Stadt und Anwohner streiten um seltsames Tempolimit in Duisburg
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Duisburg. Auf einer Straße in Duisburg gilt in eine Richtung 30, in die andere 50 km/h. Anwohner fordern, die ganze Straße zur 30-Zone zu machen. Die Stadt sieht jedoch keinen Bedarf, da nur der Belag einer Fahrbahnseite Lärmbelästigungen verursache.
Tempo 30 in der einen Richtung, Tempo 50 in der anderen. „Das gibt’s doch nicht“, denkt man. Irrtum: Gibt’s doch. Und zwar in Röttgersbach. An der Holtener Straße.
Auf einer Strecke von rund 150 Metern, beginnend an der Bushaltestelle Frauenwiese bis zur Einmündung Neuhausweg, wurde in Fahrtrichtung Neumühl vor gut einem Jahr das Tempo auf 30 km/h gesenkt. Entsprechende Schilder weisen darauf hin und der städtische Radarwagen macht dort immer wieder Station. In der Gegenrichtung darf man - wie in der Stadt üblich - mit 50 Stundenkilometern fahren. „Eine Aktion, die doch nur einen Grund hat“, mutmaßt ein ehemaliger Polizeibeamter, der in die Radarfalle getappt ist und nun 35 Euro berappen soll: „Hier will die Stadt abkassieren.“
"Morgens geht es wie auf der Rennbahn zu"
Die führt allerdings einen anderen Grund an: „Aufgrund von Fahrbahnschäden“, heißt es, komme es „zu erheblichen Lärmbelästigungen und Erschütterungen, insbesondere durch den Schwerlastverkehr, an den Häusern der dortigen Anwohner, allerdings nur bei Überfahrung alter Aufbrüche auf der westlichen Fahrbahn in Fahrtrichtung Süden“. „Quatsch“, sagen mehrere Anwohner. Sie wollen damit aber nicht die Vibrationen und den Krach in Frage stellen. Vielmehr finden sie es „Quatsch“, dass die Stadt der Meinung ist, die Belästigungen gebe es nur durch Autos, die in Richtung Süden, sprich vom neuen Kreisverkehr an der Kaiser-Friedrich-Straße nach Neumühl fahren.
Gefährlichste Kreuzungen
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„Am liebsten wäre uns, wenn in beiden Fahrtrichtungen Tempo 30 gälte“, sagt auch SPD-Ratsherr Frank Börner und bekommt Zustimmung des Siedlervereins Frauenwiese, der 108 Mitglieder hat. Nicht alle Anwohner werden durch Lärm und Erschütterungen genervt. Aber durch den mitunter starken Verkehr, besonders morgens, wenn die Arbeit ruft und die Kindergärten und Schulen ihren Betrieb aufnehmen. „Dann geht es hier wie auf der Rennbahn zu“, schimpft das Ehepaar Ute und Hans-Werner Lipinski. Die Röttgersbacher fordern auf der gesamten Strecke zwischen Kreisverkehr und Neuhausweg Tempo 30 in beiden Richtungen. „Damit Kinder und alte Menschen sicher über die Straße kommen.“
Siedler erwägen Protest
Die gesamte Politik in der Bezirksvertretung Hamborn sieht das übrigens genauso und hat bereits im Juni vergangenen Jahres einen entsprechenden Antrag gestellt. „Aber die Stadt macht nichts“, ärgert sich Frank Börner. „Die sitzen das aus“, sagt er mit Blick auf die Verwaltungsmitarbeiter, „die beeindruckt unser Votum offensichtlich nicht“. Vielleicht kommt Bewegung in die Sache, wenn der pensionierte Polizeibeamte sein 35-Euro-Knöllchen nicht bezahlt, sondern vom Gericht klären lässt, ob eine solche - buchstäblich einseitige - Temporeduzierung überhaupt zulässig ist. Er ist sich sicher: „Sowas gibt es genau einmal in Deutschland. In Duisburg.“
Die Siedler indes können sich durchaus vorstellen, auch noch mal Rabatz zu machen. Eine Demonstration etwa schwebt ihnen vor. 100 Leute wären durchaus bereit, für Tempo 30 auf die Straße zu gehen. Tatsächlich rollt über die Holtener Straße relativ viel Verkehr. Die Strecke dient nicht nur als Verbindung zwischen den Ortsteilen, sie ist auch Teil der Zufahrt zur A 3 in Oberhausen-Biefang und zur A 42 in Neumühl. Und wird deshalb auch von vielen Lastwagenfahrern genutzt.
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