bereits jetzt rund um die Sporen ab, schwarze Punkte befinden sich unter den Fußleisten, der Laminatboden wölbt sich auf – wohl ein Zeichen dafür, dass die Wände durchnässt sind. „Mein Kind schläft inzwischen bei mir, mein Mann im Wohnzimmer.“ Auch ihr Nachbar berichtet von Schimmel in der Wohnung, bereits viermal sei dieser mit Chlor behandelt worden – vergeblich.
Mieterschutzbund: Schimmel ist Folgeschaden der Sanierung
Für Peter Heß, Geschäftsführer des Mieterschutzbund Duisburg-Niederrhein, ist die extreme Feuchtigkeit kein Wunder: „Wenn man an einem Gebäude aus den 70er-Jahren die Fassade entfernt und nur noch die Steine des Rohbaus übrigbleiben, entsteht automatisch Schimmel, weil die Wände vollkommen ungeschützt sind. Zudem ist das Gebäude ein Hochhaus, es kann also sehr gut Wind abfangen. Man müsste als Gegenmaßnahme pausenlos lüften und heizen, um die Nässe da rauszukriegen“, sagt er. Es sei in dem Haus eindeutig zu Folgeschäden gekommen.
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Gebag-Sprecherin Lisa Melchior räumt auf Anfrage ein, dass der Schimmelbefall auch mit der freiliegenden Fassade zusammenhänge. „Durch die neue Dämmung wird das Problem behoben.“ Sie berichtet von fünf Wohnungen, in denen der Gebag Schimmel bekannt sei.
An sieben von acht Etagen sei bereits neues Material angebracht worden, sodass die Arbeiten in den kommenden drei Wochen abgeschlossen seien. Zwischenzeitlich habe es einen Baustopp von ebenfalls drei Wochen gegeben, weil es pandemiebedingte Lieferschwierigkeiten bei notwendigem Baumaterial gegeben habe.
Gebag: Heizung war nur sieben Stunden abgeschaltet
Melchior weist einen längeren Heizungsausfall zurück: „Die Heizung war lediglich während des Austauschs des Kessels nicht in Betrieb. Dies wurde den Mietern vorab durch einen Aushang im Treppenhaus mitgeteilt. Dabei handelte es sich um einen Zeitraum von etwa sieben Stunden. Zu allen anderen Zeitpunkten war die Heizung in Betrieb, auch die alte Anlage.“ Mitarbeiter hätten sich mehrfach nach Einbau der neuen Anlage von deren Funktionstüchtigkeit überzeugt.
Grundsätzlich werde bei Schimmelschäden immer zeitnah eine Handwerksfirma beauftragt, die den Befall entferne. „Ein kompletter Neuanstrich oder Neutapezierung wird jedoch erst nach Abschluss der Fassadenarbeiten vorgenommen“, sagt Melchior.
Gebag verspricht: Höhere Nebenkosten zahlt das Duisburger Wohnungsbauunternehmen
Doch was, wenn die Wände schon zu durchnässt sind? „Hier wird jeder Einzelfall individuell geprüft. Es kann sich bei den feuchten Stellen auch um Oberflächenwasser handeln, das nicht den Einsatz von Bautrocknern erfordert“, so die Gebag-Sprecherin.
Bis dahin sollten die Menschen an der Salzachstraße weiter heizen und lüften, um die Wohnungen trocken zu halten. Eine höhere Nebenkostenabrechnung müsse niemand fürchten. „Die durch das Heizen entstandenen Mehrkosten übernimmt die Gebag natürlich. Außerdem erhalten alle Mieter nach Abschluss der Modernisierungsmaßnahme eine Mietgutschrift in Höhe einer Kaltmiete als Entschädigung.“
>> GEBAG: DARUM WIRD IM WINTER SANIERT
- Warum legt die Gebag die Modernisierungsarbeiten in den Winter, wenn mit einem Auskühlen der Wohnungen zu rechnen ist? Gebag-Sprecherin Lisa Melchior sagt dazu: „Die Gebag ist bemüht, ihre Objekte technisch auf dem aktuellen Stand zu halten und auch ihren Bestand stetig zu modernisieren. Das führt manchmal auch dazu, dass Arbeiten sich auch in die kalte Jahreszeit ziehen, weil die Gesamtmaßnahme eben eine gewisse Zeit dauert und Bauabläufe auch eine gewisse Reihenfolge der Arbeiten erfordern.“
- Die Arbeiten in dem Haus an der Salzachstraße hätten bereits im April begonnen. „Schlussendlich kam in diesem Fall coronabedingt eine Verzögerung hinzu.“