Duisburg. .
Eine Spezialwerkstatt wuchtet die Turbine des neuen Blocks 10 des Kraftwerkes Walsum nach. Auch die Reparatur der undichten Schweißnähte in dem Block ist noch nicht abgeschlossen.
Die Reparatur der undichten Schweißnähte im neuen Kraftwerkblock Walsum ist noch nicht abgeschlossen. Außerdem ist die Turbine noch nicht nachgewuchtet.
Wann der neue Walsumer Kraftwerkblock mit der Nummer 10 in Betrieb geht, steht weiter in den Sternen. Immer noch laufen die Reparaturarbeiten. Wie mehrfach berichtet, sind rund 1500 Schweißnähte im 450 Kilometer langen Rohrsystem undicht. Diese Stellen können nicht einfach durch eine weitere Naht abgedichtet werden. Vielmehr müssen die undichten Rohre herausgetrennt und durch neue ersetzt werden.
Ausgebaut wurde im Juli bereits der so genannte „Turbinenläufer“, sprich das Schaufelrad mit der Welle. Das Teil ähnelt einer Flugzeugturbine. Bei Kontrollen im Frühjahr waren Unwuchten aufgefallen, die beseitigt werden sollen, damit im Kraftwerk später wirklich alles „rund“ läuft.
Referenzanlage für neue Kunden
Hitachi als Kraftwerkslieferant habe großes Interesse daran, dass „das Pilotprodukt“ tadellos zum Laufen kommt. Erst recht, weil es am Anfang Probleme gegeben habe, so Dr. Wolfgang Konrad, Verantwortlicher bei Evonik-Industries für Neubauprojekte. Für Hitachi gebe es noch einen Grund, ordentliche Arbeit abzuliefern: Man brache eine Referenzanlage für neue Kunden.
Evonik indes braucht Top-Qualität: „Wir müssen zuverlässig Strom liefern“, sagt Konrad. Sonst könnten die Kunden ja gleich zu einem Windstromerzeuger gehen. Da wisse man, dass man nicht immer die gleiche Menge Strom erhalte: „Mal ist Wind, mal nicht.“
Seit rund 50 Jahren sind Steinkohle-Kraftwerke bereits bei Evonik, bez. dem Vorgänger-Unternehmen Steag in Betrieb. Allerdings seien sie technisch immer wieder auf einen höheren Stand gebracht worden, sagt Konrad. Dabei ging es im Wesentlichen um Wirtschaftlichkeit. Eine ebenso lange Laufzeit soll der neue Kraftwerkblock in Walsum erreichen. So gesehen kostet der verzögerte Start zwar Geld, auf lange Sicht aber dürfte der Verlust wieder eingefahren werden, weil sich die Gesamtlaufzeit der Anlage dadurch nicht verkürzt.
Nicht in einem Stück
Der Turbinenläufer wurde per Schiff zu einer Spezialwerkstatt nach Berlin gebracht, die auf das Nachwuchten solcher Bauteile eingestellt ist und einen entsprechenden „Wuchtbunker“ besitzt. Da der Walsumer Auftrag zwischen andere Aufträge „geschoben“ worden sei, habe die Arbeit nicht in einem Stück erledigt werden können, berichtet Alexandra Boy, Pressesprecherin von Evonik-Industries.
Ab Dienstag, 25. August, würden die Restarbeiten in Berlin durchgeführt, danach werde die Turbine wieder nach Duisburg geschifft. Mitte September soll sie am Kraftwerk eintreffen und dann eingebaut werden. Die erneute Montage soll bis zur Betriebsbereitschaft rund einen Monat dauern.
In Walsum wird in erster Linie Strom für EVN, einen Energieversorger aus Niederösterreich produziert. Ursprünglich war geplant, die Anlage in diesem Jahr in Betrieb zu nehmen, vermutlich verzögert sich der Start durch die unerwarteten Probleme bis ins kommende Jahr.
Die Kraftwerkbetreiber haben nicht nur Freunde: Immer wieder kommt es vor den Toren zu Demonstrationen von Duisburgern und Bürgern aus den Nachbarstädten - wegen befürchteter Lärm- und Abgasbelastungen.