Duisburg. . In Laar treiben sich immer häufiger Füchse herum. Auf der Suche nach Futter kommen sie den Menschen gefährlich nah. Jüngst wurden sogar zwei Hunde von den Wildtieren angefallen. Das Problem: Die Füchse vermehren sich meist auf Industriebrachen, zu denen Jäger keinen Zutritt mehr haben.

Leichtfüßig trabt Reineke-Fuchs durch Laar. Zielsicher bewegt er sich auf die Sparkasse zu. Als sich dort die automatische Tür öffnet, erschreckt der Gänse- und Hühnerdieb und trollt sich. Offensichtlich handelte es sich nicht um einen Sparfuchs, wie eine Laarerin schmunzelnd erzählt.

Wirklich begeistert sind indes nicht alle Bewohner dieses zwischen Rhein und Industrie(-brache) liegenden Ortsteils von den Verwandten des Hundes. Immer häufiger bewegen sich Rotfüchse ohne Scheu durch die Straßen, kommen den Menschen gefährlich nah.

Sie streunen durch Privatgärten, Kleingartenanlagen, machen es sich auf Terrassen gemütlich, bedienen sich an ausgelegtem Katzenfutter, plündern Mülleimer und holen sich auch gelegentlich ein Huhn aus einem Stall. Sogar mit einer Windel zwischen den Zähnen wurde er schon auf der Werth­straße gesehen, so die 19-jährige Sarah Holl.

Inzwischen eine Plage

Füchse entwickeln sich in Laar immer mehr zur Plage: Das ist für etliche Bürger, aber auch für Jochen Abels, Mitarbeiter der Unteren Jagdbehörde beim Ordnungsamt der Stadt Duisburg, keine Frage.

Abels, aber auch die Vorsitzende des Bürgervereins Laar, Huberta Terlinden, wissen zu berichten, dass in diesem Ortsteil zumindest ein aggressiver Rotfuchs lebt, der „kleine Hunde angreift“. Das sei natürlich nicht akzeptabel, berichtet der städtische Experte. An einer Stelle, wo ein wilder Vierbeiner bereits mehrfach auffällig geworden ist, versucht man deshalb, das Tier mit einer Falle zu schnappen.

In Duisburg fehlen Hochsitze

Auf eine Umsiedlung indes darf sich Reineke Fuchs dann nicht freuen: Allein im vergangenen Jahr wurden in Duisburg 356 Füchse zur Strecke gebracht. Und das sei nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Abels. Eigentlich müssten die Jäger viel mehr dieser Tiere erlegen, aber das sei in der Stadt schwierig.

Zum einen, weil Hochsitze fehlten (vom Boden aus ist die Jagd schwierig). Zum anderen, weil zum Beispiel auf Industriebrachen wie dem Arcelor-Gelände der amtliche Jäger seit einigen Jahren keinen Zutritt mehr habe. Und dort, unter Brombeer-Urwäldern, verstecken und vermehren sich die Tiere.

Krankheitsüberträger

Auch, wenn Füchse in Deutschland keine Tollwut übertragen (diese Krankheit gilt hierzulande als ausgerottet), so sind sie doch Krankheitsüberträger. Und sind meist auch selbst sehr krank, weshalb die Lebenserwartung nur bei durchschnittlich anderthalb Jahren liege, so Jochen Abels.

In der freien Natur werden die Tiere indes meist fünfmal so alt.

Für den Menschen gefährlich ist der Fuchsbandwurm. Er kann durch ungewaschenes Obst und Gemüse übertragen werden, wenn ein Fuchs damit in Berührung gekommen ist.

Der Wurm schädigt die Leber, die Krankheit kann tödlich enden. Auch Räude (Krätze) werden übertragen. Mit der mitunter lebensbedrohlichen Staupe können sich Hunde anstecken.

Das Futter holen sie aus der Nachbarschaft und verschwinden dann wieder im undurchdringlichen Dickicht. „Füchse sind Kulturfolger“, weiß Abels. Sprich: Sie halten sich besonders gerne dort auf, wo sie leicht an Leckerchen kommen. Und das ist in der Stadt der Fall.

Zäune sind kein Hindernis

In Laar soll es gar einen fast handzahmen Fuchs geben, der nur darauf wartet, gefüttert zu werden. Was nicht verboten, aber doch nicht gern gesehen ist. Denn solche Tiere verlieren sämtliche Scheu und werden, wegen ihrer Krankheiten, zum Risiko für Haustier und Mensch.

Füchse sind schlaue Tiere. Sie lernen schnell, wie sie leicht an Nahrung kommen. Zäune sind für sie meist kein Hindernis: Fast wie Katzen klettern sie auf der einen Seite rauf und auf der anderen runter. Kleine Schlupflöcher in Ställe finden sie spielend. Ihr Kot ist leicht erkennbar – er ist dünn, länglich, katzenähnlich.

Gerne verrichten sie ihr Geschäft in Sandkästen auf Spielplätzen, weiß Jochen Abels. Der Fachmann appelliert deshalb an die Bürger, auf keinen Fall draußen Futter auszulegen, auch nicht für Katzen, denn das frisst Reineke besonders gerne.