Duisburg-Beeck. . Am Bahndamm in der Beecker Möllershofstraße ließ die Bahn AG sämtliche Bäume und Sträucher roden. Anwohner sind entsetzt und fürchten um ihre Kinder. Die Bahn indes zeigt sich unbeeindruckt: Die Anwohner müssten schon selbst auf ihre Kinder achten.
Ortstermin in Beeck - dem Stadtteil, den die Kommune in den kommenden Monaten nachhaltig begrünen will. Direkt gegenüber der Häuser, die hier am Beginn der Beecker Möllershofstraße stehen, herrschte früher einmal täglich geschäftiges Treiben. Vom alten Beecker Bahnhof aus konnte man hier an den Niederrhein fahren – etwa in den Baerler Busch. In den 80er-Jahren wurde der Bahnhof geschlossen, heute befahren nur noch Güterzüge die Trasse.
Eine Trasse, die bis vor wenigen Tagen eigentlich recht gut abgeschirmt war von den Bürgern, die in den Häusern am Beginn der Möllershofstraße wohnen. Auf einer Länge von 100 bis 120 Metern war der Bahndamm hier richtiggehend bewaldet. Neben rund 70 ausgewachsenen Bäumen, vielen Eichen, Buchen und Robinien, wuchsen hier viele junge Laubbäume. Das Gelände gehört der Bahn AG, und der waren die Beecker-Gewächse ein Dorn im Auge. Dann rückte vor 14 Tagen ein Unternehmen aus Norddeutschland mit Kettensägen und Häckslern an. Kein Baum, kein Strauch blieb auf dem Straßenteilstück an der Möllershofstraße stehen. Viele Anwohner an der Möllershofstraße, darunter couragierte Leserinnen und Leser unserer Zeitung, empfinden den von der Bahn in Auftrag gegebenen Kahlschlag als absolute Zumutung.
"Es wird keine Lärmschutzwand oder irgend etwas in der Art geben“
Die Lärmbelästigung habe sich enorm erhöht, sagt uns ein Anwohner: „Es ist unüberhörbar: Wenn nun nachts die Güterzüge kommen, ist es wesentlich lauter, als zuvor.“ Nun sei es für die Anwohner ja ohnehin nicht leicht gewesen, sich mit dem Güterverkehr auf der Trasse zu arrangieren: „Es war aber in der Tat so, dass die Bäume da eine Art Schallschutzwand gebildet hatten, sagt der entsetzte Anwohner (Name der Redaktion bekannt). Weitere Bürger haben gemerkt, das „die Zeitung“ da ist, noch ein Nachbar schließt sich der Ortsbegehung an: „Bislang konnten wir wegen unserer Kinder eigentlich immer ruhig schlafen“, sagt der Mann, „die Bäume und Büsche hier am Bahndamm waren so dicht, das die Kinder eigentlich gar nicht raufklettern konnten.“
Und wenn, sagt er, habe denen das keinen Spaß gemacht: Zu viele Dornbüsche. Diese natürliche Barriere sei nun weg: „Jetzt können die da rauf, wie sie lustig sind. Einen Zaun gibt es auch nicht.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass die Bahn da nicht für Ausgleich sorgen müsse: „Es kann ja nicht sein, dass die Bahn uns, als ihre Nachbarn, in Sachen Wohnqualität und Sicherheit nachhaltig schädigt?“ Das Mindeste worauf sie jetzt hofften, sagen die Anwohner, sei ein Zaun oder eine Schutzwand: „Unsere grüne Lärmschutzwand hat man uns ja schließlich weggenommen. Pikant: Diese größte Abholz-Aktion fällt in eine Zeit, in der die Stadt Duisburg mit großem Aufwand die nachhaltige Aufforstung und Begrünung des Stadtteils Beeck propagiert. Für die Möllershofstraße sind 6 bis 12 neue Bäume geplant.
Konsequent und eindeutig
Die Reaktion der Bahn AG ist konsequent und eindeutig: Wo käme die Bahn denn hin, sagt ein Sprecher der Bahn AG aus Düsseldorf auf Nachfrage unserer Zeitung, wenn sie auf alle Bahndämme Zäune stellen würde: „Nein, das kommt nicht in Frage. Es wird auch keine Lärmschutzwand oder irgendetwas in der Art geben.“ Die Anwohner der Möllershofstraße, sagt er weiter, müssten bei allem Respekt schon selbst darauf achten, dass die Kinder nicht an die Gleise heran liefen. „Wie wir es machen, machen wir es falsch“, klagt der Bahnsprecher, „grundsätzlich holzen wir nur ab aus Sicherheitsgründen.“
Diese Gründe hätten in Beeck an der Möllershofstraße massiv vorgelegen: „Da ragten Bäume in der Sicherheitsbereich der Gleise hinein und wenn die Sicht eingeschränkt wird, dann müssen wir aktiv werden.“ Ob beschneiden nicht gereicht hätte? „Wir machen’s gründlich“, sagt der Bahnsprecher. Dass es nicht allen Anwohnern gefallen könne, verstehe er ja: „Klar, wenn Bäume gefällt werden, dann ist das immer so eine Sache ... “ Außerdem, sagt der Sprecher, sei – wie bei Grünschnitt üblich – alles mit der Stadt abgestimmt gewesen