Duisburg-Walsum. . Der geplante Abriss des denkmalgeschützten Förderturms des Walsumer Pütt beschäftigte bei der diesjährigen Barbara-Feier die Kumpel.
Die blank polierte Knöpfe ihrer pechschwarzen Kutten blitzen golden, etliche Anstecker zieren die Revers und rote Federbüsche ihre Bergmannsmützen. Gekreuzte Hämmer sind allgegenwärtig. Marschmusik begrüßt die rund 130 Gäste. Der Knappenverein Walsum feierte gestern, wie es Tradition ist, den Barbara-Tag in Aldenrade.
„Mir ist das Brötchen im Hals stecken geblieben"
Neben der Schutzpatronin der Kumpel sollte vor allem ein Thema die Gespräche bestimmen, das Vorhaben der RAG sein, den denkmalgeschützten Förderturm des Walsumer Pütt abzureißen (wir berichteten).
„Mir ist das Brötchen im Hals stecken geblieben, als ich den Zeitungsartikel beim Frühstück gelesen habe“, sagte Vereinschef Uwe Wandelt als er seine Kameraden und ehemaligen Berufskollegen auf eine Adventszeit einstimmte, die für den Knappenverein wohl wenig beschaulich werden wird.
Schützenhilfe aus der Lokalpolitik
Massiv setze der Konzern die Stadt unter Druck, den Denkmalschutz aufzuheben. Als Verein sei man politisch neutral, aber insbesondere dem Erhalt der Bergmannskultur verpflichtet. Daher werde man nicht akzeptieren, dass ein wichtiger Teil Walsumer Geschichte vernichtet wird.
Schützenhilfe kam von Lokalpolitikern. „Walsum wird nicht hinnehmen, dass die Fördertürme abgerissen werden“, versprach Bezirksbürgermeister Heinz Plückelmann, der seine schwarze Bergmannskutte trug. In der Bezirksvertretung werde der RAG-Antrag einstimmig abgelehnt. Auch der Stadtrat, hieß es aus Vereinskreisen, habe dieses Abstimmungsergebnis zugesagt. Von Rückschlägen, so Plückelmann, dürfe man sich aber nicht entmutigen lassen.
Gewerkschaft bekundet Solidarität
„Wir sind, auch als junger Verein, stark im Stadtteil verwurzelt“, sagte der Vorsitzende Wandelt. „Wir können Palaver machen und wir werden kämpfen.“ Denn das Schachtgerüst gehöre einfach zur Walsumer Bergmannstradition.
Auch die Gewerkschaft habe schon Solidarität bekundet und mit den Landtagsabgeordneten Sören Link und Rainer Bischoff wolle man sehr bald sprechen. „Zusammen mit Gewerkschaft und Politik sind wir ein schlagkräftiges Team.“
„Glück auf! Glück auf!“
Dass es der RAG lediglich um die Kosten für das Denkmal geht, daran glaubte gestern in Aldenrade niemand, denn Zechendenkmäler würden andernorts vom Konzern problemlos gefördert. „Da stecken andere Interessen dahinter“, wurde gemunkelt. Mutmaßungen machten auch bereits die Runde: „Die Steag hat Pläne für das Gelände, vielleicht ein neues Kraftwerk.“
Trotz dieses Aufregerthemas ließ es sich der Knappenverein aber nicht nehmen, nach Kranzniederlegung und Messe den Barbara-Tag ordentlich zu feiern. Ein lautes „Glück auf! Glück auf!“ erschütterte den Saal des evangelischen Gemeindezentrums an der Schulstraße als alle Gäste inbrünstig das Steigerlied sangen.
"Sehr zufrieden"
Auch alte Geschichten über Kameraderie unter Tage wurden ausgetauscht und in vergilbten Bergmanns- und Hauerbüchern geblättert. Zur Nostalgie trugen auch die Bergkapelle Niederrhein und der Glückauf-Chor Walsum bei. Schon bald ging’s richtig heiter zu.
„Ich bin sehr zufrieden“, resümierte Uwe Wandelt. Im nächsten Jahr werden sie den Barbara-Tag wieder in der evangelischen Gemeinde feiern.