Bedrohlich groß dimensioniert, somit schädlich für den Handel einer ganzen Region, massiv in der Verkehrsbelastung für den Duisburger Norden, und im Planungsverfahren Tricks bei Zahlen, Fakten und Gesetzen, dies alles, um zu verharmlosen und zu beschwichtigen: So kritisch sehen die Nachbarstädte Dinslaken und Moers, aber auch der Einzelhandelsverband Niederrhein wie auch die niederrheinische IHK das Vorhaben der Stadt Duisburg, in Hamborn ein Factory Outlet Center mit auf gut 25.000 qm Verkaufsfläche zu genehmigen. Dem Aufschrei vom Land stehen zurückhaltend kritisch die Revier-Städte Mülheim, Essen, Oberhausen, sowie die Nachbarn Ratingen und Düsseldorf gegenüber.
Was ist der aktuelle Anlass für das neue Meinungsecho auf den bekannten FOC-Plan? Der Fortgang des Planverfahrens. An 70 Behörden und öffentliche Institutionen hat die Stadt Planungsunterlagen und Gutachten zum FOC-Projekt verschickt und zu einer Stellungnahme aufgefordert. Abgabefrist: 14. Juni. Was also sagen die Städte und Institutionen?
Moers: Lutz Hormes, technischer Beigeordneter sieht den Plan „sehr kritisch“. Die enorme Größe des FOC strahle weit in die ganze Region. Duisburgs Stadtzentrum sei doch jetzt schon gut aufgestellt. Wozu eine zweite Einheit für den Stadtnorden? Die große Sorge: Der Handel am Niederrhein werde Schaden nehmen.
Dinslaken: Genau so sieht man es in Dinslaken. Im Fokus der Kritik: Ein neues Gutachten der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) aus Köln; die sogenannte Auswirkungsanalyse beleuchtet die Folgen des Outlets für die umliegenden Zentren der Nachbarstädte. Diese Auswirkung, so kritisiert die Stadt Dinslaken, werde „unterschätzt“. Man könnte auch sagen, sie wird verharmlost. Weswegen man das Gutachten eher als unbrauchbar betrachtet. Zweites Problem: Die A59 und die problematische Verkehrsauswirkung des FOC auf Dinslakener Stadtgebiet. Dem Gutachten fehle völlig der Aspekt der Verkehrsauswirkung auf die Region.
Mülheim-Essen-Oberhausen: Schon sehr früh haben diese drei Städte nach Duisburg sehr deutlich kritische Hinweise gegeben, die „teilweise aufgegriffen“ wurden. Die jetzt erwarteten Kaufkraft-Abflüsse lägen unterhalb einer kritischen Zehn-Prozent-Schwelle, weswegen die drei Städte, so Mülheims Planungsamtsleiter Jürgen Liebich, jetzt „keine neue Stellungnahme abgeben“ hätten.
Während der Planungsdezernent der Landeshauptstadt Düsseldorf gegenüber der NRZ mauert und auf „Nicht-Öffentlichkeit“ pocht, erklärt sich sein Kollege Klaus Pesch aus Ratingen unverkrampft: „Wer zu einem Outlet will, der fährt da hin. Egal, was die Stadtplaner wollen. In der Stadt Ratingen gibt es ja ein deutlich kleineres Outlet („Esprit“), als das in Duisburg geplante. Wie also könnten wir es selber machen und Duisburg es verbieten wollen?“ Vermutlich sei der neue Möbel-Markt Höffner für den Ratinger Handel die viel größere Gefahr. Aber trotzdem gelte: Viele kleine Belastungen wie jetzt ein Outlet in Duisburg hier und ein neues Center dort, raubten dem Handel am Ende die Kraft.
Der Einzelhandelsverband Niederrhein warnt: Keine andere deutsche Stadt (außer Berlin) verfüge über zwei Hauptzentren. Duisburg wolle es mit dem FOC wagen. Ein falscher Weg! Und: Die Zahlen-Prognose „Umsatz pro Quadratmeter Handelsfläche“ seien klein gerechnet. Der FOC-Umsatz (und somit die Auswirkung auf den Handel der Umgebung) liege nicht bei angeblichen 125 Mio. sondern bei geschätzten 200 Mio. Euro.
Die IHK Niederrhein fragt: Warum fehlen die FOC-Zusatzflächen in dem Gutachten? Wie solle man eine Störfalllage beurteilen, wenn ein Gutachten dazu fehle? Der Plan hantiere hier mit Abständen, die das Gesetz nicht zulasse. Und zum Verkehr: Bitte erst die 4-spurigeAutobahn-Ausfahrt bauen, statt eine Prognose abzugeben und niemand wisse, ob es diese große Ausfahrt jemals geben werde.