Duisburg. Die Beecker Kirmes wird erstmals seit 2019 wieder stattfinden. Der Duisburger Traditionsrummel ist stark geschrumpft – und noch nicht gerettet.

Mit viel Engagement, Beharrlichkeit und Geduld haben die Menschen aus Beeck für das Überleben ihrer kriselnden Traditionskirmes gekämpft. Jetzt steht fest, dass es tatsächlich einen Neustart gibt. Duisburg Kontor, der städtischer Veranstalter, hat nun konkrete Details für den diesjährigen Jahrmarkt im Duisburger Norden vorgestellt – die Pläne bleiben jedoch hinter den Erwartungen vieler Kirmesliebhaber zurück. So klein wie im kommenden Sommer war das Volksfest mit jahrhundertelanger Geschichte mindestens seit den Sechzigerjahren nicht mehr.

Trotzdem ist Duisburg Kontor merklich erleichtert, dass sich erstmals seit 2019 überhaupt wieder die Karussells drehen. „Wir haben seit einem Jahr gekämpft, um die Beecker Kirmes zu retten. Dabei mussten wir viele Rückschläge einstecken und wieder Vertrauen aufbauen“, blickt Sprecher Alexander Klomparend auf eine turbulente Zeit zurück.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Die jüngste 480. Auflage im Jahr 2019 wurde viel kritisiert. Damals beteiligten sich gut 150 Schausteller, das galt dem Publikum als zu klein und zu unattraktiv. Entsprechend brachen die Besucherzahlen ein.

Darauf folgte die Corona-Zwangspause und anschließend eine hitzige Diskussion um einen Ersatzrummel am MSV-Stadion. Nach langem Hickhack gab es schließlich die überraschenden Absage im Frühjahr 2022, weil kaum noch ein Schausteller nach Beeck kommen wollte.

Neuauflage der Beecker Kirmes wird deutlich kleiner als vor der Corona-Pandemie

Der beherzte Kampf von ortsansässigen Vereinen und Lokalpolitikern für den Erhalt des Volksfestes im Stadtnorden brachte letztlich neuen Schwung in die Kirmes, der die Veranstalter unabhängig von den nackten Zahlen hoffnungsvoll stimmt.

So haben sich laut Duisburg Kontor bisher nur 160 Karussellbetreiber und Budenbesitzer unverbindlich auf den Jahrmarkt beworben. Erfahrungsgemäß schickt davon ein gutes Drittel unterschriebene Verträge zurück. Derzeit planen die städtischen Fachleute eine Veranstaltung mit 60 Schaustellerbetrieben. Das ist kaum mehr als die mickrige Zahl, mit der im vergangenen Jahr keine Kirmes möglich schien.

Doch diesmal gebe es einen entscheidenden Unterschied, wie Alexander Klomparend betont: „Wir haben einen super Mix. Der Anteil an Fahrgeschäften ist enorm, fast ein Drittel.“ Die Randgeschäfte, die die Strecken zwischen den Karussells füllen, seien jetzt sehr vielversprechend. So gebe es, anders als 2022, kaum Dubletten unter den Bewerbern. Und das Wichtigste: Ganze zehn der attraktiven Großfahrgeschäfte haben demnach Interesse bekundet, darunter zwei Hochfahrgeschäfte. Im Vorjahr hatten nur vier Großkarussells die Verträge unterschrieben.

Veranstalter verspricht „eine attraktive Straßenkirmes mit Feuerwerk und allem Zipp und Zapp“

„Für ihre Größe wird das eine attraktive Straßenkirmes mit Feuerwerk und allem Zipp und Zapp“, gibt sich Klomparend überzeugt. Zumal erste Verträge bereits verschickt worden seien und täglich weitere Bewerbungen von Schaustellern für Beeck eingingen. Das ist nicht überraschend, wird doch aus der Branche signalisiert, dass sie dringend mehr Veranstaltungen brauchen, damit die Betriebe überleben können.

Daher bleiben das Kirmeskonzept und der Standplan weiterhin flexibel. „Größer geht immer“, betont der Sprecher. Doch aufgrund der sehr schwierigen Ausgangslage seien Erwartungen an die Größe von 2019 „einfach nicht seriös“. Tatsächlich gibt es Forderungen von Schaustellern und Politikern, dass die Beecker Kirmes wieder zur größten am Niederrhein werden müsse.

Auch interessant

Jedoch steht fest, dass es diesmal und auch in naher Zukunft keine Großkirmes mit 250 oder Karussells und Buden mehr wird. Deshalb sieht der aktuelle Lageplan vor, dass der Kirmesplatz, die Karl-Albert-Straße und die Straße Am Beeckbach bespielt werden. Überlegungen schließen auch die Wiese hinter dem Oberhof mit ein. Sollten die Veranstalter noch weitere Karussells und Randgeschäfte gewinnen können, könnte zusätzlich auf einem Teil der Straße Lange Kamp bis zur Friedrich-Ebert-Straße aufgebaut werden.

Rahmenprogramm soll vor allem Kirmesliebhaber ansprechen

Parallel muss die Stadttochter nun am Rahmenprogramm arbeiten, um auch Menschen zum Volksfest zu locken, die nicht allein wegen einem Autoscooter, der Wilden Maus oder Zuckerwatte kommen würden. „Junge Familien sind unsere Hauptzielgruppe, denn eine Kirmes fasziniert Kinder besonders“, sagt Klomparend. Ansprechen soll der Traditionsrummel allerdings alle, „die Spaß haben wollen, feiern wollen, auf Fahrgeschäften den Nervenkitzel suchen und die Atmosphäre eines Jahrmarkts lieben“.

Dementsprechend müsse das Programm auch „die Leute abholen, die eine Affinität zur Kirmes haben“. Dasselbe gelte für den Hauptact, und dabei gehe es natürlich nicht um Alicia Keys oder Metallica. Ebenso wenig um den Marxloher Rapper Majoe.

Die Erwartungen an das Programm sind allerdings groß. So forderte zuletzt die grüne Ratsfrau Pelin Osman, dass die Veranstalter den Jahrmarkt modern aufstellen und nicht die vielen Familien mit Migrationshintergrund im Stadtteil vergessen. Mit Schweinsbratwurst oder deutschem Schlager spreche man einen Großteil der Beecker überhaupt nicht an.

Kassensturz entscheidet – noch ist der Traditionsrummel nicht gerettet

Das ist natürlich auch dem städtischen Veranstalter bewusst. „Mit unserer Kirmes wollen wir das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Stadt stärken und eine gemeinsame Identität stiften“, so Alexander Klomparend. Auf dem Jahrmarkt sollen demnach Menschen aus allen Herren Länder zusammen feiern und Spaß haben.

Zwar sollen das Programm und Angebot möglichst divers und breit sein, aber, ordnet der Kontor-Sprecher ein, „von den Beeckern allein kann die Veranstaltung nicht existieren“. Das Überleben sei also bei allem Wachstumswillen noch nicht gesichert: „Eine Kirmes kann nie erfolgreich sein, wenn die Umsätze der Schausteller nicht stimmen.“

Ein Jahrmarkt, auf dem die Karussellbesitzer, Schießbuden-Chefs oder Imbissbetreiber kein Geld verdienen können, hat keine ernsthafte Überlebenschance. Deshalb bestimmt auch der diesjährige Neustart der Beecker Kirmes, ob sie eine Zukunft hat und im nächsten Jahr wachsen kann. Der Kampf für den Traditionsrummel macht zwar Mut, ist aber noch längst keine Erfolgsgarantie.

>> Fünftägige Sause beginnt am 30. Juni

● Stattfinden wird die Beecker Kirmes vom 30. Juni bis zum 4. Juli 2023. So schreibt es die städtische Volksfestsatzung vor – und an dem Termin rund ums erste Juli-Wochenende soll auch in den nächsten Jahren nicht gerüttelt werden. Auf Bitten der Schausteller ist die Stadt 2017 erstmals vom traditionellen Termin Ende August abgewichen. Zu groß war in der Branche die Konkurrenz durch das zeitgleiche Neusser Schützenfest.

● Zudem fordern die Schausteller, dass der Kirmesplatz modernisiert wird. Gerade für die beliebten Großfahrgeschäfte ist sein schlechter Zustand zu unattraktiv. Aktuell plant die Stadt, das Kirmesgelände für den Rummel 2024 umzubauen. Der Entwurf soll im März vorgestellt werden.

● Ergänzend zur Beecker Kirmes brauchen die örtlichen Schausteller mehr Feste, um Geld zu verdienen. Derzeit liegt im Rathaus der Antrag eines Duisburger Branchenverbands vor, zusätzlich Ende Juli eine Sommerkirmes am MSV-Stadion zu veranstalten. Details klären die Schausteller derzeit mit der Stadtverwaltung.