Hamborn. . Der Hamborner Heimatverein ist nach nur zwei Jahren auf 300 Mitglieder gewachsen. Viele Mitglieder haben türkische Wurzeln. Mit Mitbürgern aus anderen Nationen klappte die Kontaktaufnahme weniger gut. Heimatfreund Siegfried Bakiera erzählt eine ganz besondere Integrationsgeschichte.
Der deutsche Heimatfreund riecht neugierig an einer Paprikaschote. Das Gewürz liegt zum Trocknen im Hinterhof eines Hauses im Dichterviertel. Siegfried Bakiera ist eher zufällig mit einer Besuchergruppe hier unterwegs, will etwas über die größte zusammenhängende Arbeitersiedlung Duisburgs erzählen. Stattdessen fragt das Vorstandsmitglied des Heimatvereins Hamborn selbst interessiert nach, was denn da auf den Tisch kommt. 14 Tage später sitzt der 79-Jährige bei der türkischen Familie Aslarn am Tisch und darf die Suppe mit den Gewürzen kosten. Bakiera fragt begeistert: „Kann man denn Integration besser ausdrücken?“ Er gibt die Antwort selbst: „Kaum!“
Der Hamborner möchte die Aslarns jetzt auch gerne für den Heimatverein gewinnen. „Das wäre natürlich schön“, sagt Bakiera. Es sei aber nicht sein Hintergedanke gewesen als er auf die Familie zuging. Die Aslarns wären nicht die ersten Mitglieder mit ausländischen Wurzeln im Heimatverein. In zwei Jahren wurden aus den drei Gründungsmitgliedern 300 Heimatbegeisterte.
"Die meisten Mitglieder sind Deutsche und Türken"
Vor zehn Jahren sagte man mal, wenn der erste Türke der freiwilligen Feuerwehr oder dem Heimatverein beitrete, habe Integration funktioniert. Darf man also jetzt rundum glücklich sein? „Ich habe in meinem Leben viel mit Türken zu tun gehabt. Viele sind hier zu Hause“, sagt Bakiera. Für ihn sei es selbstverständlich, dass dann auch Menschen mit türkischen Wurzeln in ihrem neuen Zuhause Heimatpflege betreiben. Andere Nationen sind allerdings bislang kaum im Heimatverein vertreten. Bei in jüngerer Vergangenheit zugewanderten Gruppen fehlt das Interesse „Es mag einzelne Mitglieder geben, von denen ich das gar nicht weiß. Wir fragen das ja nicht automatisch ab“, sagt Bakiera. „Aber die meisten sind Deutsche und Türken.“
Siegfried Bakiera nutzt die Gelegenheit, für das Dichterviertel eine Lanze zu brechen. „Das Dichterviertel war und ist eine interessante und sehenswerte Siedlung, man muss sie sich nur richtig anschauen.“
Die 25 Hofblöcke mit 2000 Wohnungen seien doch im Gegensatz zu früher richtig schön geworden. Früher habe es Schweineställe im Innenhof gegeben. „Heute sind dieses Innenhöfe sehr schön und bunt gestaltet. Es gibt dort sogar Kindergärten, Spielplätze mit vielen Geräten und auch gepflegten Blumen- und Gemüsegärten.“ Eine neue und alte Heimat eben.
Die Aslarns werden es sich mit der Mitgliedschaft im Heimatverein überlegen – eine von vielen Duisburger Intergrationsgeschichten. Es gibt auch andere Seiten.