Duisburg. Durch die Corona-Pandemie haben viele Menschen mehr Zeit zu Hause verbracht. Dadurch stiegen die Betriebskosten. Worauf Mieter nun achten müssen.

Wer seine Nebenkostenabrechnung für das Jahr 2020 erhält, kann zunächst einen großen Schreck bekommen: Die Zahlen sind höher als im Jahr zuvor. Zwei Mieterschutz-Experten aus Duisburg erklären, warum das so ist.

Peter Heß vom Mieterbund Duisburg-Niederrhein etwa berichtet, dass er zunehmend Beschwerden über angeblich zu hohe Abrechnungen durch die Vermieter erhalte. „Viele Leute vergessen dabei, dass sie wegen Corona im vergangenen Jahr häufiger zu Hause waren“, erinnert Heß. Dies betreffe insbesondere die Heizkosten.

Nebenkosten: Duisburger Experte warnt vor einem bösen Erwachen

„Wer mehr zu Hause ist, heizt öfter – das gilt vor allem für Wohnungen mit Alten und Kranken. Das kann ein bitteres Erwachen bedeuten, denn nicht jeder kann mal eben 1000 Euro aus dem Ärmel schütteln", so der Experte. "Wir bemerken außerdem so langsam eine Tendenz bei den Abrechnungen, die über das Kalenderjahr hinweg von Sommer bis Sommer reichen – da sind die Be- und Entwässerungskosten gestiegen“, so der Experte.

Heß rät, Zählerstände monatlich zu protokollieren. „Bei den Heizkosten geht das leider das nur in Neubauten, wo jede Wohnung einen eigenen Zähler besitzt. In älteren Häusern werden die Heizkosten über einen Schlüssel auf alle Parteien umgelegt.“

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Wer höhere Werte als im Vorjahr feststelle, habe zwei Möglichkeiten: „Entweder die Gewohnheiten ändern oder schon mal Geld zur Seite legen“, rät Heß. Viele Vermieter ließen sich zwar auf eine Ratenzahlung ein, einen gesetzlichen Anspruch darauf gebe es aber nicht. „Das sollte man frühzeitig kommunizieren. Eine Prüfung durch den Mieterschutzverein kann mehrere Monate dauern. Wenn Sie dann erst um eine Ratenzahlung bitten, spielen viele Vermieter nicht mehr mit.“

Rechtsanwältin rechnet mit hohen Nachzahlungen bei Heizkosten

Betriebskosten seien ein Dauerbrenner-Thema, sagt auch Rechtsanwältin Sonja Herzberg, die für den Mieterbund Rhein-Ruhr arbeitet. „Die Heizkosten werden um 15 bis 20 Prozent gestiegen sein, wir rechnen da mit einer großen Nachzahlungswelle“, sagt sie.

Überraschenderweise habe es jedoch keine Fälle gegeben, in denen Mieter ihre Miete nicht zahlen konnten und deswegen eine Kündigung erhalten haben. „Wenn das jemanden betrifft, sollte er offen und transparent damit umgehen. Wenn die Vermieter, auch große Gesellschaften, eine Perspektive erkennen können, haben sie oft Verständnis.“

Was beim Sperrmüll zu beachten ist

Viele Menschen haben die ungewollte Freizeit im vergangenen Jahr außerdem genutzt, um ihre Wohnung zu entrümpeln. „Gerade in Mehrfamilienhäusern stellen manche Leute ihren Müll einfach dazu, statt ihn ordnungsgemäß anzumelden. Die Wirtschaftsbetriebe lassen das dann stehen und der Vermieter muss das gegen Entgelt entsorgen lassen“, sagt sie. Die Kosten lege er auf alle Mieter um. Die Expertin rät deswegen: „Sprechen Sie mit Ihren Nachbarn und weisen Sie sie darauf hin, dass die Wirtschaftsbetriebe Sperrmüll häufig kostenlos abholen.“

Peter Heß fügt hinzu: „Gerade jetzt lohnt sich die Mitgliedschaft im Mieterverein. Die sind darauf spezialisiert, Missstände auf der Abrechnung zu erkennen.“ Oft erhielten die Mieter zwar kein Geld zurück, aber grobe Fehler der Vermieter fielen auf. „Die Vereine können ihre Mitglieder auch dahingehend beraten, ihren Verbrauch zu senken“, so Heß.

>> KONTAKT ZUM MIETERBUND NIEDERRHEIN UND RHEIN/RUHR

Der Mieterbund Duisburg-Niederrhein ist telefonisch unter 0203/29 62 19 zu erreichen. Weitere Infos gibt es auf www.msb-mbn.de.

Der Mieterbund Rhein-Ruhr kann telefonisch unter 0203/39 51 00 31 kontaktiert werden. Die Internetseite: www.mieterbund-rhein-ruhr.de.