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Drei bis vier Tage bevor Reinhard Mosch mit dem Mährescher über die Wiesen fährt, streift er durch das Feld und rammt Stöcke in den Boden. Daran befestigt er gelbe Regenjacken. „Die Tiere sehen die ungewohnten Störenfriede und verlassen aus Angst für ein paar Tage das Gebiet. In der Zeit müssen wir das Feld gemäht haben.“ Und das passiert dann von innen nach außen. „Das ist zwar aufwendiger aber dadurch haben die Tiere die Möglichkeit, noch durch das Gras geschützt, auf ein anderes Feld zu flüchten.“ Denn wenn der Mähdrescher Rehwild, Hase, Rebhuhn oder Fasan erwischt, bleibt von dem Tier nichts mehr übrig. „Die Maschinen sind einfach zu groß und zu stark“, sagt der Ortslandwirt.

Viele Wiesen schon gemäht

Viele Wiesen seien in den letzten Tagen bereits gemäht worden. Normalerweise ist das jedoch bereits Anfang Mai der Fall. Durch das schlechte Wetter fällt der Einsatz der Mähdrescher in diesem Jahr mit der Zeit zusammen, in der die Wildtiere ihre Jungen zur Welt bringen. „Bisher hat zum Glück alles ganz gut geklappt“, sagt Reinhard Mosch. „Die Rehkitze sind mittlerweile so groß, dass sie aufstehen können und die jungen Fasane sind geschlüpft.“ Zum Zeitpunkt des Rheinhochwassers war das leider noch nicht der Fall. „Da gab es vor allem bei den Fasanen und Hasen viele Verluste“, sagt Mosch.

„Der Landschaftsplan regelt die Termine, wann überhaupt gemäht werden darf“, sagt Stadtförster Axel Freude. Traditionell seien die Bauern in Duisburg eng mit der Natur verbunden und nehmen Rücksicht auf die Wildtiere. „Die immer größer und schneller werdenden Maschinen stellen jedoch eine große Gefahr für die Tiere dar.“ Das Ablaufen der zu mähenden Flächen sei deshalb wichtig, da sich vor allem die jüngere Tiere bei Angst instinktiv auf den Boden drückten und nicht flüchten würden.

Der Mündelheimer Landwirt Reinhard Mosch ist sehr darauf bedacht, dass kein Wild unnötig zu Schaden kommt - nicht nur bei der Mahd. „Wenn zum Beispiel ein Hase von einem Hund gejagt wird, rennt er um sein Leben“, weiß er. „Auch wenn er entkommt, fehlt ihm durch die Anstrengung nachher die Milch, um die Jungtiere zu säugen. Und dann verhungern die Kleinen.“

Aus diesem Grund ist Mosch meist auch alles andere als glücklich, wenn er freilaufende Hunde auf seinen Wiesen und Feldern sieht. „Die Hundehalter sagen mir dann zwar immer: ‘Meiner tut nichts’. Aber doch nur, weil die Hasen erfolgreich um ihr Leben rennen.“ Zudem hat Mosch beobachtet, wie sich das Wild in den letzten Jahren auf den Menschen eingestellt hat: „Viele Hasen leben entlang der B 288“, sagt er. „Da lässt nämlich niemand seinen Hund einfach so frei laufen.“