Schüsse verunsichern Spaziergänger und Tiere in Duisburg
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Duisburg. . Seit mehreren Wochen knallt es von morgens bis abends im Viertelstundentakt. Schüsse lassen Spaziergänger und Tiere im Duisburger Süden zittern. Ursache sind wohl sogenannte Gas-Schussanlagen, die Wildtiere vertreiben wollen. Die Stadt will den Betreiber ermitteln. Das ist gar nicht so leicht.
Zuerst dachte sie noch, es wäre nur ein Jäger. Mittlerweile hat Petra Landmann die Nase voll von den Schüssen, die seit gut zwei Wochen alle 15 Minuten die Stille am Remberger See erschüttern. „Es knallt schon in aller Herrgottsfrühe.“ Mischlingshund Kira traue sich kaum noch an die frische Luft. Seit vergangener Woche häufen sich die Meldungen über Schüsse rund um das Golfplatzgelände in Huckingen. Verunsicherte Hundehalter meldeten sich in der Redaktion.
Was steckt hinter den merkwürdigen Schüssen? Spaziergänger wollen so genannte Gas-Schussanlagen gesehen haben. Das sind kleine Vorrichtungen, die mit einer Propangas-Flasche verbunden werden. Eine Zeitschaltuhr löst dabei einen Mechanismus aus. Dann strömt etwas Gas aus der Flasche aus. Ein Funke bringt dieses Gas dann zur Explosion. In den Alpen setzt man dieses System mit einer Fernsteuerung oft ein, um Lawinen auszulösen. Im Flachland kommt es – oft verboten – zum Einsatz, um Wildtiere zu vertreiben.
Keine Sache der Polizei
Bei der Polizei sind die vermeintlichen Schüsse kein Thema. Seien tatsächlich solche Gasschussanlagen die Ursache, dann sei die Lärmbelästigung aber auch Sache des Ordnungsamtes, hieß es auf Nachfrage. Das Ordnungsamt erfuhr gestern von den Beschwerden, die zunächst beim Amt für Umwelt und Grün aufgelaufen waren. „Die Kollegen müssen nun recherchieren, wer diese Schussanlage betreibt“, sagt Stadtsprecherin Jennifer Gräfe. Es werde auch gerade geklärt, ob die Anlagen überhaupt in Duisburg betrieben werden dürfen.
Die Suche nach dem Aufsteller gestaltet sich gar nicht so einfach. Spaziergänger berichten, dass die Gasanlagen bereits mehrfach den Standort gewechselt haben. Mal soll sie auf dem Feld bei Gut Kesselsberg gestanden haben, ein anderes Mal in der Nähe von Haus Böckum. Als die Redaktion gestern das weit verzweigte Wegenetz rund um den Huckinger Golfplatz abfuhr, waren keine Gasflaschen zu entdecken und über einen Zeitraum von gut zwei Stunden auch keine Schüsse zu hören.
Pferde und Hunde verschreckt
Von den umliegenden Höfen will niemand die Flaschen aufgestellt haben. Auch Golfplatz-Mitarbeiter streiten jegliche Beteiligung an der Knall-Aktion ab. „Es geht oft schon um 6.30 Uhr los“, sagt Anwohner Michael Ambaum. Auch während der Osterfeiertage habe es schon Ärger mit dem Lärm im Huckinger Süden gegeben.
Andere Spaziergänger berichten von ausgerissenen Hunden und durchgegangenen Pferden. Hausverwalter Josef Paeßens, der ein Auge auf Haus Böckum hat, hat eine Flasche auf einem Acker auf der östlichen Seite der A 59 gesehen. „Wenn der Wind aus der anderen Richtung kommt, ist das kaum zu hören.“
Verschiedene Landkreise, unter anderem in Brandenburg, hatten in den vergangenen Jahren schon generelle Verbote solcher Gasschussanlagen erlassen. Wohl auch, weil die Wirkung auf Wildtiere kaum nachweisbar war. Gerade Vögel hatten sich schnell an die regelmäßig auftretenden Geräusche gewöhnt – der Mensch nicht.
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