Duisburg-Serm. . Die Schließung der Kirche Herz Jesu ist beschlossen. Die Sermer wollen das nicht hinnehmen. Sie wollen ihre Kirche künftig selbst finanzieren.

Am 22. Mai 1927 wurde die erste Messe in der Sermer Herz-Jesu-Kirche gefeiert. Seitdem gehört die Kirche unverrückbar zum Dorfbild und ist der zentrale spirituelle Ort für die dort lebenden Katholiken. Das soll nach den Vorstellungen der knapp 100 Gemeindemitglieder auch so bleiben, die der Einladung zur Gemeindeversammlung am Mittwochabend gefolgt sind – der geplanten Schließung der Kirche nach dem Pfarreientwicklungskonzept zum Trotz.

Die Kirche will die Hälfte ihrer Ausgaben einsparen

Nicht nur die Organisatorinnen Monika Simon, Marlies Schmitz und Ursula Grotenburg sind der Meinung, dass man unbedingt die Kirche im Dorf lassen soll. Dabei ist nach dem Sparkonzept der Pfarrgemeinde St. Judas Thaddäus die Schließung von Herz Jesu im Grunde beschlossene Sache: Im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses des Bistums Essen sollen (Basis ist das Jahr 2013) bis 2020 ein Drittel und bis 2030 die Hälfte der Ausgaben eingespart werden. Kirchenschließungen sind dabei unvermeidbar. Für die Großpfarrei Judas Thaddäus bedeutet das – die Einsparkonzepte wurden bistumsweit jeweils vor Ort entwickelt – die Schließung von sechs Gotteshäusern. Dazu zählt auch die Herz-Jesu-Kirche, die zur Gemeinde St. Dionysius gehört.

Sermer wollen ihre Kirche in Zukunft selbst tragen

1927 wurde die erste Messe in der Kirche Herz Jesu gefeiert.
1927 wurde die erste Messe in der Kirche Herz Jesu gefeiert.

Damit wollen sich die Gemeindemitglieder allerdings nicht abfinden. Unter dem Motto „Wie können wir die Sermer Kirche erhalten?“ stellten die Versammlungs-Initiatoren ihre Ideen vor und baten gleichzeitig um weitere Vorschläge. Marlies Schmitz und ihre Mitstreiterinnen hatten sich im Vorfeld bereits Gedanken gemacht und ein Konzept zum Erhalt ihrer Kirche entwickelt: Da bei den beabsichtigten Schließungen die Einsparungen bei den Erhaltungskosten für die Kirchengebäude eine zentrale Rolle spielen, will man in Serm selbst für diese Kosten aufkommen. Dazu sollen aus Spendengeldern, unter anderem durch den Förderverein, die jährlichen Unterhaltskosten finanziert werden. Dafür ist ein Betrag von 10 000 Euro pro Jahr vorgesehen. Zusätzlich ist beabsichtigt, für Reparaturen ein Jahresbudget von 6000 Euro vorzuhalten, das bei Inanspruchnahme immer wieder aufgestockt wird.

Ehrenamtliche wollen Gottesdienste gestalten

Aber nicht nur für den finanziellen Aspekt bieten die Sermer eine Lösung an. Zur Unterstützung von Pastor Rolf Schragmann und für die Zeit ab seinem Ruhestand möchte man ein Team von Ehrenamtlichen finden, das nach einer Ausbildung in der Lage ist, Gottesdienste durchzuführen und das kirchliche Leben in seiner Gesamtheit aufrecht zu erhalten. „Wir müssen vor Ort bleiben. Kirche ist für viele Menschen auch ein Raum, wo man Gemeinschaft erleben kann“, findet Marlies Schmitz.

Messdiener-Leiter Etienne Wolf hatte ein Beispiel aus dem Norden Duisburgs parat, wo ein vergleichbares Modell bereits funktioniert: „In der Röttgersbacher Gemeinde St. Barbara klappt das gut. Dort wird alles von Ehrenamtlichen organisiert, der Kirche entstehen keine Kosten.“

Von der Pfarrei und Pfarrer Roland Winkelmann gab es bisher noch keine Reaktion auf die Vorschläge aus Serm. Dennoch hofft man, noch einmal ins Gespräch zu kommen. Für Bernadette Greilich bietet die mögliche Neuausrichtung sogar eine große Chance: „Wir könnten das Gemeindeleben so organisieren, dass man wieder richtig Lust hat, in die Kirche zu gehen.“

<<< SPARKONZEPT WIRD ALLEN VORGESTELLT

Folgende Kirchen sollen nach dem Entwicklungskonzept geschlossen werden: St. Joseph, Wedau, St. Raphael, Bissingheim (spätestens 2030); St. Stephanus (Ungelsheim), Herz Jesu (Serm), St. Suitbert (Wanheim) und St. Maria Himmelfahrt (Hüttenheim) spätestens 2025.

Am 21. April wird das Konzept auf einer Pfarreiversammlung im Karl-Martin-Haus in Buchholz allen Gemeindemitgliedern vorgestellt. Beginn ist um 18.30 Uhr.