Bergbau ließ den Hamborner Heinrich Bode auch nach seinem Wechsel in eine andere Branche nicht mehr los.Der Zufall bescherte ihm einen wahren Erinnerungsschatz: 142 Ausgaben der Werkszeitung "Der Förderturm"
WAZ-SERIE SCHICHT AM SCHACHT (11) Feiertagsarbeit, Reparaturen rund um die Uhr, Zeitdruck, weite Fußmärsche mit zentnerschwerem Gerät im Gepäck - "wir waren oft mehr auf der Zeche als zu Hause", erinnert sich der Hamborner Heinrich Bode an seine Zeit unter Tage. Er hat irgendwann den Bergbau verlassen, losgelassen er ihn aber nicht: "Das ist wie die erste Liebe, die man nicht vergisst."
1952 begann Bode seine Ausbildung zum Fernmeldetechniker bei der Hamborner Bergbau AG, als er 1961 das Unternehmen verließ war er Elektrohauer. Unter Tage war er fünf Jahre, und er weiß noch immer, wie schwer eine schlagwettergeschützte Telefonstation ist ("Es gab da ja keinen Kran"), wie weit und beschwerlich der Fußweg in den Untergrund von Baerl.
Als Ende der 50er Jahre die Halden immer höher und erste Schachtanlagen geschlossen wurden, entschloss sich Bode, vom Bergbau "abzukehren" und zur Thyssen-Verkehrstochter Eisenbahn und Häfen zu wechseln.
Die wechselhafte Geschichte des Bergbaus verfolgte er weiter mit besonderem Interesse: "Man hatte ja dort noch seine Freunde und Bekannte." Und durch einen Zufall kam Bode auch noch an einen wahren Schatz für Bergbau-Historiker: 142 Ausgaben der Mitarbeiter-Zeitschrift "Der Förderturm" seines früheren Arbeitgebers. Die sollten im EH-Werksarchiv aussortiert werden, Bode griff zu.
Sorgfältig abgeheftet und mit einem säuberlichen Inhaltsverzeichnis versehen, lässt sich mit den gesammelten Heften nicht nur Bergbau-, sondern auch Zeitgeschichte nachverfolgen: So behandelt Heft 1 aus dem Jahr 1950 die Vorgeschichte Hamborns bis hin zur Eiszeit, während für eines der letzten Hefte aus dem Jahr 1969 der Bergbau-Nachwuchs in einem "Beat-Keller" abgelichtet wurde.
Bode selbst ist zuletzt vor zehn Jahren "angefahren". Da war er mit seiner Frau beim Tag der offenen Tür am Schacht Voerde des Bergwerks Walsum: "Zwei Stunden haben wir dafür angestanden." Das "Aus" für Duisburgs letzte Zeche kommentiert der Bergbau-Begeisterte so: "Es tut einem irgendwie doch weh."