Duisburg-Beeck. . Der “3. Tag gegen den Lärm“ an der Theodor-Gesamtschule in Duisburg-Beeck machte die Schüler auf die Gefahren von Lärm aufmerksam. Die „hörenden Zähne“ waren nur eines der Experimenten, die Lehrer Mario Muchel und seine Schüler vorbereitet hatten.
Wer die Ohren gerade nicht benutzen kann, der kann auch mit den Zähnen hören. Glauben Sie nicht? „Stimmt aber“, sagt Mario Muchel, 42 Jahre alt und seines Zeichens Physik- und Techniklehrer an der Beecker Theodor-König-Gesamtschule. Ein von Muchel und seinen Schülern konstruierter Apparat leitet Vibrationen über einen Draht ans Gebiss weiter. Schon Ludwig van Beethoven nutzte das Prinzip. Der erst schwerhörige, dann taube Komponist klemmte eine Holzrute mit dem einen Ende ins Klavier und mit dem anderen Ende zwischen seine Zähne. Die Schwingungen des Instrumentes gelangten über die Rute in das Gebiss und den Kieferknochen weiter zu den Hörzellen im Innenohr, wo sie in Töne umgewandelt wurden.
Erfahren, dass Lärm krank macht
Die „hörenden Zähne“ waren nur eines von vielen spannenden Experimenten, die Lehrer Muchel und seine Schülerinnen und Schüler zum „3. Tag gegen den Lärm“ vorbereitet hatten. Lehrer Muchel und ein Kollege haben sogar einen eigenen Dokumentarfilm gedreht, der den Schülerinnen und Schülern das Problem rund um den Lärm veranschaulicht. Außerdem gibt es eine Lärmpegel-Messung, eine Hörschleuse und eine Gegenüberstellung: Laute, lärmende Schulklasse trifft auf ruhige, konzentrierte Schulklasse. Ganz klar, wer bei dem Vergleich wegen guter Noten taschengeldmäßig ganz weit vorne landet . . .
„Ja, ja“, lacht der Lehrer, „der Unterschied von Stille und Lärm wird mit unserem Programm an diesem Tag für Schüler greifbar und begreifbar gemacht.“
Dass der Name des Projekttages zur lärmend-kreischenden Realität wird, wenn hunderte Schüler an einem Tag durch den Projektraum geschleust werden, versteht sich: „Das ist ja ein Grund, warum wir diesen Tag veranstalten“, sagt Muchel, „die Kinder sollen erfahren, lernen, dass Lärm krank macht.“
"Kinder machen sich über Lautstärke keine Gedanken"
Abgesehen davon, dass die Kinder lernten, über ihre eigene Lautstärke, und deren Auswirkung auf ihre Umwelt nachzudenken, sagt Muchel, biete der Aktionstag auch einen Anlass, einen kritischen Blick auf die Unterhaltungselektronik zu werfen, mit der die Kinder tagtäglich umgingen: „Das Handy ist ein fester Bestandteil des Lebens für die Kinder“, sagt der Lehrer, „da wird natürlich immer vorgeschoben, dass sie es bräuchten, um erreichbar zu sein.“
Vielmehr werde es genutzt der zahlreichen Klingeltöne wegen und um Musik im MP3-Format darauf abzuspielen: „Über die Lautstärke dabei machen sich die Kinder natürlich keine Gedanken“, sagt Muchel. Dafür seien es eben Kinder. Auch Computerspiele und Spielekonsolen seien ein Problem. Weil diese Spiele derart gewaltige, heftige Sinneseindrücke auslösten, dass die kindlichen Hirne mit der Verarbeitung der Eindrücke schlicht überfordert seien.
Eltern sensibilisieren
Die Gesamtschule versucht, sagt der Lehrer, im Rahmen einer „Elternschule“, die Erziehungsberechtigten für diese Probleme zu sensibilisieren: „Damit in den Familien ein bewusster Umgang mit dieser Unterhaltungselektronik stattfindet. Weniger fernsehen, weniger Computerspiele, weniger mp-3-Musik“, sagt Muchel, „dafür mehr mit den Kindern selbst beschäftigen, mit ihnen sprechen, Sport treiben und lesen.“
Ein toller Tipp für die Eltern sei die Einführung eines familieninternen Bonus-Systems, an dem auch Schulen oder Kindergärten teilnehmen könnten: „Gute Leistungen werden dann eben mit einem Wert-Scheck belohnt, der in der Freizeit am Wochenende einzulösen ist: Eine halbe Stunde Playstation als Belohnung für eine gute Leistung.“