Duisburg.
140 Shops auf einer Fläche von 31.000 Quadratmetern, 2500 Parkplätze, ein geplantes Invest von stattlichen 125 Mio. Euro, und ein vom Investor gewünschter ehrgeiziger Baubeginn noch in diesem Herbst 2013: Das sind die Planungsdaten für jenes „Factory Outlet Center“ in Hamborn, das unter der Marke „Douvil“ auf dem Gelände der Hamborner Rhein-Ruhr-Halle und des Stadtbades an den Start gehen soll.
Seit Anfang Mai ist das nicht unumstrittene Großprojekt nun in eine neue Phase der Planung eingetreten: Etwa 70 Behörden und öffentliche Institutionen haben nach Mitteilung der Stadt mittlerweile sämtliche Planungsunterlagen und insgesamt neun Gutachten - darunter auch Teile des mit Spannung erwarteten Störfall-Vorsorge-Gutachten - zugestellt bekommen. Bis Mitte Juni haben die beteiligten Behörden und sonstigen Träger nun Zeit, ihre Stellungnahmen zum geplanten FOC abzugeben.
„Information auf rechtschlichtem Niveau“
In diesem Zusammenhang hatte Stadtplanungsdezernent Carsten Tum am vergangenen Dienstag die Vertreter der Bürgerinitiativen, der Werbegemeinschaft Hamborn/Marxloh, des Vereins türkischer Geschäftsleute (TIAD) und weitere Akteure zu einer neuen Runde des „Runden Tisches“ eingeladen. Das Ziel: Transparenz herstellen.
Ein Ziel, das nach Einschätzung von Sylvia Brennemann, einer Sprecherin der Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz, nur bedingt erreicht wurde: „Wir hatten erst wenige Tage vor diesem Termin überhaupt die geforderte Einsicht in die umfangreichen Akten durchsetzen können.“ Und die Präsentation der Planungsunterlagen am Dienstagabend im Hamborner Rathaus sei auf einem „recht schlichten Niveau“ abgelaufen.
neun Gutachten vorgelegt
Neun verschiedene Gutachten müssen vom FOC-Investor Sevenheck der Stadt als genehmigende Behörde vorgelegt werden. Das sind im einzelnen Gutachten
zur Lage des Einzelhandels,
zur Verkehrssituation,
zur Erschließung des Standorts,
zum Schall (Lärmgutachten),
zu Luftschadstoffen,
zur Altlastenlage,
zu Schadstoffen (allgemein),
zur Störfall-Vorsorge,
zum Artenschutz.
Details seien überhaupt keine mitgeteilt worden. Selbst das mit Spannung erwartete Störfall-Gutachten, das einen Ausweg aus der Abstandsproblematik zwischen dem Chemie-Unternehmen Grillo und dem in unmittelbarer Nachbarschaft geplanten Shopping-Center aufzeigen sollte, habe am Dienstag nicht wirklich vorgelegen.
"Gutachten sei noch nicht fertig"
Die Sprecherin: „Es wurde uns mit den Worten präsentiert, das Gutachten sei noch nicht fertig sei.“ Es ginge zunächst nur um Plausibilität. So spreche das Gutachten zwar davon, dass man den vorgeschriebenem Abstand zwischen dem Chemie-Unternehmen und dem FOC von 900 Metern auf 650 Meter reduzieren könne, wenn Grillo seine unter freiem Himmel gelagerten Schwefeldioxid-Fässer einhause und die Produktion ummantele.“
Genau dies aber hatte Grillo bereits in den zurückliegenden Monaten stets abgelehnt und auf Bestandsschutz gepocht. „Uns wurde ein abschließendes Gutachten dazu in Aussicht gestellt“, so Sylvia Brennemann, „eines, das dann Maßnahmen aufzeigen werde, die eine Koexistenz von Grillo und FOC möglichen machen. Genau darauf haben wir aber jetzt gewartet. Wir bezweifeln aber sehr, dass das je möglich sein wird, außer, der Investor würde sein komplettes FOC einzuhausen!“
Verkehrsgutachten hat Stirnrunzeln ausgelöst
Auch das vorgelegte Verkehrsgutachten habe bei der Initiative Stirnrunzeln ausgelöst. „Wir fragen uns, wer eigentlich all diese vielen Maßnahmen an der A 59 und in der Stadt, leisten will.“ Mit dazu gehört nach Interpretation der Initiative auch rund um das FOC der flächendeckende Austausch von alten maroden Fenstern durch neue schalldichtere Elemente, weil der schon jetzt sehr hohe Lärmpegel durch den zusätzlichen FOC-Verkehr deutlich steigen werde.
Die Bürgerinitiativen, so Brennemann, würden jetzt ebenso wie die übrigen Träger öffentlicher Belange die Planungsunterlagen zunächst im Detail prüfen und später ihre Einwendungen bekannt machen. Verwundert zeigte sich die Sprecherin, dass einzig die BIs an diesem Runden Tisch Fragen und Nachfragen gestellt hätten. „Alle anderen Teilnehmer, deutsche wie türkische Einzelhändler, blieben stumm und hatten keinerlei Fragen!“