Duisburg-Röttgersbach. Duisburger liegen im Clinch mit der Vonovia: Nach einer Modernisierung beklagen sie viele Schäden. Beim Streit geht es auch um Mietkürzungen.

„Verschlimmbessern“ ist ein Kunstwort, das eine Verschlechterung beschreibt, der eine eigentlich angedachte Verbesserung vorausgehen sollte. Passen könnte das Wort auf die Situation von Ralf Letzner und Erika Schiffner aus Duisburg-Röttgersbach. Denn vor zwei Jahren hat die Vonovia ihre Wohnung modernisiert und seitdem liegen die beiden im Clinch mit dem Wohnungsunternehmen. Denn die Arbeiten seien nicht ordnungsgemäß ausgeführt worden, kritisiert das Ehepaar. Auch habe die Vonovia allgemeine Mängel nicht beseitigt. Dennoch sollen die beiden nun 100 Euro mehr Miete bezahlen. Seitdem liegt die Angelegenheit bei Gericht.

Bereits vor fast drei Jahren stellten Letzner und Schiffner fest, wie sie erzählen, dass Teile des Balkons, der über ihrem eigenen lag, heruntergefallen waren. Die Bauaufsicht der Stadt Duisburg sperrte daraufhin den Balkon des Paares. Die Vonovia habe ihn anschließend jedoch nicht in Stand gesetzt, sondern teilweise abgetragen und „eine Behelfskonstruktion auf Stützen“ angebracht. „Insgesamt war die Nutzfläche einen Quadratmeter kleiner“, sagt Letzner.

Schimmel durch Baupfusch? Duisburger Mieter schalten Anwalt ein

Die neuen Fenster und Jalousiekästen seien schlampig eingebaut worden, beklagt das Duisburger Ehepaar unter anderem.
Die neuen Fenster und Jalousiekästen seien schlampig eingebaut worden, beklagt das Duisburger Ehepaar unter anderem. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Er kürzte deshalb die Miete damals um 50 Euro, woraufhin der Konzern sein Mahnwesen in Gang setzte. Die Modernisierung lief unterdessen weiter. „Im September 2019 wurden neue Fenster eingebaut, inklusive Rollläden und Fensterbänke. Die Fenster sind allerdings von minderer Qualität und die untere Fensterdichtung ist auf beiden Seiten etwa zehn Zentimeter zu kurz – ständig zieht es“, klagt Letzner. Dafür sorgten auch die eingebauten Belüftungsklappen und die nicht gedämmten Jalousiekästen. „Wenn die Haustür aufgeht, bewegen sich die Gardinen.“

Der 60-Jährige ärgert sich zudem über die verbauten Fenstergriffe, die ihm mit je elf Euro in Rechnung gestellt wurden. „Im Internet habe ich die für vier Euro gefunden“, sagt er. Durch die Arbeiten am Balkon sei Wasser ins Innere eingedrungen. Das Ergebnis: große, gelbe Wasserflecken im Kinderzimmer. „Bis heute sind die Schäden nicht behoben worden – so wie alle anderen Mängel auch.“ Letzner und Schiffner haben einen Anwalt mit der Klärung der Angelegenheit beauftragt.

Vonovia will nichts von den Schäden gewusst haben

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Zu dieser will sich Bettina Benner, Sprecherin der Vonovia, auf Anfrage nicht äußern. Sie bestreitet, dass sich die Nutzfläche des Balkons durch die neue Konstruktion verkleinert habe. Dass die verbauten Fenster Luft durchließen, sei gewollt: „Sie verfügen über normierte Zwangsbelüftungselemente, um eine eventuelle Schimmelbildung durch falsches Lüftungsverhalten vorzubeugen“, so Benner.

Hat die mutmaßlich verpfuschte Fenstermodernisierung den Schimmel an der Decke verursacht? Die Mieter sind davon überzeugt.
Hat die mutmaßlich verpfuschte Fenstermodernisierung den Schimmel an der Decke verursacht? Die Mieter sind davon überzeugt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Den Vorwurf, sie seien von minderer Qualität, weist sie zurück. „Sie verfügen über eine CE-Kennung, die auf Nachfrage vorgezeigt werden kann.“ Bei den Jalousiekästen seien lediglich die Gurte sowie die Rollladenpanzer ausgetauscht worden. „Eine Dämmung war aus Platzgründen nicht möglich.“

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Auf der Rechnung seien nur Beträge aufgeführt, die die Modernisierung beträfen. Die Bauteile entsprächen den marktüblichen Preisen. Der Vergleich mit den Preisen von Onlineanbietern, wie Letzner ihn gemacht habe, verbiete sich. Die Kosten für diese Modernisierung sei im gesetzlichen Rahmen auf die Mieter umgelegt worden.

Mängel oder Mietschulden? Mieter haben Ärger mit VonoviaBettina Benner zufolge habe das Ehepaar vermeintliche Mängel nie bei der Vonovia angezeigt. Dies gelte auch für den Wasserschaden. Für eine Härtefallanalyse fehlten zudem noch Unterlagen. Aus diesem Grund sei eine Mietminderung nicht zu begründen und der Mahnprozess werde in Gang gesetzt. Jedoch kündigt sie an: „Gerne werden wir einen Termin mit den Mietern vereinbaren, um eventuelle Mängel zu sichten und diese beseitigen zu lassen.“

>> DER GRÖSSTE EUROPÄISCHE IMMOBILIENKONZERN

● Der Konzern Vonovia ist Deutschlands größter Wohnungsvermieter. Damit ist das Unternehmen mit Sitz in Bochum Marktführer und börsennotiert. Im Jahr 2018 betrug der Gewinn über eine Milliarde Euro. Nach der kürzlichen Übernahme der Deutsche Wohnen gehören dem neuen europäischen Immobilienriesen circa 568.000 Wohnungen. Er ist rund 80 Milliarden Euro wert.

● Immer wieder kritisieren Mieterschutzverbände Mieterhöhungen rund um Modernisierungen oder fehlerhafte Nebenkostenabrechnung zum Nachteil von Mietern.