Duisburg. . Bürger machten sich Luft bei der Debatte zum wirtschaftlichen Strukturwandel im Duisburger Norden. Vor allem das geplante Factory Outlet Center erregte wieder die Gemüter – allen voran das von Hochschullehrer Prof. Roland Günter. „Die Bewohner werden für das FOC verjagt“, sagte dieser unter Beifall.
Es dauerte eine knappe Stunde, bis unter den Gästen in der Marxloher Kreuzeskirche bei der Diskussion zum wirtschaftlichen Strukturwandel in Duisburg zum ersten Mal Jubel ausbrach. Folkert Küpers vom Landesfachbereich Handel von Verdi NRW hatte sich bei seiner Rede soeben ordentlich Luft gemacht und den rund 60 Zuhörern aus der Seele gesprochen: „Das FOC ist der Todesstoß für Hamborn!“
Es war der Satz, der den Zuhörern am besten gefiel, an einem Abend, an dem Küpers gemeinsam mit Carsten Tum, Leiter des Stadtentwicklungsdezernents, Wilhelm Bommanns vom Einzelhandels- und Dienstleistungsverband und Hochschullehrer Prof. Roland Günter über das Thema referierten. Allerdings mit unterschiedlichen Standpunkten – und unterschiedlichem Erfolg bei den Gästen.
Carsten Tum wurde ausgebuht
Vor Küpers Worten hatte die Stimmung anders ausgesehen, ja sogar zu kippen gedroht: Carsten Tum hatten die Gäste zuvor ausgebuht.
Immer wieder riefen die Gäste dazwischen, als Tum die Theorie, den Norden mit dem Outlet-Center zu stärken, auffächerte. Etwas besser lief es bei anderen Überlegung, wie dem Bau eines Möbelhauses gegenüber von Ikea. Es gab zwar wenig Zustimmung aber auch keine lautstarke Kritik.
Ebenso wie später Bommanns machte Tum vor allem auf den demografischen Wandel aufmerksam. Jedoch waren die Konzepte der beiden unterschiedlich. „Die Bevölkerung wird weniger und deshalb müssen wir die Innenstadt stärken“, sagte Tum. „Wir brauchen eine Stadt der kurzen Wege“. Ein zweites Einkaufszentrum in Hamborn sei vielversprechend.
Viele leerstehende Geschäfte im Norden
Bommann prangerte allerdings große Einkaufskomplexe und Discounter an. Er wies auf die vielen leerstehenden Geschäfte im Norden hin und warf ein, dass das FOC diese Situation verschlimmern könnte. Damit hatte er das Publikum auf seiner Seite. Ebenso wie Küpers, der für die Entwicklung im Norden – und das FOC – drastische Worte fand und die Gäste geradezu mitriss. Riesige Einkaufszentren, die in Konkurrenz zu praktisch allen anderen Zentren anderer Städte im Ruhrgebiet stehen, seien „dummes Zeug“ und „verrückt“.
Roland Günter ging es in seinem Vortrag vor allem um Menschenrechtsverletzungen im Bezug auf die Planungen im Norden. „Die Bewohner werden für das FOC verjagt“, sagte er unter Beifall. „Das alles hat nichts mit Strukturwandel zu tun. Will die Stadt wirklich die Herstellung von Ruinen?“
Bei der anschließenden Diskussion mit den Rednern machten sich die Zuhörer noch einmal Luft. Viele meldeten sich zu Wort und kritisierten hauptsächlich das FOC.