Hamborn. . Der Heimatverein Hamborn eröffnete seine Ausstellung zu 100 Jahren Germania-Brotfabrik und zum Widerstandskreis um August Kordahs. 500 Besucher machten Eröffnung zum überragenden Erfolg
Solide gearbeitet sind sie, die 20 großen Schautafeln, auf denen der Heimatverein Hamborn optisch anspruchsvoll illustriert die Geschichte der Germania Brotfabrik beschreibt.
Jener Brotfabrik, die zu Beginn der 1930er Jahre vom Sozialdemokraten August Kordahs gekauft und zu einem Zentrum des Widerstands gegen die Hitler-Diktatur ausgebaut wurde.
Bis zum 11. November werden die Schautafeln und viele andere Ausstellungsstücke im Restaurant „Fish and More“ im alten Hamborner Bahnhof zu sehen sein. Die Resonanz auf die Eröffnungsveranstaltung überwältigte die Organisatoren. Rund 500 Gäste kamen in den Festsaal des alten Bahnhofs, der mal die Wartehalle war.
Unter ihnen August Kordahs Tochter Inge, die ihrerseits von zwei Töchtern begleitet wurde. Ihr dankte der Vorsitzende des Heimatvereins Jörg Weißmann von Herzen. Auch, weil sie im Dialog mit Heimatvereins-Mitglied Hartmut Seelbach zahlreiche Gegenstände aus dem Nachlass ihres Vaters dem Verein übergeben hatte.
„Was zeichnet den Norden, speziell Hamborn, was zeichnet die Menschen hier besonders aus?“ fragte Josef Krings, Duisburgs großer Nachkriegs-Bürgermeister und längst eine politisch-moralische Instanz, bei seiner Eröffnungsrede in Richtung der Gäste. „Solidarität!“ antwortete er sich selbst.
Eine Solidarität, sagte Krings, die aus gegenseitigem Respekt und einem selbstverständlichen Verantwortungsgefühl gegenüber dem Mitmenschen entstehe: „Dass Sie heute Abend hier sind, hat viel damit zu tun“, sagte der Sozialdemokrat, der am 21. Oktober 87 Jahre alt wird, ins Publikum und erntete lang anhaltenden Applaus.
Eine Einsicht, die Krings, wie er sagte, selbst in der Nachkriegszeit gewahr wurde, schrieb er den Gästen ins Stammbuch: „Nazis gab es nicht nur in Berlin und München, die gab es auch in unserer direkten Nachbarschaft.“
Gerade heute sei es deswegen wichtig, an Kordahs und Co. zu erinnern, sagte der große alte Mann der Duisburger SPD, der sich besonders freute, als er Handball-Legende Walter „Spitze“ Schädlich im Publikum entdeckte.
Zuvor hatte bereits der aktuelle Oberbürgermeister Sören Link an die unseligen aktuellen Umtriebe rechter Menschenfänger im Norden und in Rheinhausen erinnert: „Kordahs und die Brotfahrer waren Vorreiter im Kampf gegen den Ungeist der Intoleranz.“ Deswegen sei es im Norden derzeit nicht genug, auf das Engagement anderer zu hoffen: „Da ist jeder selbst gefordert, sich klar zu positionieren.“