Duisburg. .

Pleiten, Pech und Pannen: Die Probleme im Walsumer Kraftwerkblock 10 wollen kein Ende nehmen. Schon wieder sind 500 undichte Schweißnähte entdeckt worden, die Anlage steht still.

Wann sie in Betrieb geht, weiß niemand. Evonik-Sprecher Jürgen Fröhlich am Mittwoch im Gespräch mit der WAZ: „Die kommerzielle Inbetriebnahme kann sich erheblich verschieben.“

Vor Ort wurde die Nachricht mit Schadenfreude aufgenommen: „Ist doch nur gut für uns“, sagte etwa eine Frau, die in der Nachbarschaft des Kraftwerks wohnt. Sie spricht aus, was viele Walsumer denken. Rechtlich haben die Kritiker die neue 790-Megawatt-Anlage nicht verhindern können, umso mehr freuen sie sich nun, dass die 800-Millionen-Euro-Investition ein Flop ist. Und sie sind froh, dass ihnen noch keine zusätzlichen Feinstäube um die Ohren wehen und keine dicken Dampfwolken den Himmel verdunkeln.

Die große Lösung muss her

Wegen der Dichtigkeitsprobleme im neuen Kraftwerkblock soll Evonik, wie aus gut informierter Quelle zu erfahren war, versucht haben sein, die Anlage mit geringerer Temperatur und somit weniger Druck zu fahren. Wäre das gelungen, hätte man die Anlage so an die neuen Eigentümer übergeben wollen. Wie man hört, ist man im Konsortium daher eher froh, dass jetzt trotzdem wieder Pannen aufgetreten sind. Denn nun führe kein Weg an einer großen Problemlösung vorbei. Was für die Stadtwerke sicherlich die beste Lösung ist.

2010 sollte der neue Kraftwerkblock in Betrieb gehen

Dabei sah anfangs alles so gut aus: Im Herbst 2006 wurde der Grundstein gelegt, drei Jahre später erfolgte die Kesseldruckprobe - ein Grund für Evonik, eine große Party zu feiern. Im Laufe des Jahres 2010 sollte der neue Kraftwerkblock in Betrieb gehen. Und nun ist nicht einmal sicher, ob es in diesem Jahr überhaupt noch klappt.

Nach der erfolgreichen Kesseldruckprobe waren schon bald 1500 undichte Schweißnähte in dem 450 Kilometer langen Rohrgewirr entdeckt worden. In einem aufwendigen Verfahren wurden die Stücke herausgeschnitten und ersetzt. Doch die Katastrophe ging weiter. Während der Reparaturarbeiten entdeckten die Fachleute weitere 1500 undichte Nähte, die ebenfalls beseitigt werden mussten. Außerdem stellte sich heraus, dass die Turbine nicht ordentlich rund lief. Sie musste ausgebaut und per Schiff zu einem Spezialunternehmen nach Berlin gebracht werden, wo man sie nachwuchtete.

Nach einer erneuten Kesseldruckprobe und dem Wiedereinbau der Turbine begann der zweite Probebetrieb Mitte April dieses Jahres. Aber schon nach wenigen Tagen waren erneut Risse in den Schweißnähten aufgetreten.

Block 10 soll nur Strom an Österreich liefern

Die bisherige Reparaturmethode funktioniere also nicht wie erwartet, so Jürgen Fröhlich. Deshalb würden zurzeit technische Lösungsmöglichkeiten geprüft. Offensichtlich ist der verwendete neue Werkstoff mit der Bezeichnung „T 24“ oder „7CrMo“ nicht so belastbar und problemlos zu verwenden, wie die Kraftwerkbauer angenommen haben.

Für das Stadtwerkekonsortium, das auch das Walsumer Kraftwerk im Paket mitgekauft hat, ist das Block-10-Problem kein Grund zur Sorge, so Thorsten Hiermann, Sprecher der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV): „Wir haben das Risiko beim Kaufpreis berücksichtigt.“

Block 10 soll nur Strom an Österreich liefern, hat für die Versorgung in Deutschland also keine Bedeutung.