Duisburg-Meiderich. . Der Dreck in Duisburg-Meiderich geht Alice und Hans-Jürgen Bochmann gehörig auf den Wecker. Weil die zuständige Landesbehörde ihnen zu wenig tat, nahm das Ehepaar die Müllsäcke selbst in die Hand und sammelte den Unrat an der A-59-Auffahrt ein.
Der Dreck im Stadtteil geht Alice und Hans-Jürgen Bochmann aus Meiderich gehörig auf den Wecker. X-mal haben sie im Laufe der vergangenen zehn Jahre bei den Wirtschaftsbetrieben und der für die Autobahnauf- und -abfahrten zuständige Landesbehörde Strassen.nrw um Reinigung der Straßenränder und der Grünflächen gebeten. Oft vergeblich, manchmal mit mäßigem Erfolg.
Deshalb dachten sie sich bereits vor zehn Jahren: „Es hilft alles nichts, wir müssen selbst Hand anlegen.“ Gesagt, getan: 2001 zogen sich die beiden Meidericher an einem Samstagmorgen Warnwesten an, schnappten sich ein paar Müllsäcke und zogen zur Auffahrt der A 59 am Stadtpark. „Wir haben es einfach nicht mehr ertragen, jeden Tag die Berge von Müll zu sehen“, erinnern sich die beiden. Flugs sammelten sie etliche Säcke des typischen Unrats ein, den Autofahrer gerne mal aus dem Fenster werfen: Flaschen, Pommesschälchen, Servietten, Zigarettenpackungen - kurzum die ganze Palette, die man auch heute noch an jeder Ausfahrt entdeckt (wir berichteten mehrfach). Damals hatten sich die Eheleute an der Saubermach-Aktion des Vereins „Offensive für ein sauberes Duisburg“ beteiligt und „ihre“ Autobahnauffahrt vom Unrat befreit.
Nacht- und Nebelaktion
Drei Jahre später, 2004, wiederholten die Meidericher ihre Aktion - und wieder kamen Berge zusammen. 2010 folgte Teil 3: Sage und schreibe 14 große Müllsäcke stopften Alice und Hans-Jürgen Bochmann voll mit Abfall. Wieder in einer Nacht- und Nebelaktion. Bezirksbürgermeisterin Daniela Stürmann lobte die beiden und organisierte den Abtransport des Mülls.
Bereits im Vorfeld des letzten Einsatzes hatten die Eheleute Innenminister Ralf Jäger angeschrieben, mit der Bitte: Er möge doch seinen Einfluss geltend machen und für mehr Sauberkeit an der Ausfahrt Duisburg-Ruhrort sorgen. „Über diese Abfahrt kommen auswärtige Besucher in den Stadtteil Meiderich“. Sie steuern das Herzzentrum, Ikea, den Landschaftspark Nord aber auch Ruhrort an. Der gesamte Eingangsbereich zum Stadtteil wirke ungepflegt, klagten sie.
Reinigung aus Kostengründen nur zweimal pro Jahr
Statt die Bürger wegen ihres Engagement zu loben, ließ der Duisburger Ralf Jäger nur kühl antworten: „Für die von Ihnen angesprochene Angelegenheit ist eine Zuständigkeit des Innenministeriums NRW nicht gegeben. Ihr Schreiben habe ich daher - Ihr Einverständnis vorausgesetzt - an das Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, wohnen und Verkehr weitergeleitet.“
Diese Behörde wiegelte ab: „... das Problem des achtlosen Wegwerfens von Müll“ sei „leider an vielen Stellen in Nordrhein-Westfalen anzutreffen“. Die ständige Reinigung sei aus Kostengründen nur zweimal jährlich leistbar.
Vorwürfe wegen Gefahr der Reinigungsarbeiten
Alles nichts Neues für die Meidericher. Vertröstungen kennen sie zur Genüge. Womit sie aber nicht gerechnet hatten: Dass das Ministerium ihnen sogar Vorwürfe wegen des Säuberns des Straßenrandes macht: „So sehr ehrenamtliches Engagement von Bürgern zu begrüßen ist, so sehr muss ich Sie jedoch darauf hinweisen, dass der Bereich von Autobahnen und Anschlussstellen hierfür nicht geeignet ist... In diesem Zusammenhang weise ich auf Folgendes Hin: Wenn Bürger im Umfeld Reinigungsarbeiten durchführen, gefährden sie sich selbst und lassen u. U. Situationen entstehen, die auch für andere Verkehrsteilnehmer schwerwiegende Folgen haben können.“
Was die Eheleute nicht davon abhalten wird, schon bald wieder aktiv zu werden. Auf den Ministerhinweis geben sie nicht viel. Die Sauberkeit in ihrem Wohnumfeld ist ihnen wichtiger.